Menden. Volker Fleige erntet Kritik für seinen Drogen-Scherz beim Kunstfestival Passagen. Was sagen Fleige, Bürgermeister und Kritiker jetzt dazu?

Alt-Bürgermeister Volker Fleige erntet für seine Bemerkung bei der Programmvorstellung zum Kunstfest Passagen Kritik, wird aber auch von Zuhörern aus dem Saal verteidigt. Fleige hatte Besuchern – wohl zynisch-provokant – geraten, sie sollten besser berauscht zu seiner Aufführung kommen und zuhause „vorglühen“.

Auf Nachfrage der Redaktion will Fleige, der die Inhalte des Festivals verantwortet, seine Bemerkung nicht weiter erklären. Aber wie war sie denn gemeint und was wollte er bezwecken? Volker Fleige verweist auf Nachfrage der Redaktion auf andere Besucher, die man dazu befragen solle. Zu seinem angekündigten Programmpunkt „Berauschende Trips – von Alkohol bis LSD“ verweist er auf das Programm im Internet: „Da steht auch inhaltlich, was Sie erwartet.“ +++ Das könnte Sie auch interessieren: Bürgermeister von Menden provoziert Besucher mit Peitsche +++

Schröder: Stadt ruft nicht zum Drogenkonsum auf und duldet das nicht

Es sei absolut klar, dass Fleige diese Aussage nicht ernst meine, erklärt Bürgermeister Roland Schröder, der selbst am Freitagabend bei der Veranstaltung war. Es habe wohl kein Zuhörer die Aussage als ernsthaften Aufruf verstanden. Schröder stellt klar: Die Stadtverwaltung werde nie zum Drogenkonsum aufrufen und das auch bei keiner ihrer Veranstaltungen dulden. Die Stadt ist offiziell Veranstalter von „Passagen“. +++ Bürgermeister aus Menden verschickt aus Versehen Läster-Mail an Bürgerin +++

Viele Kritiker halten die Bemerkung für geschmacklos, auch wenn sie nur ein Scherz sei. Vor allem Fleiges frühere Parteifreunde aus der SPD kritisieren den ausgetretenen 64-Jährigen scharf: „Wie viele Existenzen sind an Drogen zugrunde gegangen. Für meine eigenen Kinder kann ich nur beten, dass sie damit nicht in Berührung geraten und auch die Auswirkungen des Alkoholismus sind verheerend“, sagt SPD-Ratsherr Ingo Günnewicht. „Da braucht’s dann auch keine ,lustigen’ Tipps und Humor.“ +++ Auch interessant: Deshalb tritt Volker Fleige aus der SPD aus +++

Stadt Menden verweist auf die Kunstfreiheit

Die Stadtverwaltung stellt sich dabei hinter die Kunstfreiheit. „Kunst darf auch provozieren. Das weiß Volker Fleige“, sagt Stadtsprecher Johannes Ehrlich. Er verweist auf andere Fleige-Zitate, die in der Vergangenheit im Fokus standen. Auch Bürgermeister Roland Schröder will sich inhaltlich nicht in die künstlerische Freiheit einmischen. Gleichwohl müsse Volker Fleige mit der Resonanz leben. Er bedauere aber, dass jetzt diese Aussage über dem restlichen Programm des Abends stehe.

Johannes Ehrlich sagt: „Wir wollen die Gesamtreihe nicht auf das reduzieren. Das wird dem nicht gerecht.“ Das Kunstfestival bestehe aus zahlreichen Programmpunkten, nicht nur aus dem Abend rund um den Rausch. Gegenüber der Redaktion zeigen sich Mitglieder des Kulturausschusses gerade deshalb verärgert. Fleige lasse mit so einer Bemerkung, die erneut heftig provoziere, die Arbeit anderer vergessen. Der Kulturausschuss hatte zwar weitere Auflagen des viel kritisierten Kunstfestes genehmigt, es aber zur Auflage gemacht, dass das Programm breiter aufgestellt werden müsse. Tenor: weniger Fleige, mehr Menden. +++ Rückblick: Volker Fleige unterstellt CDU-Ratsherr Wahnsinn +++

Suchtberater: entspannter Umgang, aber Drogen nicht cool oder witzig darstellen

Kulturbüroleiter Andreas Nolte und die Mendener Drogenberatung wollen sich zu dem Thema nicht äußern und verweisen allgemein auf die Stadtverwaltung. Ein anderer Suchtberater rät gegenüber der Redaktion auch sprachlich zu einem entspannten Umgang mit dem Thema Drogen. Man dürfe weder verherrlichen, noch verteufeln um ernstgenommen zu werden. Aber: Tatsächlich sei es wichtig, Rausch auch sprachlich nicht als „cool“ oder witzig zu verharmlosen. Der Erfolg zeige sich aktuell beim Rauchen. Das werde unter Jugendlichen in der Mehrheit nicht mehr als lässig, sondern eher als ekelig wahrgenommen. +++ Hintergrund: Fleige vergleicht Rechnungsprüfer mit Volksgerichtshof +++

Was erwartet denn eigentlich die Besucher bei Fleiges Veranstaltung? Bei den künstlerischen „Berauschenden Trips“ am 2. September gehe es vor allem um Texte, die sich dem Rauschzustand widmen, erklärt Roland Schröder. Diese gebe es in der Literatur-Geschichte reichlich. Dazu gehöre auch die kritische Auseinandersetzung mit Rausch und Sucht. Und noch eine Klarstellung: Es sei nicht zu befürchten, dass jemand Drogen auf der Bühne konsumieren werde.