Menden. Das Land prophezeit, dass bis 2040 in Menden 17 Prozent weniger Menschen leben. Aber die Prognose hat große Schwächen in der Methodik.

Das Landesamt für Daten und Statistik prophezeit Menden in den kommenden 20 Jahren einen dramatischen Bevölkerungsschwund. Die Statistiker gehen von einem massiven Wegzug junger Familien aus. Sie errechnen, dass in Menden künftig bis zu 30 Prozent weniger Kinder leben werden. Für Menden hatten die Statistiker schon einmal mächtig daneben gelegen. Der Aufschrei bleibt bislang aus.

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„Ich glaube schon, das Vieles passiert, um diese Entwicklung in Menden zu bremsen“, sagt Stadtsprecher Johannes Ehrlich. Er nennt das geplante Gewerbegebiet Hämmer II, das mächtig Arbeitsplätze schaffen und dementsprechend auch junge Familien anlocken soll. Dazu kommen Aktionen wie das Programm „Jung kauft Alt“. Junge Familien bekommen Fördermittel, wenn sie in Menden Alt-Immobilien kaufen, um sie entsprechend fertig zu machen. Ehrlich sieht Menden da anderen kleineren Städten im Märkischen Kreis weit voraus. „Uns kommt die Nähe zu größeren Städten zugute“, sagt Ehrlich. Es sei denkbar, dass sich Menden mehr als Wohnstadt für Auspendler nach Dortmund entwickle.

Fakt ist, dass aktuell vergleichsweise viele junge Menden im Nach-Abiturienten-Alter die Stadt verlassen und dann später nicht zurückkommen. „Wir versuchen natürlich, auch die jungen Menschen zu halten“, sagt Ehrlich. „Wir haben in Menden attraktive Arbeitgeber. Das müssen wir entsprechend vermitteln.“

Die Prognose zur Bevölkerungsentwicklung des Landesamtes für Daten und Statistik.
Die Prognose zur Bevölkerungsentwicklung des Landesamtes für Daten und Statistik. © funkegrafik nrw | Selina Sielaff

Nur Kreiszahlen heruntergerechnet

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Wer sich die Schätzung genauer ansieht, erkennt schnell einige Unsicherheitsfaktoren: Die Statistiker haben in ihrer Hochrechnung die Entwicklung vergangener Jahre zugrunde gelegt und bestimmte Faktoren mit eingerechnet. Sie lassen offen, welche individuellen Entwicklungen eine Stadt nimmt. Letztlich wurden bei kreisangehörigen Gemeinden die Zahlen nur auf die Gemeindeebene heruntergebrochen. Vom Landesamt für Daten und Statistik heißt er zusätzlich zur Vorsicht: „Bei der Interpretation der Ergebnisse derartiger Modellrechnungen ist grundsätzlich zu berücksichtigen, dass sie keine präzise eintreffenden Entwicklungen für die Zukunft abbilden können, sondern ausschließlich eine Orientierung für die Einordnung des zukünftigen Verlaufs der Bevölkerungszahl und –struktur leisten kann.“

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Jugendamtsleiter Christian-Peter Goebels rechnet aktuell sogar mit einem steigenden Bedarf an Kindergarten- und Schulplätzen. Es zeige sich, dass die durchschnittliche Zahl der Kinder pro Frau – wenn auch hinter dem Komma – zunimmt. Für die Stadtverwaltung sei interessant, dass mehr Frauen im gebärfähigen Alter in Menden leben. Das bedeutet zumindest in der Theorie, dass in den kommenden Jahren weiter mit steigenden Geburtenzahlen zu rechnen ist. „Wir müssen uns darauf einrichten“, sagt Goebels. Für die Stadt sind damit Investitionen verbunden. Politisch herrscht jetzt sogar erstmals Konsens, dass künftig mehr Kindergartenplätze zur Verfügung stehen sollen als im vorausgerechneten Bedarf. Die Grünen hatten den Antrag einer 105-prozentigen Bedarfsdeckung gestellt, um künftige Pannen wie in diesem Jahr zu verhindern. In diesem Jahr fehlen zum Start ins kommende Kindergartenjahr am 1. August Kindergartenplätze.

Statistiker lagen schon einmal falsch

Menden war in den vergangenen Jahren schon einmal „Opfer“ der Statistiker geworden. Politik und Stadtverwaltung gingen vor fünf Jahren den großen Schulumbau, mit Schließungen und Zusammenlegungen an. Hintergrund war bei allen Entscheidungen die Prognose stark sinkender Schülerzahlen. Stattdessen stiegen – auch vor dem Hintergrund der Flüchtlingswelle – die Schülerzahlen. Aktuell wird immer noch aufwändig und mit Millioneninvestitionen nachgebessert.

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