Menden. Alle Bühnen sind leer, doch hinter den Kulissen entwickelt das Kulturbüro neue Ideen. Leiter Andreas Nolte will auch das Kunstfest stärken.

Seit dem 1. Januar 2020 ist Andreas Nolte Leiter des Kulturbüros der Stadt Menden. Als er das Amt antrat, war von der Corona-Pandemie noch keine Rede, die heute alles beherrscht, auch auf seinem Arbeitsfeld. Seit dem vergangenen Frühjahr gehörten zahlreiche abgesagte Veranstaltungen, die Entwicklung von Hygienekonzepten, Musikunterricht auf Distanz, Außenveranstaltungen wie das Autokino von Veranstalter Wilfried Kickermann und viele andere bis dahin undenkbare Ereignisse zum Mendener Kulturbetrieb. Die WP fragt Andreas Nolte, der im Herbst als unabhängiger Bürgermeisterkandidat elf Prozent der Stimmen holte, nach dem Stand der Dinge im Kulturbereich im zweiten Lockdown, der vermutlich vor einer weiteren Verlängerung steht.

Herr Nolte, was gibt es im Kulturbüro derzeit zu tun, wenn doch alle Räder stillstehen?

Andreas Nolte: Es stehen keineswegs alle Räder still. Wir schreiben unsere treuen Abo-Kunden auf der Wilhelmshöhe regelmäßig an, um sie über den Stand der Dinge auf dem Laufenden zu halten. Wir entwerfen Pläne für das Frühjahr und die ganze kommende Saison, auch für das Kunstfest Passagen und den Mendener Sommer, von denen wir nur hoffen können, dass sie stattfinden dürfen. Wir planen aber, also wäre das auf jeden Fall so, auch wenn die ganze Situation im Moment nicht gerade erwartungsfroh stimmt. Der Mendener Kulturbereich lebt gerade, was Veranstaltungen angeht, vom Prinzip Hoffnung. Das gilt für uns, für die Künstlerinnen und Künstler, aber auch für die Veranstaltungstechnik. Ihnen allen würden wir gerne wieder Bühnen-Auftritte verschaffen. Und es war auch für mich persönlich wirklich bitter, sie stattdessen vor dem ersten und dem zweiten Lockdown mit all den Absagen immer wieder enttäuschen zu müssen. Das hatte ich mir bei meinem Antritt im Kulturbüro ganz anders vorgestellt.

Was machen die städtische Musikschule und die Bücherei?

In der städtischen Musikschule, die personell grundsätzlich komplett an Bord ist, erfolgen viele Unterrichte jetzt online. Auch wenn den meisten der persönliche Kontakt von Mensch zu Mensch lieber wäre, funktionieren diese Unterrichte auch auf Distanz nach meinem Eindruck sehr gut. Unsere Stadtbücherei ist wie immer kreativ, bietet jetzt neben der Onleihe auch die physische Ausleihe am Fenster an und entwickelt gerade ein neues Konzept. Alle versuchen, aus einer ganz schwierigen Situation das Beste zu machen.

Wie geht es denn jetzt den kulturtreibenden Vereinen in Menden?

Natürlich kann es einem Theaterverein, der nicht mal proben darf, nicht gut gehen, und da rede ich nicht nur von der wirtschaftlichen Seite. Wir haben für den Kulturbereich gut 40 Vereine gelistet. Wie das augenblicklich bei ihnen aussieht, welche Sorgen und Nöte sie haben, an welcher Stelle sie sich Hilfen und Unterstützung versprechen, wollen wir jetzt im Rahmen einer stadtweiten Vereins-Umfrage herausfinden. Das betrifft aber nicht nur die Kulturvereine, sondern alle, auch den Sport oder das Brauchtum. Die Regie führen dabei deshalb nicht wir, das läuft über das Bürgermeisterbüro. Wir sind aber froh darüber und sehr gespannt auf die Ergebnisse. Wobei wir auch außerhalb dieser Umfrage mit Kulturvereinen in Kontakt stehen.

Zu den eher umstrittenen Veranstaltungen in Menden zählt das Kunstfest Passagen, das auch öffentliche Gelder kostet, aber gerade im letzten Jahr nur sehr niedrige Zuschauerzahlen verbuchen konnte. Wie sieht hier die Zukunft aus?

Wir wollen mit den Passagen eine besondere Marke für Menden etablieren, die gerade nicht dem Mainstream folgt. Dabei bleibt es, und dahinter stehe ich voll. Das Kunstfest gehört für mich dabei auch zu dem Reigen von Veranstaltungen, mit dem wir das neue Industriemuseum, aber auch die Veranstaltungsstätte Gut Rödinghausen insgesamt näher ans Publikum bringen wollen. Das neue und wirklich außergewöhnliche Museum wartet wegen der Pandemie ja immer noch darauf, vom Großteil der Mendenerinnen und Mendener überhaupt entdeckt zu werden.

Aber als es kürzlich im Hauptausschuss um eine neue Stelle für Veranstaltungen auf Gut Rödinghausen ging, ausgerechnet während des veranstaltungsfreien Lockdowns, hat die Politik Bedenken angemeldet.

Ich verschließe mich keiner Kritik, auch nicht der am Kunstfest. Wie sich die Politik entscheidet, werden wir am 17. März sehen, wenn der Kulturausschuss, dann hoffentlich in einer Präsenzsitzung, über das Thema abstimmen wird. Wir sind zugleich dabei, für dieses Jahr ein neues Konzept zu entwickeln, von dem wir hoffen, dass es auf ein größeres Interesse beim Publikum stößt. Ich will da nicht zu viel verraten, aber dabei wird der Titel „Passagen“ eine Hauptrolle spielen. Außerdem wollen wir im Vorfeld stärker die Werbetrommel rühren und auch Publikum aus der Region ansprechen.

Aber ich bleibe auch dabei: Wenn wir eine Kulturstadt sein wollen, und das wollen wir, dann müssen wir auch Angebote im Programm haben, die außerhalb des Mainstreams liegen. Wir wollen mit den Passagen ausdrücklich eine außergewöhnliche Reihe anbieten. Übrigens hat der Kulturrat NRW gerade in einem Ranking für Glanzlichter der Kultur die Passagen auf Platz 1 von 18 Veranstaltungen gesetzt. Das hat es auch wirklich verdient, nicht nur wegen des außergewöhnlich engagierten Fördervereins, sondern vor allem wegen der Inhalte.

Wie ist heute Ihr Verhältnis zu Bürgermeister Dr. Roland Schröder, dessen Gegenkandidat Sie im Herbst noch waren?

Ich darf wohl sagen, dass dieses Verhältnis hervorragend ist. Und ich bin wirklich froh darüber, dass der Bürgermeister die Belange der Kultur in seinen Geschäftsbereich übernommen hat. Denn das zeigt den Stellenwert, den er diesem Bereich beimisst.

Wenn Sie sich für 2021 etwas wünschen könnten, was wäre das?

Da muss ich nicht lange überlegen: dass wir unsere Planungen ab April wirklich umsetzen können. Das wäre nicht nur für uns gut, sondern auch für die Akteure, ob sie Profis sind oder Laien oder Schultheater. Und die Veranstaltungsbranche in Menden hängt auch daran.