Saalhausen. Riesige Vielfalt: Vom Moped bis zum Lkw-Gespann, vom Traktor bis zum Stationärmotor. In 30 Jahren war es noch nie so voll.
Es war ein Treffen der Superlative: Das 29. Treffen der Oldtimerfreunde Saalhausen dürfte in die Annalen des Vereins, des Dorfs und der heimischen Oldtimerszene eingehen. Denn noch nie war der Andrang so groß. Die Zahl der erwarteten Fahrzeuge von 700 wurde deutlich übertroffen, wobei niemand die exakte Zahl festhalten konnte: Mancher anreisende Oldtimerfreund stellte sein Auto erst gar nicht auf dem vorgesehenen Gelände ab, sondern nutzte einen der vielen Besucherparkplätze, die damit ebenfalls in die Ausstellungsfläche einbezogen wurden.
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Organisationsleiter Raimund Schmidt stellte gegen Mittag zufrieden fest, dass das Konzept der Veranstaltung komplett aufgegangen war: Die Veranstalter verlangen weder Eintritt noch Meldegebühr, alle Besitzer historischer Fahrzeuge sind willkommen und können jederzeit kommen und gehen. Und so wurde das Gelände rund um das Kur- und Bürgerhaus schon vor dem offiziellen Beginn um 10 Uhr von knatternden, tuckernden oder grollenden Old- und Youngtimern bevölkert, denn erfahrene Teilnehmer kamen früher, um sich einen zentralen Platz für ihr Schmuckstück zu sichern.
Ganze Oldtimerclubs der Umgebung nutzten das Treffen für einen Vereinsausflug und kamen mit kompletten Kolonnen von Fahrzeugen nach Saalhausen. Und die Besucher von nah und fern freuten sich an den teils blankpolierten, teils stolz die Spuren des Alters tragenden Fahrzeuge, vom DDR-Moped über den westdeutschen Straßenschlepper bis zum britischen Militär-Lkw, der inzwischen als „Reservist“ zum Wohnmobil geworden ist.
Jeeps, Unimogs und andere Geländefahrzeuge wurden, ihrem Einsatzzweck angemessen, gern auch auf Böschungen geparkt, deren Befahren für normale Autos den Totalschaden bedeuten würde. Die Mehrheit der gezeigten Fahrzeuge hatten heimische Nummernschilder, SI gefühlt mindestens so oft vertreten wie OE, ebenfalls sehr stark die Wittgensteiner mit ihrem BLB, dazu HSK, MK und GM – aber auch von weither kamen einzelne Oldtimerfreunde angefahren, manche nutzten das Treffen für einen Kurzurlaub im Sauerland.
Das älteste Fahrzeug des Treffens wirkte auf den ersten Blick auch als das mit der weitesten Anreise – der Citroen C4 mit dem niederländischen Nummernschild aus dem Jahr 1926 parkt allerdings in einer Saalhausener Garage; sein Eigner hat im Sauerland ein Ferienhaus und gehört zu den Urgesteinen des Treffens.
Das wohl auffälligste Auto kam mit Hubertus Hennecke am Steuer, und sein Auftauchen brachte die Organisatoren kurzzeitig ins Schwitzen, hatte doch niemand damit gerechnet, dass ein Lkw samt Anhänger untergebracht werden müsste. Doch Hennecke, der seinen sonnengelben Borgward B555 mit 110 PS seit 14 Jahren hegt und pflegt und zur Werbung für seinen „Hubertushof“ in Fröndenberg nutzt, war nicht umsonst zwei Stunden lang angereist. Mit etwas Rangieren fand sich ein Platz für das stolze Gespann.
Nicht ganz so lange hatte die Anfahrt von Jürgen Stötzel gedauert: Der rüstige Senior hatte seinen Hanomag R35, einen Straßenschlepper, knapp eine Stunde zuvor im siegerländischen Müsen in Gang gesetzt und war über Würdinghausen nach Saalhausen gefahren. Er hat das Traktorenhobby in der ganzen Familie verbreitet, „inzwischen haben wir insgesamt sieben“, und das Oldtimer-Gen ist auch auf Sohn Thomas übergesprungen, der allerdings mit kleinerem „Kaliber“ unterwegs war: Er hatte seinen Vater mit einem Krause Duo begleitet, einem Dreirad, das in der DDR für gehbehinderte Menschen aus Teilen des legendären Simson-Mopeds gebaut wurde und inzwischen in Ost und West als luftiges Freizeitfahrzeug bei Oldtimerfreunden extrem beliebt ist.
Raimund Schmidt nutzte per Funk-Mikro die Chance und stellte die interessantesten der über die Lennebrücke auf den Fasanenweg kommenden neu eintreffenden Fahrzeuge vor. Für viel Freude sorgte eine niederländische Kirmesorgel, auf einem Anhänger aufgebaut, die praktisch eine komplette mechanische Musikkapelle in sich birgt und über meterlange Lochstreifen programmiert wird, die unermüdlich vor sich hin musizierte. Rund 30 Helferinnen und Helfer waren im Einsatz, um das Treffen zu stemmen, ob als Einweiser oder Würstchenverkäufer. Und immer wieder an den verschiedenen Plätzen zu hören, sind Sprüche wie: „Das war Opas erstes Auto“ oder „In so einem sind wir zu sechst über die Alpen gefahren“.
Traktoren vom 12-PS-Einzylinder bis zum gigantischen Schlüter waren in großer Zahl vertreten, sie nutzen das Treffen in Saalhausen verstärkt als Jahrestreffen, seitdem das viele Jahre in der Region führende Traktorentreffen in Melbecke nicht mehr fortgesetzt wird. Und hin und wieder hatten Teilnehmer auch andere technische „Leckerbissen“ mitgebracht, etwa Stationärmotoren, die einst zur dezentralen Energieversorgung beispielsweise zum Antrieb kleiner Maschinen im Einsatz waren und ihre Kühlung durch das Verdampfen von Wasser recht ursprünglich erfüllen. Da viele Teilnehmer nicht die komplette Zeit blieben, sondern nach ein oder zwei Stunden wieder weiterfuhren, sorgte ein permanenter Austausch für Abwechslung.