Olpe. Auch gegen den Kreistag wollen Naturschützer die Einrichtung einer Biologischen Station weiter vorantreiben: mit einem Appell an die Bürgermeister.

Es gibt einen neuen Vorstoß zur Errichtung einer Biologischen Station im Kreis Olpe. Nachdem die Mehrheit des Kreistags gegen den Wunsch von Landrat Theo Melcher (CDU) entschieden hatte, dass der Kreis sich nicht an der Gründung eines Trägervereins beteiligen wird (wir berichteten), laufen die Bestrebungen der Naturschutzverbände weiter, um eine solche Station einzurichten – gegebenenfalls auch ohne den Kreis. Kräftigen Rückenwind holten sich die Unterstützer am Mittwoch beim Beirat der Unteren Naturschutzbehörde.

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Dieses Gremium ist die laut Landesnaturschutzgesetz vorgeschriebene unabhängige Vertretung der Belange von Natur und Landschaft. Er setzt sich zusammen aus „Nutzern“, etwa Jägerschaft und Waldbauern, und „Schützern“, etwa den Naturschutzverbänden. Vorsitzender Franz-Josef Göddecke (NABU) beantragte, der Beirat möge einen Appell verabschieden, durch den die Bürgermeister der sieben Städte und Gemeinden direkt angesprochen werden, um deren Unterstützung bei der Einrichtung der Biologischen Station einzufordern. In dem Appell heißt es unter anderem, der Beirat sei „äußerst besorgt“ über den stetig zunehmenden Artenschwund im Kreis. Berichte aus den Nachbarkreisen zeigten deutlich, wie effizient die Arbeit einer Biologischen Station sein könne, um gegen den Artenschwund vorzugehen. Daher werden die Städte und Gemeinden aufgerufen, „auf faktenbasierter Auseinandersetzung“ festzustellen, dass die Einrichtung einer Biologischen Station selbst bei der derzeit engen finanziellen Situation eine lohnende Investition sei. Es sei nicht länger hinnehmbar, die vom Land bereitgestellten Mittel in Biologische Stationen aller anderen Kreise im Land fließen zu lassen, anstatt sie für eine eigene Station und damit für Natur und Menschen im Kreis Olpe zurückzuholen.

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In dem Appell wird dem Kreistag „dringend empfohlen“, für das Jahr 2025 einen Trägerverein gründen, dabei Wege zu finden, den Etat der Kommunen möglichst wenig zu belasten. Ersatzweise sollen die Kommunen selbst Mitglieder des Trägervereins werden. Die Unterbringung der Biologischen Station soll „so wirtschaftlich wie möglich“ erfolgen.

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Gerhard Hüttemann vom BUND fand, diese Initiative sei nach der Ablehnung durch den Kreistag „der einzig gangbare Weg, die Kommunen mit ins Boot zu holen“. Es gebe positive Signale aus Vorgesprächen mit einzelnen Bürgermeistern. Michael Richard vom Landwirtschaftlichen Kreisverband signalisierte Ablehnung: „Als Vertreter der Landwirtschaft haben wir uns umfänglich damit befasst, der Kreistag hat abgelehnt und wir werden keinen Appell unterzeichnen, dass es bei den Kommunen weitergeht.“ Waldbauer Michael Bieke: „Da muss ich mich nahtlos anschließen. Wir haben und umfangreich informiert, wir sind alles gestandene Männer und Frauen, und da muss man getroffene Entscheidung akzeptieren. Für mich ist das Thema erstmal erledigt. Das sollte man nicht sofort wieder aufgreifen, auch wenn das in ein paar Jahren anders aussehen mag. Die Zeiten viel zu schwierig, um da nochmal nachzukarten.“

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Das sah der frühere Forstamtsleiter Joachim Zacharias anders, der die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald im Beirat vertritt: „Ich glaube nicht, dass die einzelnen Waldbauern das negativ sehen müssen. Insgesamt hat das für mich großen Sinn. Gerade in der jetzigen Phase wäre es jammerschade, wenn wir die Gelegenheit nicht nutzen würden, die Städte und Gemeinden ins Boot zu nehmen. Ich kann es ehrlich gesagt nicht nachvollziehen, dass der Kreistag als einziger in NRW bisher die Gründung abgelehnt hat. Es wäre jetzt an der Zeit, es zu ändern.“ Richard erklärte, sein Eindruck sei, dass die Initiatoren die Ansprache der Kreistagsfaktionen im Vorfeld verpasst hätten und er habe „keine Lust, das jetzt durch die Hintertür zu erreichen“. Zacharias konterte: „Wäre wirklich bekannt gewesen, was eine Biologische Station macht, wäre die Entscheidung anders gewesen.“ Kreisdirektor Philipp Scharfenbaum schaltete sich ein: „Da muss ich widersprechen: Den Eindruck, dass nicht hinreichend informiert wurde, kann ich nicht bestätigen. Dem Kreistag und dem Umwelt- und Strukturausschuss wie dem Kreistag lagen über 30 Seiten vor. Ob sie zur Kenntnis genommen wurden oder nicht, können wir natürlich nicht prüfen.“

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Weiterhin sei ihm der Hinweis wichtig, dass der Kreistag keineswegs eine Biologische Station abgelehnt habe, was er gar nicht könne. Es sei nur beschlossen worden, dass der Kreis sich nicht am Trägerverein beteilige. Dieter Heide vom BUND fragte mit Blick auf die Kreistagsfraktion der CDU: „Ist die Partei denn nicht in der Lage, zu lernen und neue Argumente aufzunehmen?“ Scharfenbaum erklärte, dem Beirat stehe es zu, Position zu beziehen und sie auch darzustellen. „Einen solchen Appell sehen wir als unproblematisch an. Dadurch kommt aber weder Geld noch der Verein zustande.“ Mit fünf Ja-Stimmen gegen die Voten von Landwirtschaftlichem Kreisverband und Waldbauernverband bei Enthaltung der Vertreter von Garten- und Landschaftsbau sowie Kreisjägerschaft wurde der Appell mit deutlicher Mehrheit angenommen.