Kreis Olpe. Von Kattfillern und Panne(n)klöppern: Warum sich Kleusheimer „Brieköppe“ nennen lassen müssen und wer die wahren „Kakeser“ sind.
In vielen Dörfern ist es heute noch so, dass bestimmte Familien nicht unter ihren im Personalausweis eingetragenen Nachnamen, sondern inoffiziellen „Rufnamen“ bekannt sind. Manchmal überträgt sich der Name eines Hauses auf die darin lebende Familie, manchmal haben die Familien selbst sogenannte „Dorfnamen“, um mehrere Familien desselben Nachnamens unterscheiden zu können – fast unvermeidlich, wenn man etwa in Hillmicke wohnt und Stracke heißt oder Kinkel in Hünsborn. Doch in manchen Fällen tragen die Einwohner ganzer Ortschaften bestimmte Spitznamen, die sich nicht immer leicht erklären lassen.
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Dass die Olper als „Panne(n)klöpper“ bekannt sind, ist schnell erklärt. Waren es doch die Breitschmiede, die der Stadt einst Wohlstand und Handel beschert haben und die eben unter anderem auch Pfannen schmiedeten, also „kloppten“.
Warum die Attendorner als „Kattfiller“ geneckt werden, ist einem bestimmten historischen Ereignis geschuldet: Im Jahr 1583 sollen Attendorner Soldaten die Burg Bilstein belagert haben, auf die sich der Erzbischof von Köln zurückgezogen hatte, nachdem er beim Versuch, die katholischen Attendorner zum protestantischen Glauben zu zwingen, in der Hansestadt Kirchenschätze zerstört hatte. Die Kölner zogen einer Katze die Nachthaube des Bischofs über und setzten sie in ein Fenster. Als ein Bogenschütze treffsicher den Vierbeiner erlegte und die Belagerer daraufhin im falschen Glauben abzogen, den Erzbischof getötet zu haben, hatten sie sich den bis heute gebräuchlichen Spottnamen „Kattfiller“ (Katzentöter) verdient. Selbstironisch nutzen die Attendorner Karnevalisten diesen Spitznamen sogar als Schlachtruf im Karneval.
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Als „Heinsberger Kuckuck“ muss sich mancher Einwohner des Ortes nennen lassen. Die Herkunft dieses Namens ist nicht leicht zu erklären: Eigentlich werden die Einwohner von Hesborn im Hochsauerland mit diesem Spitznamen geneckt. Der Sage zufolge wollten die Heinsberger daraus Nutzen ziehen, weil angeblich der Ruf des Kuckucks den Frühling einläutet und sie nach langem Winter endlich den Schnee vertreiben wollten. Doch der von ihnen angeheuerte umherziehende Soldat bekam von den Hesbornern keinen Kuckuck, sondern Prügel, woraufhin er sich selbst in einen Baum gesetzt und mit lauten Kuckucksrufen seinen Lohn rechtfertigen wollte.
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Nicht sonderlich beliebt ist für die Kleusheimer der Spitzname „Kleismer Brieköppe“. Er rührt daher, dass sie es gemeinsam mit den Rehringhausern nach langem Kampf mit den Kirchenoberen geschafft hatten, aus der Pfarrei Olpe herausgelöst zu werden. Bei einer gemeinsamen Prozession waren die Rehringhauser für den Kaffee zuständig, in Kleusheim gab es für die Pilger nahrhaften Reisbrei, und schon waren die Kleusheimer zu „Brieköppen“ geworden.
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Umstritten ist die Frage, wer im Wendener Land mit „Kakesern“ gemeint ist. Für Hünsborner sind es die Ottfinger, aber im gesamten übrigen Wendschen gelten ebenjene Hünsborner als „Kakeser“. Ursprung des Namens sind wohl unstrittig die Rabenkrähen, die in früheren Jahren zwischen beiden Orten heimisch waren und reiche Nahrung im nahen Büschergrund fanden, wo Gerbereien heimisch waren, deren Abfälle für sie willkommene Leckerbissen waren. Noch heute sprechen die Büschergrunder von der „Hünsborner Wiese“.