Lendringsen. Trotz Corona-Pandemie soll das Kunstfest Passagen in diesem Jahr auf Gut Rödinghausen in Menden stattfinden. Es steht unter dem Titel „Freiheit“.

Die Macher des Kunstfest Passagen gehen aufs Ganze: inhaltlich ambitioniert und voller Optimismus, dass die geplanten Programmpunkte trotz Corona Anfang September in Menden stattfinden können.

Am frühen Samstagabend sind Mitstreiter, Gönner und Freunde der „Passagen“ im Kaminsaal von Gut Rödinghausen zusammengekommen. Das Programm für das Kunstfest 2020 soll vorgestellt werden. Den Weg aus seiner neuen Heimat Lübeck hat dafür auch Altbürgermeister und Passagen-Motor Volker Fleige auf sich genommen.

„Schön ist es dort, aber natürlich muss ich auch sagen: nicht ganz so schön wie in Menden", sagt er zunächst über seinen neuen Lebensmittelpunkt in der Hansestadt an der Ostsee. Und dann, als es um das Programm der Passagen 2020 geht, verweist er augenzwinkernd auf seine ja hinlänglich bekannte Bescheidenheit und Understatement. Und stellt dementsprechend zu den Veranstaltungen fest, die in diesem Jahr am vom 1. bis zum 13. September stattfinden sollen: „Das Kunstfest ist einzigartig."

Überlegungen des Kulturbüros

Nach dem Thema Romantik bei der Premiere im vergangenen Jahr lautet die Überschrift nun Freiheit. „Das passt doch wirklich gut in einer Zeit, wo uns ein Teil der Freiheit genommen wurde. Auch wenn die Organisatoren das so nicht vorausahnen konnten", stellt Mendens Kämmerer Uwe Siemonsmeier in seinen Begrüßungsworten fest.

Die Frage, ob die Passagen auch in Pandemiezeiten stattfinden können, habe sich natürlich schon gestellt, berichtet im Anschluss Kulturbüro-Leiter Andreas Nolte. Letzte Endes sei man aber schnell zu dem Entschluss gekommen, das Ganze durchführen zu wollen. So sprach auch Volker Fleige von einem „unbedingten Wollen, dass das Kunstfest stattfindet“, als er den Zuhörern einzelne Events aus dem Veranstaltungskalender näher beleuchtete.

Joachim Gauck schreibt Vorwort für Programm

Das komplette Programm ist im Internet unter www.kunstfest-passagen.de sowie in einem Heft zusammengefasst.

Im Gut Rödinghausen sowie auf dem Außengelände werden viele Veranstaltungen stattfinden, ebenso in der Kirche „Maria Frieden“ in Oberrödinghausen. Wegen der Nachverfolgung werden die Besucher jeweils nach einem genaue Sitzplan registriert.

Das Vorwort für das Programm verfasste Altbundespräsident Joachim Gauck. „Nach dem Beitrag von Ministerpräsident Armin Laschet 2019 konnten wir uns also nochmal steigern“, berichtete Volker Fleige, und zwar vor allem dank der Kontakte des Fördervereinsvorsitzenden Busso von Alvensleben.

Zwischen dem 1. und dem 13. September gibt es zum Beispiel mehrere Konzerte. Dabei steht das Thema Freiheit wieder im Blickpunkt, es geht zum Beispiel um Musik, die von Nationalsozialisten als entartet kategorisiert wurde. 2020, so erklärte Fleige, begehen wir ja auch 75 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs. „Damit ist das die längste Zeit des Friedens auf deutschem Boden.“

Texte von Rainer Maria Rilke werden bei den Passage ebenfalls vertont, zum Beispiel am 6. September in einer Uraufführung seiner „Duineser Elegien". Beteiligt sind neben dem renommierten Pianisten Christophe Sirodeau auch der Menden besonders verbundene Schauspieler Sascha Rotermund (er legte hier sein Abitur ab).

Eindrücke vom Kunstfest Passagen in Menden

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    Ein besonders ambitioniertes Projekt führte Volker Fleige dann zu seiner zweiten Kurz-Charakterisierung der Passagen: „Sie sind auch verrückt." Denn es wird Richard Wagners „Rheingold“ gegeben (11. September). „Natürlich nicht als Konkurrenz zu Bayreuth“, wie der Altbürgermeister erklärte, sondern in einer ganz besonderen Version. Und das sei nur der Auftakt: Denn 2021 soll dann der komplette „Ring des Nibelungen“ in Menden aufgeführt werden, das vierteilige Mammutwerk des Komponisten. („Uwe Siemonsmeier weiß Bescheid wegen des städtischen Haushaltes", sagt Fleige dazu mit einem Grinsen.) Hier also einer der Klassiker der Musikgeschichte.

    Impressionen vom Kunstfest Passagen in Menden

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      Und dann wieder Projekte, die Fleige so zusammenfasste: „Das Kunstfest ist auch experimentierfreudig.“ Dabei denkt er an Rochus Aust und sein Stromorchester (8. September), die schon einmal auf Gut Rödinghausen zu Gast waren und die Besucher digital vermessen haben. Ungewöhnlich wird es auch sicher dieses Mal, eine „digitale Ausstellung" kündigt das Programmheft an unter dem Titel „Digital Freeze“ zur Bergung von Daten. Lesungen und Schauspieler stehen weiter im Kalender des Kunstfestes, ein Picknick im Grünen, außerdem als Abschluss eine Ausstellung in den Räumen des Industriemuseums mit ausschließlich weiblichen Künstlerinnen.

      Publikum soll sich aktiv einbringen

      Und überall, so Volker Fleige, soll sich das Publikum aktiv einbringen, Gut Rödinghausen und seinen Garten erkunden. Einer der beteiligten Künstler war auch am Samstag schon zu Gast: Schauspieler Matthias Eberle. Zusammen mit Gattin Philine Bührer, ebenfalls Schauspielerin, spielt er in einem Kurzfilm, der nach der Idee Volker Fleiges konzipiert und dann von Corinna Häussler gedreht wurde. Die Premiere erlebten die Gäste am Samstag.

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      Dazu erzählte Eberle von seiner persönlichen Situation durch Corona. „Einerseits konnte ich sehr viel Zeit mit der Familie verbringen. Als Künstler ist es aber auch eine Katastrophe für mich." Auch deshalb sei er dem Kunstfest sehr dankbar für die Möglichkeit eines spannenden Projektes, denn Fleige habe sich als erster bei ihm nach der Lockdownzeit mit einem neuen Arbeitsangebot gemeldet.