Menden. Im 75. Jahr der WP darf auch ein Blick in die Bücherei nicht fehlen. Auch dort steht das geschriebene Wort im Mittelpunkt.
In der Dorte-Hilleke-Bücherei lagern so manche literarischen Schätze. In Coronazeiten wird die Bücherei dabei auch zum Testballon für digitalere Wege. Die Zukunft des geschriebenen Wortes ist aber laut Veronika Czerwinski nicht in Gefahr. Vielmehr ist es eine Chance für die gesamte Branche.
Paralleles Lesen
Das 75. Medium, das die Bücherei in diesem Jahr angeschafft hat, ist kein Computerspiel oder ein E-Book. Es sind Worte, die auf Papier gedruckt sind: „Meine ferne Schwester“, ein Roman von Judith Lennox. Im 75. Jahr der WP passend, um sich Chancen und Herausforderungen einer Branche zu widmen, die vielerorts als verstaubt gilt.
Auch interessant
Den Staub haben Büchereileiterin Veronika Czerwinski und ihr Team in den vergangenen Monaten ordentlich in Schach gehalten. Denn in Zeiten von Corona, als auch die Bücherei ihre Pforten vorübergehend schließen musste, fällt noch genug Arbeit an: Inventur, Umbau der Kinder- und Jugendbuchabteilung oder die Ausleihe am Fenster. Doch wer leiht sich überhaupt noch Bücher aus in Zeiten der Digitalisierung? „Es gibt viele, die parallel lesen“, sagt die Büchereileiterin. Am Strand ist es ein Tolino oder Kindle, abends im Bett dann das gebundene Buch – und wenn dann noch Zeit ist vielleicht ein Hörbuch zwischendurch. Es ist die Vielseitigkeit, die das Medium inzwischen bietet.
Doch das ist nicht immer reibungslos abgelaufen. 2012, als die Bücherei erstmals die Onleihe eingeführt hat, mussten sich auch die Mitarbeiter erst einmal mit den digitalen Zugängen vertraut machen. „Jetzt kann man es den Leuten auch aus erster Hand erklären“, sagt Veronika Czerwinski. Dadurch würden auch die Besucher einen anderen Zugang erhalten. Es ist der Mehrwert, der so auch die Bereitschaft erhöht, selbst digitalere Wege zu gehen. Weil man sieht: es funktioniert.
Auch interessant
Konzepte der Zukunft
Gelesen wurde – analog wie digital – auch in Pandemiezeiten. Gut 1500 Termine hat das Büchereiteam seit Januar dieses Jahres vergeben. „Die Ausleiher sind total glücklich über das Angebot“, berichtet Czerwinski. In diesem Zuge sind auch die Fristen mitsamt der Gebühren zunächst verlängert worden. Zeitnah sollen die Leihfristen aber wieder wie gewohnt eingeführt werden.
Doch hat die Bücherei überhaupt eine Zukunft? Als sogenannte dritte Orte – zwischen der heimischen Couch und dem Schreibtisch im Büro – demnach auf jeden Fall. Doch das Alte Rathaus bietet einige Tücken. „Grundsätzlich ist es für die heutige Bibliotheksarbeit nicht mehr geeignet“, sagt Czerwinski. Man arbeite derzeit wieder wie vor 20 Jahren. Beispiele für künftige Ausrichtungen gibt es dabei zuhauf. Die Bibliothek der Dinge etwa, wo sich Besucher neben dem neuen Bestseller von Sebastian Fitzek auch eine Bohrmaschine oder einen 3D-Drucker ausleihen können. An Ideen mangelt es nicht und auch für Menden wäre eine ähnliche Entwicklung denkbar. Doch dazu gehöre auch Platz für Workshops oder Lesungen – alles auch barrierefrei erreichbar. Im Alten Rathaus gestaltet sich das zunehmend schwierig.
Auf der Stelle tritt die Bücherei im 75. Jahr der WP aber keinesfalls. Die Büchereileiterin würde ihre Abteilung gar als Versuchsballon für die Digitalisierung in der Verwaltung ansehen. Erfahrungen – etwa mit Social Media Kanälen oder dem Verleihen von Computerspielen und Konsolen – hat man zuhauf gemacht. Videokonferenzen sind da leichtes Spiel für das Bücherei-Team. Und das sorgt gleichzeitig auch dafür, dass deutlich größere Städte auf Mendener Konzepte aufmerksam werden.