Menden. Nach der Androhung von Bußgeldern bei Verstößen gegen Coronaregeln bei Heimspielen: Offener Brief der DJK Bösperde an die Stadt-Spitze.

Scharfe Kritik an der Spitze der Stadtverwaltung und deren Androhung hoher Bußgelder für Vereine, die Corona-Vorgaben bei Heimspielen nicht einhalten, übt jetzt der Vorstand der DJK Bösperde. In einem Offenen Brief an Bürgermeister Martin Wächter heißt es, die Stadt stehe seit Beginn der Corona-Krise kaum noch in Kontakt mit den Vereinen, lasse sie vielmehr alleine und übertrage ihnen zugleich Hygiene- und Kontrollaufgaben, die schon aus personellen Gründen nicht zu stemmen seien.

DJK-Chef Krabbenhöft hält der Stadt „falsche Beziehung“ zu ihren Vereinen vor

Weiter erklärt der DJK-Vorsitzende Jörg Krabbenhöft in dem Brief wörtlich: „Dass Sie im gleichen Atemzug mit Geldstrafen drohen, sollten Sie bei stichprobenartigen Kontrollen Verstöße feststellen, ist für uns inakzeptabel. Die Tatsache, dass die Stadtverwaltung den Mendener Sportvereinen gerade jetzt droht, zeigt, wie falsch Sie die Beziehung zwischen Ihnen – der Stadtverwaltung – und uns – den Vereinen – verstehen.“ Die Stadt solle sich zum Teil der Lösung machen, statt Teil des Problems zu sein.

Neuer Bürgermeister will im Rathaus zentrale Anlaufstelle fürs Ehrenamt einrichten

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Mehr Hilfen und Kommunikation für Vereine hatte indes der designierte Bürgermeister Roland Schröder im Wahlkampf zu einem zentralen Thema gemacht. So hatte er beispielsweise gefragt, warum den Vereinen bei der Erstellung von Hygienekonzepten nicht stärker geholfen worden sei. Schröder, der sein Amt am 3. November offiziell überantwortet bekommt, will in der Stadtverwaltung eine zentrale Anlaufstelle für das Ehrenamt einrichten.

Vereine stoßen an Grenzen dessen, „was wir zu ertragen bereit sind“

Laut Jörg Krabbenhöft stoßen die Vereine längst an Grenzen: „An die Grenzen dessen, was wir zur Minimierung von Gesundheitsrisiken für unsere Sportlerinnen und Sportler sowie unsere Besucherinnen und Besucher zu leisten im Stande sind. An die Grenzen dessen, was wir als Mendener Sportvereine an Verantwortung tragen können. Und an die Grenzen dessen, was wir zu ertragen bereit sind.“

DJK-Kritik: Gerade in zweiter Welle wird Verantwortung der Stadt auf Vereine abgewälzt

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Seit mehr als einem halben Jahr beschäftige die Coronakrise die ganze Welt, „uns genauso wie Sie“ Auch die Verwaltung sei unvorbereitet getroffen worden. Umso dankbarer sei man für die Unterstützung durch die Beschäftigten der Stadtverwaltung für die Unterstützung, allen voran von Frau Goldbach. Doch gerade jetzt, da die Infektionszahlen besorgniserregend schnell steigen, „müssen wir bestürzt feststellen, dass Sie Ihre Verantwortung mehr und mehr auf die Sportvereine abwälzen. Das können und wollen wir nicht hinnehmen.“

Vereine sehen konstruktive Arbeit fürs Gemeinwesen nicht gewürdigt

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Die Vereine würden getragen von zahlreichen Ehrenamtlichen, ohne deren Einsatz das vielfältige Sportangebot in Menden nicht aufrechtzuerhalten sei. „Das gesellschaftliche Leben in dieser Stadt wäre ein anderes“, stellt Krabbenhöft fest. „Dafür wollen wir keinen Dank hören – unser ehrenamtliches Engagement ist für uns eine Bereicherung. Wir wünschen aber mindestens, dass unsere Arbeit – von der die Stadt Menden insgesamt, aber auch Sie als Verwaltung in hohem Maße profitieren – nicht als selbstverständlich verstanden wird. Dass Sie konstruktiv dazu beitragen, dass wir verantwortungsvoll Sporterlebnisse in dieser Stadt ermöglichen – trotz Corona.“

Nicht direkt, sondern aus der WP von drohenden hohen Geldstrafen erfahren

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Stattdessen habe man im jüngsten WP-Bericht „Die Masken bleiben vorerst auf“ lesen müssen, dass die Vereine gefragt seien „darauf zu achten, dass die Zuschauer diszipliniert sind und sich alle an die erarbeiteten Hygienekonzepte halten. Sollte eine Heimmannschaft beim Verstoß gegen die Hygieneauflagen erwischt werden, drohen hohe Geldstrafen von Seiten der Stadt“, hatte Stadt-Pressesprecher Johannes Ehrlich verlauten lassen.

Ehrenamtliche Kapazitäten reichen für dauerhafte Kontrolle der Maskenpflicht nicht aus

Dass solche Informationen die Vereine über die Presse statt direkt erreichen, könne man noch hinnehmen. Dass den Sportvereinen die Durchsetzung und Kontrolle von Hygienekonzepten überantwort wird, sei „für uns schwer zu akzeptieren“. Krabbenhöft: „Unsere Kapazitäten reichen nicht aus, um bei Sportveranstaltungen dauerhaft dafür Sorge zu tragen, dass alle Anwesenden einen Mund-Nase-Schutz tragen.“ Dass die Verwaltungsspitze aber im gleichen Atemzug bei festgestellten Verstößen mit Geldstrafen drohe, sei inakzeptabel. „Sportvereine geraten in dieser Krisenzeit ganz selbstverständlich an ihre finanziellen Grenzen.“

DJK geht davon aus, auch für anderen Vereine zu sprechen

Man bitte dringend darum, diese Einstellung zu überdenken. „Zu Gesprächen sind wir jederzeit gerne bereit.“ Im Übrigen geht Krabbenhöft davon aus, mit dem Offenen Brief auch für andere Vereine zu sprechen.