Fröndenberg. Der Ausschuss für Umwelt in Fröndenberg diskutiert über die Pflege der Grünanlagen. Es geht um Abwägen zwischen Umweltschutz und Erholungsfaktor.

Hohes Gras ist ein wertvoller Lebensraum für Insekten und andere Tiere. Die Abwägung zwischen einer gepflegten Fläche (Freizeit und Erholung) und einer wuchernden, naturnahen Wiese (Umweltschutz), muss auch die Verwaltung in Fröndenberg bei den städtischen Flächen treffen. Das war nun ein Thema im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt.

Konkret ging es um zwei große, beliebte Naherholungsgebiete in der Ruhrstadt: den Himmelmannpark in Fröndenberg sowie den Hindenburghain in Westick. Ausgangspunkt war ein Antrag der SPD, der allerdings schon auf den Herbst 2019 zurückdatiert. Die Sozialdemokraten hatten seinerzeit einige aus ihrer Sicht sehr ungepflegte Rasen- und Wiesenflächen im Himmelmannpark auf Bildern festgehalten, teilweise mit verfaultem Schnittgut auf den Flächen, und daraufhin den Antrag gestellt, die Stadtverwaltung solle hier die Mähintervalle verringern.

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Stadtverwaltung stellt aktuelle Pflegesituation in zwei Grünanlagen dar

Für die Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt (ASU) stellte die Verwaltung deshalb die aktuelle Pflegesituation in den beiden Grünanlagen dar. Aus ihrer Sicht seien die gewählten Intervalle sinnvoll, eine Veränderung, also auch Verkürzung wie im Antrag beschrieben, könne man aber prüfen. Die Rasenflächen auf dem Gelände, etwa entlang der Fußwege, aber auch Freiflächen, die zum Aufenthalt einladen, Spielflächen wie zum Beispiel der Rasen zwischen den kleinen Fußballtoren im Himmelmannpark oder auch der Rasen direkt vor der Kulturschmiede oder rund um das Tennisheim würden in der Regel zwölfmal im Jahr gemäht werden.

Wasservögel sollen geschützt werden

Die Wiese südlich vom Fußweg bis zum Ruhrufer, inklusive der Flutmulde, hingegen werde nur viermal im Jahr bearbeitet, erklärte für die Stadtverwaltung Bauamtsleiter Stephan Rach. Viermal gemäht werde im Hindenburghain in Westick der Bereich direkt am Ruhrufer. Hier sei es jeweils durch diese selteneren Eingriffe das Ziel, Wasservögel zu schützen, auch während ihrer Brutzeit, und ebenso ein insektenfreundliches Umfeld zu schaffen.

Vorgärten-Wettbewerb

Um Lebensraum für Insekten geht es auch bei der Gestaltung von Vorgärten. Schottergärten lehnen, so jedenfalls Tenor im Ausschuss, alle Beteiligten in Politik und Verwaltung ab.

Klimamanagerin Diane Bruners hat deshalb erste Ideen für einen Wettbewerb zu naturnahen Vorgärten zusammengetragen, welcher 2022 stattfinden könnte.

Keine Einigkeit gab es bei der Frage, ob man Schottergärten durch komplette Verbote oder durch Anreize und Überzeugungsarbeit verhindern will.

Ein Anliegen, welches im Ausschuss durch die Bank begrüßt wurde. Und auch die SPD als damalige Antragstellerin schien mittlerweile zu dieser Erkenntnis gekommen, wie auch Ausschussmitglied Ingo Ziegenbein eingestand. Er sagte, zumindest der Zugang zu den hölzernen Liegebänken im Park könne aber durchaus regelmäßig gepflegt werden. Gestellt worden war der Antrag noch in der letzten Ratsperiode, unterschrieben von der damaligen Fraktionsvorsitzenden Sabina Müller, die mittlerweile auf dem Chefsessel im Rathaus sitzt.

Dirk Sodenkamp (CDU) erlaubte sich noch die Spitze in Richtung Sozialdemokraten, dieser Antrag sei damals mit Aussicht auf die Kommunalwahl aus Wahlkampfgründen gestellt worden. Danach aber entwickelte sich im ASU eine fachlich breite und faire Diskussion, wie durch das Pflegeverhalten in den Grünflächen sowohl der Natur, aber auch dem Erholungsfaktor am besten zu dienen wäre. Mehrere Redner unterstrichen, für die naturnahen Wiesenflächen sei auch eine viermalige Mahd im Jahr eigentlich zu viel. Schon zweimal sei völlig ausreichend, wie etwa Henrik Plass-Beisemann unterstrich. Er sprach sich für eine sogenannte gestaffelte Mahd aus, damit hätten zum Beispiel Kleintiere ausreichend Zeit, nach einer Mahd eine neue Fläche zu finden.

Schnittgut auf gemähten Flächen zunächst liegen lassen

Helga Luther, für den Naturschutzbund im Ausschuss, forderte: „Alle naturbelassenen Flächen müssen unbedingt erhalten werden.“ Umweltschutz könne aber auch bedeuten, an manchen Stellen dort nicht hin passende Bäume zu entfernen. Das Schnittgut auf den gemähten Flächen solle man zunächst dort liegen lassen, um Insekten und anderen Tieren einen Rückzug ermöglichen, vor dem Verfaulen solle es dann aber entfernt werden. Ausschussmitglied Michael Preuß unterstrich für die naturbelassenen Flächen in Ruhrnähe auch die Wichtigkeit der Hochstauden für die Insektenwelt. Kurt Potthoff hingegen regte noch an, über den Beschnitt mancher Bäume nachzudenken, hätten sich doch an manchen Stellen in den Parks durch dichten Wuchs Angsträume gebildet.

Womöglich Konzept in der Schublade

Der Ausschussvorsitzende Oliver Funke bedankte sich für eine konstruktive Diskussion, und auch der Beigeordnete Günter Freck stellte fest: „Wir haben heute sehr viele Impulse bekommen.“ Auch die neue Klimamanagerin der Stadt, Diane Bruners, berichtete, dass die regelmäßig im Austausch mit Akteuren des Naturschutzes darüber sei, welches die beste Lösung wäre Die Verwaltung wurde beauftragt, im Laufe der zweiten Jahreshälfte ein neues Konzept für die Pflege von Rasen- und Wiesenflächen aufzustellen um den Natur- und Umweltschutz noch mehr Rechnung tragen zu können. Das bekäme dann die Politik wieder zur Entscheidung vorgelegt. Womöglich liegt auch noch ein vor wenigen Jahren erarbeitetes, anscheinend aber nie in Aktion getretenes Konzept dafür in der Schublade.