Menden. Feuerwehr und Stadt sind sich einig: Ohne die Maßnahmen zum Hochwasserschutz hätte es Menden diesmal deutlich schlimmer getroffen.
Das erste große Hochwasser nach 2007, mit deutlich höheren Pegelständen der Hönne als damals, ist auch eine Bewährungsprobe für die seitdem eingerichteten Schutzmaßnahmen. Zwar gibt es vereinzelt Kritik, doch ohne die Renaturierungsarbeiten, so eine Einschätzung der Feuerwehr und Verwaltung, hätte vermutlich die gesamte Innenstadt unter Wasser gestanden.
Weitere Maßnahmen möglich
Das Einsatzaufkommen der Feuerwehr am Mittwochnachmittag, 14. Juli, spricht Bände: Weit über 100 Notrufe gingen bei der Mendener Wehr ein. Voll gelaufene Keller und Industriebetriebe, die drohten geflutet zu werden, hielten die Einsatzkräfte stundenlang in Atmen. Mit Mühe konnte die Wehr Betriebe wie Kludi und VTI unterhalb der Oeseteiche davor bewahren, abzusaufen. Zwei Tage nach dem Hochwasser zieht die städtische Umweltabteilung ein positives Fazit der Schutzmaßnahmen.
„Die Oeseteiche sind absolut dicht“, sagt Rainer Lückermann aus der Umweltabteilung. Anfang 2019 hatte die Stadt den Hochwasserschutz einem ersten Stresstest unterzogen. Gezielt ist damals Wasser aus der Oese in die Teiche gelassen worden. Jetzt, gut zweieinhalb Jahre später, konnten sich die Teiche wie auch die Aufweitung der Hönne am Walzweg oder an der Balver Straße bewähren. Gleichwohl: „Wir haben gemerkt, dass die Maßnahmen ihre Grenzen haben“, sagt Stadtsprecher Johannes Ehrlich. Derzeit analysiere die Stadt daher auch, wo weitere Ausbesserungen nötig werden könnten.
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Dass der Oeseteich zum Industriegebiet hin übergelaufen ist, sei gewollt gewesen, erklärt Rainer Lückermann. Über die Böschungskante fluteten die Wassermassen eine nahe gelegene Aue. „Das Wasser, dass sich in der Aue ausbreitet, kann nicht in Keller fließen“, sagt Lückermann. Fazit fürs erste: Ohne die getroffenen Maßnahmen wäre Menden deutlich schwerer getroffen worden. Gleichwohl: Überschwemmungen bei Pegelständen der Hönne jenseits von 3 Metern seien auch so nicht zu verhindern. „Es ist schwer, ein Vergleichsmodell zu haben. Wir können es nur verbessern.“ Das sei ähnlich mit Corona-Schutzmaßnahmen zu vergleichen. Maskenpflicht, Abstandhalten und regelmäßiges Händewaschen schaffen eine gewisse Sicherheit, eine Infektion verhindern können sie aber nicht gänzlich.
Wasser spült Gasleitung frei
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Allein an den Pegelständen lassen sich die Ausmaße ablesen. 2,95 Meter hoch stand die Hönne damals in der Spitze. Am Mittwoch lag sie bei gut 3,20 Metern. Knapp 30 Zentimeter mögen auf den ersten Blick zwar nicht viel sein, unterm Strich entscheidet sich aber genau hier, ob eine Stadt komplett geflutet wird – oder mit einem sprichwörtlich blauen Auge davonkommt. 2007 hat es Baumarkt und Werkstatt am Hönnenwerth oder aber den Bauhof an der Unteren Promenade nur knapp erwischt. Diesmal standen beide Bereiche deutlich unter Wasser. „Wir können solche Hochwasserlagen nicht zu 100 Prozent verhindern“, so Rainer Lückermann.
Größere Schäden an den Retentionsflächen, also den Überschwemmungsbereichen, konnten bislang nicht festgestellt werden. Einzig an den Oeseauen haben die Wassermassen eine Gasleitung von Westnetz frei gelegt. Sinken die Pegelstände weiter, will die Umweltabteilung mögliche Reparaturen ausfindig machen.