Kreis Olpe. Von teuren Geschäftshäusern in der City bis zu günstigen Dörfern: Internet-Angebot gibt einen detaillierten Überblick über Bodenrichtwerte.

Bei „Boris“ denken die meisten wohl an einen rotblonden ehemaligen Tennis-Superstar. Doch wer sich damit beschäftigt, ein Grundstück oder Haus zu kaufen oder zu verkaufen, für den steht Boris als Akronym für „Bodenrichtwert-Informationssystem“: Anhand der entsprechenden Homepage (www.boris.nrw.de) ist es unter anderem möglich, sich einen Überblick zu verschaffen, wie teuer im Durchschnitt Grundstücke in bestimmten Gebieten sind. So lässt sich recht einfach einordnen, welche Bereiche einer Kommune begehrt und wo weniger nachgefragte Wohngebiete zu finden sind. Und ein Klick auf den jeweiligen Bereich öffnet ein Fenster mit genaueren Informationen zur betreffenden Bodenrichtwertzone, etwa was die Bebaubarkeit angeht.

Die Stadt Olpe liegt kreisweit oben bei den Bodenrichtwerten. Der Bereich Hardtweg, rechts vom Bigge-Hochhaus, gehört zu den teuersten Wohnlagen im ganzen Kreisgebiet.
Die Stadt Olpe liegt kreisweit oben bei den Bodenrichtwerten. Der Bereich Hardtweg, rechts vom Bigge-Hochhaus, gehört zu den teuersten Wohnlagen im ganzen Kreisgebiet. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Die WESTFALENPOST im Kreis Olpe ist auch bei WhatsApp. Jetzt hier abonnieren.

Folgen Sie uns auch auf Facebook.

Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus dem Kreis Olpe.

Alle News aufs Handy? Jetzt die neue WP-App testen.

Die WP im Kreis Olpe ist jetzt auch bei Instagram.

Die Nutzung ist komplett kostenlos und bietet einen interessanten Einblick in den Grundstücksmarkt im Kreisgebiet. Zwar sind die angegebenen Werte nicht bindend, wie der Name „Richtwert“ schon sagt, da sie aber anhand echter Kaufpreise erhoben werden, bieten sie eine gute Grundlage für die Suche nach einem Heim.

Bevor der Richtkranz auf ein Haus gesetzt werden kann, ist viel Arbeit zu leisten. Die Suche nach dem richtigen Grundstück ist einer der wichtigsten Schritte. Dabei hilft BORIS.NRW.DE.
Bevor der Richtkranz auf ein Haus gesetzt werden kann, ist viel Arbeit zu leisten. Die Suche nach dem richtigen Grundstück ist einer der wichtigsten Schritte. Dabei hilft BORIS.NRW.DE. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

In der Stadt Olpe beispielsweise liegt der höchste ermittelte Bodenrichtwert bei einem Quadratmeterpreis von 520 Euro: Es ist die Bahnhofstraße zwischen dem Kreisverkehr und dem Kurkölner Platz. Dies ist auch der Spitzenwert im ganzen Kreis. Nur wenig niedriger folgen die Straßen um den Marktplatz mit 480 Euro und die Martinstraße mit 470 Euro pro Quadratmeter. Die hohen Preise sind hier erklärlich dadurch, dass es die beste Einkaufslage der Stadt ist und hier vorwiegend Geschäftshäuser stehen. Bei den reinen Wohngebieten liegt mit 320 Euro pro Quadratmeter das Umfeld des Hardtwegs vorn, ebenfalls weit oben auf der Skala die Eichhardt mit 270 Euro. Erst wenn man das Gebiet verlässt, das die eigentliche Kernstadt bildet, sinkt der Bodenrichtwert auch in Richtung Zweistelligkeit, etwa in Rüblinghausen entlang der Biggestraße, wo 65 bis 90 Euro aufgerufen werden. In Lütringhausen werden 60 bis 90 Euro genannt, in Rhode 75 bis 140.

Auch interessant

In der Gemeinde Wenden ist das Niveau deutlich niedriger. Selbst im Ortskern liegt der höchste Bodenrichtwert bei 150 Euro (Bereich Bergstraße), andere zentrumsnahe Wohngebiete werden mit 110 bis 130 Euro pro Quadratmeter geführt. In den Dörfern pendelt sich der Wert bei 70 bis 90 Euro ein. Ein Ausreißer nach unten: der Drachenfels in Elben, der bei gerade 55 Euro notiert ist.

Auch interessant

Ähnlich das Niveau in Drolshagen: In der Kernstadt liegt der Topwert bei 160 Euro für das Wohngebiet Ober der Sengenau, ansonsten reicht hier die Bandbreite von 75 bis 140 Euro. Die Dörfer liegen deutlich darunter, wobei hier fast ausnahmslos gilt: je größer, desto teurer. Germinghausen liegt bei 65 Euro, in Hützemert werden bis 105 Euro aufgerufen, in Iseringhausen 70 bis 80 Euro, Husten und Halbhusten liegen bei 60 Euro.

Auch interessant

Ähnlich wie in Olpe die Situation in Attendorn: Die Geschäftslagen in der Innenstadt sind erwartungsgemäß die teuersten, ganz oben der Bereich Niederste Straße mit 390 Euro, Schemperstraße mit 350 und Wasserstraße mit 340 Euro. Bei den reinen Wohngebieten rangiert eine Fläche am Nordwall mit 320 Euro ganz oben, in der Waldemei werden 250 Euro genannt, ebenso am Westwall. Große Bereiche der Stadt Attendorn pendeln um 200 Euro, deutlich niedriger die Werte etwa an der Windhauser Straße (100 Euro). Die Dörfer variieren stark, zwischen 70 bis 90 Euro in Niederhelden, 80 bis 130 Euro in Helden, 50 in Röllecken oder 55 in Mecklinghausen.

Auch interessant

Erheblich geringer ist die Streuung zwischen Zentrum und Dörfern in Finnentrop. Die teuerste Lage sind hier An der Wilhelmshöhe und Grüner Weg in Heggen mit 105 Euro, 110 Euro für Am Jägershain in Schönholthausen und 115 Euro im Heidfeld in Finnentrop. Kleine Ortsteile wie Gierschlade oder Illeschlade liegen bei 60 Euro, größere wie Fretter bei 60 bis 90 Euro.

Auch interessant

Diffizil die Situation in Lennestadt: hier treffen Bereiche auf engem Raum aufeinander, deren Bodenrichtwert von einzelnen Geschäftshäusern in die Höhe getrieben wird, während angrenzende Wohnbauflächen deutlich darunter liegen, so in Altenhundem an der Bundesstraße 517, wo das eine Grundstück mit 260 Euro aufgerufen wird und unmittelbar dahinter Wohngrundstücke bei 75 Euro liegen. Die reinen Wohngebiete im Zentralort der Kommune liegen bei 85 bis 90 Euro, an der Fichtenstraße und der Vogelwarte 105 Euro und als Toplage Timmerschlade und Timmerbruch mit 125 Euro. In Meggen werden 50 bis 70 Euro notiert, in Grevenbrück meist 80 bis 100 Euro.

Auch interessant

Die Gemeinde Kirchhundem liegt grob 20 Euro pro Quadratmeter niedriger, so in Heinsberg mit 36 bis 65 Euro, der Zentralort selbst mit 60 bis 80 Euro oder Oberhundem mit 55 bis 85 Euro.

Uns werden alle Immobilienkaufverträge von den Notaren lückenlos zur Auswertung vorgelegt.
Werner Figge - Vorsitzender des Gutachterausschusses

Werner Figge ist Vorsitzender des Gutachterausschusses für Grundstückswerte im Kreis Olpe, dessen Geschäftsstelle bei der Kreisverwaltung verortet ist (https://www.gars.nrw/kreis-olpe). Er erklärt: „Der Bodenrichtwert ist Ergebnis einer Vielzahl tatsächlicher Verkäufe. Uns werden alle Immobilienkaufverträge von den Notaren lückenlos zur Auswertung vorgelegt, was rund 1400 Vorgänge im Jahr ausmacht.“ Und da der Gutachterausschuss, ein 20-köpfiges Gremium, mit Mitgliedern aus dem gesamten Kreis und verschiedener Berufsgruppen, vom Forstfachmann bis zum Makler, von der Bau- und Vermessungsingenieurin bis zur Architektin, besetzt ist, sei gewährleistet, dass bei der Wertermittlung alle nötigen Aspekte berücksichtigt würden. Ein ganz wichtiges Ergebnis der Arbeit sei der jährliche Grundstücksmarktbericht, der kostenlos zum Download unter https://kurzlinks.de/qxtx bereitsteht. Interessanterweise ist besagter Ausschuss zwar bei der Kreisverwaltung verortet, doch ist es ein Gremium des Landes Nordrhein-Westfalen.

Er ist ein ganz wichtiger Indikator für die Entwicklung von Grundstücken.
Matthias Humpert - Immobilienfachmann, „Immoxperten“

Doch was bedeutet der Bodenrichtwert in der Praxis? Matthias Humpert von den „Immoxperten“, der Makler-Tochter der Volksbank Olpe-Wenden-Drolshagen, erklärt: „Die Arbeit des Gutachterausschusses hat für uns eine ganz erhebliche Bedeutung. Wir nutzen den Bodenrichtwert praktisch täglich für die Wertermittlung von Gebäuden und Grundstücken, und er ist auch ein ganz wichtiger Indikator für die Entwicklung von Grundstücken, weil auch Zeitverläufe nachgesehen werden können.“ Es sei also alles andere als ein „Papiertiger“, sondern ein ganz wichtiges Werkzeug, das für eine faire Beurteilung sorge.