Menden. Gut zwei Wochen ist das Jahrhundert-Hochwasser nun her. Der Mendener Feuerwehr-Chef hat die kreisweiten Einsätze mitkoordiniert.

Das Jahrhundert-Hochwasser vom 14. und 15. Juli hat den Märkischen Kreis hart getroffen. Während Menden noch „mit einem blauen Auge davongekommen ist“, wie die Feuerwehr erklärt, war die Lage in der Einsatzzentrale des Kreises mitunter angespannt. Der Mendener Feuerwehr-Chef, Christian Bongard, hat die kreisweiten Einsätze mitkoordiniert und spricht von einem bisher nicht dagewesenen Szenario.

Kreisweites Ausmaß war früh klar

Als die Hönne am späten Nachmittag des 14. Juli zusehends steigt und schließlich über die Ufer tritt, ist der Mendener Feuerwehr-Chef gar nicht vor Ort. Er und der Lendringser Michael Schelp mussten die Einsatzleitung MK unterstützen, während Städte wie Altena von den Schlamm-Massen überrollt wurden und die Straßen zeitweise unpassierbar waren. Seit 2006 ist Christian Bongard einer von mehreren Feuerwehr-Leitern im Kreis, die in solchen Großeinsatzlagen Maßnahmen mitkoordinieren. Seine Stellvertreter übernehmen derweil die Leitung in der Hönnestadt. „Das ist auch nicht so tragisch“, sagt Bongard, denn die Mendener Feuerwehr sei in allen Bereichen breit aufgestellt.

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Dass es den MK am 14. und 15. Juli schwer treffen würde, zeichnete sich demnach bereits morgens ab. Über eine Whatsapp-Gruppe tauschten sich die Wehrleiter aus. Um 18 Uhr löste Bongard mit weiteren Kollegen die erste Schicht ab für die nächsten 12 Stunden. „Wir mussten uns unseren Weg suchen, damit wir überhaupt noch durchkamen nach Lüdenscheid“, beschreibt er den Weg zur Einsatzzentrale. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits sechs Züge aus dem Kreis Soest zur Unterstützung auf dem Weg, dazu kamen THW-Einheiten und der Betrieb erster Sandsackbefüllplätze. „Es war absehbar, dass das keine Lage ist, die zwei Stunden dauert – und danach gehen wir alle wieder nach Hause, sondern dass es ein längeres Szenario wird“, so Bongard. Nach und nach musste die Einsatzleitung so auf die Meldungen reagieren – und priorisieren. Voll gelaufene Keller auszupumpen, war zu diesem Zeitpunkt angesichts der Wassermassen vielerorts eigentlich schon aussichtslos. Eine mobile Führungsunterstützung aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein löste um 6 Uhr morgens Bongard und seine Kollegen ab. Der Vorteil: Diese Einheiten waren personell stärker besetzt, als es die Feuerwehren im MK zu diesem Zeitpunkt – aufgrund von Einsätzen im eigenen Stadtgebiet – konnten. „Ich denke, wir haben das ganz gut hinbekommen“, resümiert Christian Bongard.

Weitere Hilfen laufen

Dass die Einsatzleitung MK überhaupt in diesem Umfang tätig werden musste, hat Bongard in seiner Feuerwehr-Zeit so noch nicht erlebt. Schon alleine dieser Fakt zeige das Ausmaß der Naturkatastrophe. „Seit 2006 bin ich noch in keiner vergleichbaren Lage gewesen. So ein Szenario hatten wir noch nicht“, erklärt Bongard. Selbst bei den verheerenden Waldbränden in Altena im Sommer 2018 war die Einsatzleitung – trotz unterstützender Kräfte aus dem gesamten Kreis – nicht in diesem Umfang tätig. Eine Nachbesprechung mit dem Kreisbrandmeister ist vorgesehen.

Doch gänzlich beendet ist der Unwetter-Einsatz für die Feuerwehren des Märkischen Kreises nicht. Zum einen dauern die Aufräumtätigkeiten in den betroffenen Gebieten an. „Im Hintergrund wird auch für den Rhein-Erft-Kreis und den Kreis Euskirchen weitergearbeitet“, sagt Bongard. Kräfte der Mendener Feuerwehr sind in den besonders betroffenen Gebieten in NRW derzeit jedoch nicht im Einsatz.