Menden. Stephan Reisloh ist der neue Leiter vom Mendener Stadtarchiv. In der Schatzkammer verbergen sich viele verschiedene Dinge.

Stephan Reisloh ist der neue Stadtarchiv-Leiter. Doch der 52-Jährige ist keineswegs neu in Menden. Er liebt seine Stadt und lebt hier bereits in siebter Generation. Mit seiner neuen Tätigkeit im Stadtarchiv geht er nun seiner absoluten Leidenschaft nach.

Was hat das Stadtarchiv in Ihren Augen für eine Bedeutung für Menden?

Stephan Reisloh: Es ist sozusagen das Langzeitgedächtnis der Stadt. Wenn wir beim Gedächtnis bleiben, könnte man sagen, dass alles Aktuelle im Rathaus, in der Verwaltung und den politischen Gremien stattfindet, das Rathaus ist also das Kurzzeitgedächtnis. Historische und geschichtliche Dokumente liegen hier im Archiv. Zum Beispiel die Ratsprotokolle aus dem 17. Jahrhundert. Aber nicht nur das, hier liegen ganz viele verschiedene Dinge.

Was wird hier denn alles gesammelt?

Alles kann ich gar nicht aufzählen. Aber eigentlich alles, was geschichtsrelevant ist. Sei es von Akten und Broschüren der Stadtverwaltung oder von Vereinen und Bürgermeistern. Aber auch viele Auszeichnungen, Urkunden sowie Sterbe-, Geburten- und Heiratsregister. Wir pflegen quasi das Langzeitgedächtnis und das ist auch die Aufgabe eines Archivars. Er muss entscheiden und beurteilen, was künftig geschichtsrelevant sein wird.

Das klingt nach viel Arbeit. Wie händeln Sie das?

Natürlich ist es sehr viel Mühe und Arbeit, aber das machen wir hier gerne. Außerdem habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, die Arbeit von meinem Vorgänger sorgfältig weiterzuführen. Herr Klauke hat großen Wert auf die Kontinuität in diesem Bereich gelegt und das ist für mich auch von großer Wichtigkeit. Immerhin hat er über 35 Jahre diesen tollen Fundus hier ausgebaut.

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Verbergen sich in dem Fundus auch Schätze?

Selbstverständlich. Wir haben hier ganz viele Schätze, die ältesten sind sicher verschlossen. Im Keller ist quasi die Schatzkammer, dort findet man ganz viele alte Zeitungen wie den Westfälischen Telegraph, der später zur Mendener Zeitung wurde, aber auch alle Ausgaben der Westfalenpost seit 1946. Andere alte Schätze sind Unternehmensurkunden zum 100-jährigen Jubiläum oder Städtepartnerschaften. Jüngere Exemplare sind beispielsweise Chroniken, die das Stadtleben von 1950 bis 1954 in Menden abbilden. Und neben Schriften und Aufzeichnungen gibt es natürlich auch ganz alte Foto-Schätze. In unserem Fotoarchiv sind mehrere 10.000 Bilder.

Das ist ja wirklich eine große Auswahl. Kommen Besucher häufig hierher und stellen Fragen?

Ja, sehr oft. Viele Anfragen kommen per E-Mail, viele kommen aber auch persönlich hierhin ins Archiv. Eigentlich kommt jeder hierher, der auf der Suche nach einem Stück Geschichte ist. Dabei sind die Anliegen ganz unterschiedlich. Die einen interessieren sich für das damalige Wappen von Bösperde, die anderen wollen wissen, wann Lendringsen zu einer selbstständigen Gemeinde erhoben wurde. Und auch viele Vereine, die eine Jubiläumsschrift machen möchten, sind auf der Suche nach ihrer Geschichte.

Können die Besucher denn selbst suchen?

Klar. Dafür haben wir extra ein Konzept, das die selbstständige Suche vereinfacht. Zunächst muss man uns sein Anliegen schildern, dann suchen wir die entsprechenden Sachen raus und die Besucher können sich auf ihre eigene Spurensuche begeben. Viele Privatpersonen kommen ins Archiv, um Ahnenforschung zu betreiben. Und selbstverständlich gibt es hier ja auch die Präsenzbibliothek, die jedem Bürger frei zur Verfügung steht.

Klasse. Sie sind ja relativ neu in ihrem Amt als Stadtarchiv-Leiter, haben Sie Pläne für die Zukunft?

Wir werden künftig im Bereich Öffentlichkeitsarbeit weiter tätig werden. Im kommenden Jahr möchten wir eine Nacht der Kultur veranstalten und dabei dann auch die Räume des Archivs vorstellen. Für mich ist das eine Ewigkeitsarbeit, die ich, genau wie mein Vorgänger, mit Leidenschaft weiterführen möchte. Ich entdecke und erfahre wirklich jeden Tag etwas Neues über meine Stadt. Das ist einfach toll.