Menden . Im Stadtarchiv herrscht dicke Luft – und das ist ein Problem für historische Dokumente, die drohen, zerstört zu werden.

Im Stadtarchiv herrscht sprichwörtlich dicke Luft – und das wird zum Problem. Denn raumklimatische Veränderungen beeinflussen auch die Erhaltung historischer Dokumente. Stadtarchivar Stephan Reisloh richtet nun einen Appell an den Kulturausschuss.

Lösungssuche zusammen mit dem ISM

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„Das Stadtarchiv ist das Gedächtnis der Stadt“, sagt Stephan Reisloh. Dort lagern Ratsprotokolle, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen. Doch inzwischen platzt das Archiv aus allen Nähten; hinzu kommt, dass einer der Lagerräume am Westwall feucht ist. „Dort werden die raumklimatischen Daten wie Temperatur und Feuchtigkeit regelmäßig überschritten“, erklärt Reisloh – trotz entsprechender Luftentfeuchtung. Das führe dazu, dass altes Papier stockig werde. Gerade für historische Zeitungen, die dort bis 1861 zurückreichen, ist das äußerst problematisch.

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Zusammen mit dem Immobilienservice Menden (ISM) sei man derzeit auf der Suche nach einer Lösung, heißt es. Das Problem: In dem historischen Gebäude am Westfall wären teure bauliche Veränderungen nötig, um der Lage Herr zu werden. Ähnlich wie bei der städtischen Bücherei wäre die Ideallösung ein Umzug. Derzeit mangelt es jedoch an Alternativen. Denn wie genau ein neues Stadtarchiv in Größe und Lage beschaffen sein soll, ist offen. „Ich will haltbare Zahlen vorlegen“, sagt Stephan Reisloh. Das hat vor allem mit dem stetigen Zuwachs an Dokumenten zu tun.

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Reislohs Vorgänger sind in 35 Jahren dreimal umgezogen. So etwas will er vermeiden. „Es soll ein langfristiges Modell werden“, sagt der Stadtarchivar. Großen Wert legt er zudem auf Erweiterungsmöglichkeiten. Denn gerade bei der Recherche für Wissenschaft, Schule oder Universitäten sei es unvorteilhaft, Akten in gleich mehreren Gebäuden lagern zu müssen. „Es sollte alles unter einem Dach sein“, betont Reisloh.

Genauigkeit ist das oberste Prinzip

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In Zeiten, da Geschichte zusehends digitalisiert wird, suchen Schülerinnen und Schüler dennoch Informationen und historische Dokumente im Stadtarchiv. Derzeit steht dabei vor allem die jüdische Geschichte zur Zeit des Nationalsozialismus in Menden im Fokus. Coronabedingt ist das Stadtarchiv derzeit zwar geschlossen, Scans oder Kopien der Dokumente verschicken Reisloh und sein Team trotzdem regelmäßig.

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Zwar schreitet auch die Digitalisierung im Stadtarchiv voran, doch prinzipiell gilt eine Aufbewahrungspflicht für Originaldokumente. Diese Frist reicht von fünf bis 30 Jahre. „Das Gros der Akten ist 20 bis 30 Jahre alt“, sagt Reisloh. Etwa 800 Archivmeter lagern derzeit in den Katakomben. Ein Archivmeter entspricht etwa 3x3 großer Schuhkartons. Zeitungen, Fotos, Urkunden, Ratsprotokolle. Die gesamte Mendener Stadtgeschichte lagert im Archiv. „Diese Akten können nicht einfach irgendwo hingestellt werden“, erklärt Stephan Reisloh. Es müsse alles systematisch registriert und gelistet werden – sonst ist es auf lange Sicht verloren und kann nicht wiedergefunden werden. Genauigkeit sei „das oberste Prinzip“.

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