Menden. Alt-Bürgermeister Volker Fleige kehrt Menden den Rücken. WP-Redakteur Arne Poll schreibt, warum er den Fast-63-Jährigen ziemlich vermissen wird.

Jetzt mal ganz im Ernst, Volker Fleige: Ich werde Sie vermissen. Sie können doch nicht einfach so gehen, einfach abhauen. Menden ohne Fleige ist wie Nudeln ohne Soße, nämlich ziemlich langweilig. Menden braucht Mut und solche bunten Vögel wie Sie! (Nehmen Sie diesen Ausdruck bitte wirklich als Kompliment und sehen ihn nicht auf Ihre Anzüge bezogen. Wir haben alle schon einmal im Kleiderschrank danebengegriffen.)

Sie hatten mir im Interview vor der Bürgermeisterwahl 2015 (wir saßen gemeinsam im Trauzimmer) versprochen, im Fall einer Niederlage nicht mehr in Erscheinung zu treten. Das haben Sie zum Glück nicht so umgesetzt. Wir hatten in Menden weiter was zum Diskutieren. Ihre SPD hatte einen Anlass, die Erneuerung voranzutreiben. Und mit Ihrem Namen sind immerhin einige Projekte in Menden verbunden. Das hat ihr Nachfolger als Bürgermeister in seiner Amtszeit nicht geschafft.

Volker Fleige prägt viele Begriffe in Menden

Ob spöttisch oder nicht: Am Stammtisch redet man vom Fleige-Bach (auch Glockenteich-Bach oder Pinkel-Rinne), vom Fleige-Museum (Gut Rödinghausen), vom Fleige-Festival (Kunstfest Passagen) und vom Fleige-Chaos (Umbau der Schullandschaft). Das muss man erst einmal schaffen.

Mit Fleige war immer etwas los: Sie wollten einer Bürgerin Sedativa verabreichen, verglichen den städtischen Rechnungsprüfungsausschuss mit dem Volksgerichtshof. OBO-Patriarch Ulrich Bettermann wollte Sie abwählen lassen („Fleige macht die Fliege“). Und dann ließen Sie sich auch noch mit Kindern vor einer Fetisch-Peitsche in ihrer Amtsstube fotografieren. Ohne nachgezählt zu haben, behaupte ich mal, dass Menden noch nie so oft im Boulevard vertreten war wie zu Ihrer Amtszeit.

Volker Fleige hatte Ideen für die Entwicklung von Menden

Ihre neue Heimat Lübeck darf sich über einen ausgewiesenen Nischenkultur-Fachmann (auch das ist ein Kompliment) freuen, einen der Visionen hat. Sie haben vielleicht in Ihrem Kreativitätsüberschuss zu häufig die wahren Probleme verkannt, völlig falsche Prioritäten gesetzt und Kritiker niedergemacht. Aber Demokratie lebt nun einmal von Ideen. Sie hatten diese Ideen!

Schade, dass Sie politische Niederlagen nicht häufiger fair akzeptiert haben und nicht auch mal die Schuld bei sich selbst gesucht haben. Sie wären in der Mendener SPD noch eine ganz große Nummer und hätten die Partei nicht einfach selbst verlassen müssen. Sie hätten eine gern gehörte Stimme in der Mendener Gesellschaft und vermieden, dass man Sie als alte Nervensäge abtut.

Erbe wird die politische Debatte noch lange prägen

Ihr Erbe wird die politische Debatte in Menden noch lange prägen. Man könnte es als reichlich geschickten Schachzug bezeichnen, dass Sie Ihrem Nachfolger so viele offene Baustellen hinterlassen haben, dass der eigentlich gar nicht anders konnte als selbst die Füße still zu halten.

Menden muss jetzt beweisen, es ohne Sie besser zu machen zu können. Ich lehne mich mal aus dem Fenster: Das Kunstfest Passagen und der digitale Campus auf Gut Rödinghausen dürften ohne Sie gestorben sein. Aber was kommt dann? Was sind überhaupt die großen Visionen für Menden? Bislang haben sich alle neuen Bürgermeister-Kandidaten vor allem einen Floskel-Wahlkampf geliefert. Es kann aber nicht die Lösung sein, einfach gar nichts zu tun.

Mut muss sein! Als Sozialdemokrat im Porsche unterwegs

Sie haben das Selbstbewusstsein, das viele Städte brauchen. Sie haben sich getraut, als Sozialdemokrat mit dem Porsche vorzufahren. Richtig so! Lasst uns in Menden doch einfach mal mehr protzen.

Lübeck ist weit weg. Aber zum Glück gibt’s ja da Internet. Und was wäre nur mit Ihnen los, wenn wir nicht auch in Zukunft Ihre Meinung zum Stadtgeschehen in Menden erfahren dürften. Auf Wiedersehen Volker Fleige. Mischen Sie Lübeck auf und lassen von sich hören!

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