Lendringsen. Firmenchef Ulrich Bettermann (OBO) will im Biebertal bauen. Anwohner ärgern sich über die große Halle im Grünen. Für die Stadt ist der Fall klar.

Unternehmer Ulrich Leo Bettermann (74) will am oberen Ende des Biebertals am Eilinger Kamp ein neues Logistikzentrum bauen. Im ersten Bauabschnitt soll eine 11.000 Quadratmeter große Halle entstehen. Zwei weitere etwas kleiner Hallen sind bereits in Planung. Für die Flächen existiert bereits ein viele Jahrzehnte alter Bebauungsplan, der bislang jedoch nie zum Tragen kam.

„Wir brauchen weitere Logistikflächen“, sagt Bettermann. OBO wolle in der neuen Halle fertige Produkte aus dem Hüingser Werk und Materialien aus der niederländischen Produktion zwischenlagern. Schon jetzt müsse man verteilt über das Stadtgebiet Lagerflächen von anderen Firmen anmieten. Diesen Zustand wolle OBO beenden. „Wir platzen aus allen Nähten.“ Der Firmenchef kündigt eine Investition von 15 Millionen Euro an. Am Eilinger Kamp sollen etwa 70 Arbeitsplätze neu entstehen. +++ Zum Thema: OBO Bettermann droht mit Blockade der Bahnschienen +++

Grundstücke seit 1958 im Besitz von Bettermann

Die drei geplanten Hallen im Gewerbegebiet unterhalb der Lürbke.
Die drei geplanten Hallen im Gewerbegebiet unterhalb der Lürbke. © WP | Aline Rinke

Die Familie Bettermann sei bereits seit 1958 im Besitz der Grundstücke, erklärt Bettermann. Schon damals sei die Fläche als Gewerbefläche ausgewiesen gewesen. Man habe die Möglichkeiten des Bebauungsplanes aber nie ausgeschöpft, sagt Bettermann. „Wir haben sogar selbst drei Enteignungen mitgemacht.“ Erst sei die Straße über das Gelände gelegt worden. Dann seien zwei Gasleitungen dazu gekommen. Das setze auch jetzt beim Bau enge Grenzen, weil die Leitungen nicht bebaut werden dürfen. Bettermann hat den Bauantrag für die erste Halle Ende April eingereicht. Er zeigt sich zuversichtlich und sagt: „Wir fangen an, sobald wir die Baugenehmigung bekommen.“

In der Nachbarschaft zeigt man sich alarmiert. Anwohner wollen den Bau der Halle verhindern. Sie erinnern die Stadtverwaltung daran, dass die Bezirksregierung einen Auftrag an die Stadt erteilt hatte, das Gewerbegebiet so umzuplanen, dass sich die mögliche Bebauung besser mit dem Landschafts- und Naturschutz vertrage. „Die Stadtverwaltung hat uns selbst noch mitgeteilt, dass auf dieser Fläche nur Sport- und Freizeitnutzung möglich sein soll“, sagt ein Anwohner. Mit einer riesigen Halle sehe das wohl anders aus. Betroffen sind neben den wenigen Anwohnern vom Eilinger Kamp vor allem Lürbker, die künftig von oben auf die OBO-Hallen blicken müssten.

Stadt: Formal spricht nichts mehr gegen den Bau

Die Fläche am Eilinger Kamp ist bereits vermessen. Hier soll bald gebaut werden.
Die Fläche am Eilinger Kamp ist bereits vermessen. Hier soll bald gebaut werden. © Westfalenpost | Arne Poll

Aus Sicht der Stadtverwaltung spricht aus formaler Sicht kaum noch etwas gegen den Bau. „Das ist ein bestehender Bebauungsplan der ehemaligen Gemeinde Lendringsen“, erklärt Stadtsprecher Johannes Ehrlich. Schon damals sei das Gelände für die Erweiterung des OBO-Werkes vorgesehen gewesen. Dass die Möglichkeiten des Bebauungsplans über so viele Jahre nicht genutzt wurden, sei ungewöhnlich. „Wir haben deshalb die Rechtskraft dieses Plans überprüfen lassen“, sagt Ehrlich. Ein Gutachter, ein ehemaliger Richter am Bundesverwaltungsgericht, habe der Stadt bestätigt, dass der Bebauungsplan weiter Bestand habe. Das heißt, dass ein Bauantrag genehmigt werden muss, solange er den Maßgaben des Bebauungsplans entspricht. Ehrlich: „Bei einem normalen Bauantrag ist eine öffentliche Beteiligung nicht mehr vorgesehen.“

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Ulrich Bettermann sieht selbst wenig Kompromissmöglichkeiten: „Wo wollen Sie sonst bauen?“ Er kündigt an, dass die Anwohner zumindest vom Verkehr nicht unmittelbar betroffen sein sollen. Der Verkehr werde später vom Firmengelände direkt auf die Bundesstraße geführt. Außerdem müsse man nicht mit einem ständigen Pendelverkehr zwischen den Standorten in Hüingsen und dem Biebertal rechnen. Es werde vielleicht zweimal am Tag ein Lastwagen hin und her fahren. Bettermann zeigt wenig Verständnis dafür, falls sich jemand vom Eilinger Kamp beschwere. Dort habe man ohnehin nur ein Wohnhaus bauen dürfen, wenn dies nur Anhängsel zu einem eigenen Gewerbebetrieb sei. Wer am Eilinger Kamp wohne, wisse, dass es sich um eine Gewerbefläche und entsprechendes Bauland handele.