Attendorn. Die 58-jährige Kerstin Pursian orientierte sich vor fünf Jahren um und eröffnete ihr Geschäft in Attendorn – so läuft es für die Quereinsteigerin.
Vor knapp fünf Jahren hat das Einzelhandelsgeschäft „Wunderbar“ im Herzen Attendorns in der Niedersten Straße 3 seine Pforten geöffnet. Für Inhaberin Kerstin Pursian bedeutete die Eröffnung auch einen persönlichen Neuanfang. Nun blickt die Attendornerin auf ihre ersten Jahre in einer völlig fremden Branche zurück.
Ins Risiko gegangen
Die zweifache Mutter Kerstin Pursian beschließt vor fünf Jahren, ihr Berufsleben völlig auf den Kopf zu stellen. Nach 30 Jahren als Gymnastik-Lehrerin entscheidet sie sich, ihren Beruf an den Nagel zu hängen und ihr Leben umzukrempeln. Die 58-Jährige hatte schon lange zuvor mit dem Gedanken gespielt, etwas komplett Neues zu machen. Der finale Entschluss, ausgerechnet im Einzelhandel anzufangen, fällt ihr schwer – über einen längeren Zeitraum diskutiert sie gemeinsam mit ihrem Mann, ob ein Quereinstieg in eine neue Branche wirklich Sinn macht, doch letztlich entscheidet sie sich, das Risiko einzugehen. „Es war ein Prozess. Irgendwann musste ich mich entscheiden, da habe ich dann gesagt, das machen wir jetzt.“ Über ihre Schwester, die selber im Einzelhandel tätig ist, bekommt Pursian erste Einblicke in die Materie – die große Unterstützung aus der eigenen Familie hilft ihr dabei, den schweren Übergang zu meistern.
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Die frühere Gymnastik-Lehrerin lässt zunächst alles auf sich zukommen. „Unser Konzept sah so aus, dass wir kein Konzept hatten. Ich habe hier alles von der Pieke gelernt“, erzählt die 58-Jährige mit einem Augenzwinkern. Gemeinsam mit ihrem Team reagiert sie auf aktuelle Trends und Veränderungen auf dem Markt. Dabei immer im Fokus: eine bunte Mischung aus unterschiedlichen Kleidungsstücken, Accessoires, Küchengeräten und vielen Kleinigkeiten. Je nach Saison wird sogar die eigene Dekoration angepasst und die Einrichtung umgebaut. „Ich habe immer klare Vorstellungen von der Einrichtung. Wir haben hier ein wechselndes Farbkonzept“, erzählt sie, dass sich über die Jahre immer wieder etwas verändert hat. Das bestätigt auch das Mitarbeiterteam, das ebenfalls fast seit der damaligen Neueröffnung mit dabei ist: „Wir haben am Anfang vieles ausprobiert – es kam vieles dazu und vieles wieder weg. Die Abwechslung macht es ja auch aus“, erzählt Mitarbeiterin Sibylle Grüner.
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Die große Hingabe für den Beruf zahlt sich langfristig aus, inzwischen habe sich laut der Inhaberin ein großer Kundenstamm entwickelt – viele kämen sogar regelmäßig aus Lüdenscheid, Siegen oder Plettenberg, um sich nach den neuesten Angeboten umzuschauen. Neben den vielen Angeboten soll es in der „Wunderbar“ auch um die Geschichte hinter dem Menschen gehen – persönliche Gespräche sind immer willkommen. „Es soll hier eine nette Atmosphäre zum einfachen Plausch sein“, ist Pursian der enge Kundenkontakt besonders wichtig. Gerade in der persönlichen Kundenberatung geht die zweifache Mutter auf. „Ich habe schon immer gerne verkauft und Freude am Kontakt mit Kundschaft.“
Krisen überstanden
Die Arbeit im Einzelhandel hat jedoch auch Schattenseiten. Inmitten der Corona-Krise musste auch das Team der „Wunderbar“ kurzfristig mit einigen Herausforderungen kämpfen. Die Kundschaft sei ausgeblieben, da die örtlich angebundene Gastronomie lange Zeit nicht öffnen durfte. Und auch das Online-Verhalten habe sich in den letzten Jahren als Folge der Pandemie weiter gewandelt. Gerade die junge Generation nutze oft nur noch Online-Shops, um an Kleidung zu kommen. „Das ist auch eine Generationsfrage. Viele junge Menschen gehen gar nicht mehr in die Städte, weil es alles online zu kaufen gibt“, fasst Kerstin Pursian zusammen. Trotz der Probleme kann sich die Einzelhändlerin keinen besseren Job mehr vorstellen und ist fünf Jahre später glücklich über ihre getroffene Entscheidung. „Ich würde es auf jeden Fall wieder so machen, weil der Beruf mir einfach Spaß macht.“