Hillmicke. Nachdem sich der Wasserverband aufgelöst hat, stellt sich in Hillmicke die Frage, was das Wasser künftig kosten könnte. Eine Beispielrechnung.

Der aktuelle Sachstand bei der Wasserversorgung in Hillmicke wurde in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats Wenden vorgestellt, doch auch nach der genehmigten Auflösung des Wasserbeschaffungsverbandes herrscht zwischen Gemeinde und ehemaligen Verbandsmitgliedern in vielen Punkten weiter Redebedarf. Vor allem der geplante Kaufpreis für die Netzübernahme sorgt für Diskussionen.

Unverständnis für Umsetzungsvorgehen

Ralf Halbe und Wolfgang Schneider waren viele Jahre im Wasserbeschaffungsverband (WBV) Hillmicke tätig. Die beiden Liquidatoren des aufgelösten Verbands können nicht nachvollziehen, warum ihr bestehendes und selbst aufgebautes Leitungsnetz ohne Gegenwert an die Gemeinde Wenden übergehen soll. Im Gemeinderat hatte Kämmerer Thomas Munschek in der vergangenen Woche festgestellt, dass aufgrund eines möglichen gebührenrechtlichen Doppelbelastungsverbots der Kaufpreis voraussichtlich auf eine Summe von 0 Euro beziffert werden könne. Wolfgang Schneider versteht den Gedankenprozess, steht einer solchen Umsetzung jedoch kritisch gegenüber.

Noch funktionieren die Anlagen in Hillmicke, der Bau einer Anschlussleitung für Wasser der Kreiswerke ist aber in Vorbereitung.
Noch funktionieren die Anlagen in Hillmicke, der Bau einer Anschlussleitung für Wasser der Kreiswerke ist aber in Vorbereitung. © WBV Hillmicke | WBV Hillmicke

Zum einen habe sich der Verband das gesamte Leitungsnetz selber aufgebaut und es funktioniere bislang einwandfrei. Zum anderen ziehe eine solche Umsetzung einen hohen zu zahlenden Einmalbetrag für alle Verbandsmitglieder nach sich. Schneider schlägt daher vor, einen Kaufpreis festzulegen und diese Summe über die dann gegründete neue Netzgesellschaft jährlich abzuschreiben. Bei einem hypothetischen Kaufpreis von einer Viertelmillion Euro würde das zur Folge haben, dass die Gesamtsumme bei einer jährlichen Abschreibung von 10.000 Euro und einer Preiserhöhung um 20 Cent pro Kubikmeter nach 25 Jahren vollständig abbezahlt sei. „Diese Zusatzkosten würden den Wasserpreis insgesamt erhöhen“, fasst Schneider zusammen. Dafür müsse dann jedoch eine deutlich niedrigere Einmalzahlung erfolgen. „Wir wollen, dass die Kosten für Mitglieder möglichst gering gehalten werden“, hält er fest. Die Bürger müssten dann zwar jährlich mehr zahlen, hätten jedoch langfristige Planungssicherheit. Für viele Bewohner sei eine solche kurzfristige Abgabe überhaupt nicht darstellbar, betont auch Ralf Halbe. Bleibt alles so wie von der Gemeinde vorgegeben, müssen sich laut Thomas Munschek alle Mitglieder auf eine Einmalzahlung von rund 1000 Euro einstellen. Immerhin: Nach langwierigen Verhandlungen konnten sich beide Parteien auf einen Kompromiss einigen und so eine mögliche Einmalzahlungssumme von anfangs fast 3500 Euro pro Kopf auf 1000 Euro verringern.

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Zuschüsse möglich

Während des Gemeinderats hatte Kämmerer Munschek zudem verlauten lassen, dass bereits geprüft worden sei, inwiefern es für den geplanten Leitungsbau Zuschüsse geben könne. Gutachten ergaben dabei, dass ein Zuschuss nur infrage kommt, wenn die Leitung auch für die örtliche Löschwasserversorgung effektiv genutzt wird. „Ein Zuschuss der Gemeinde ist denkbar, wenn die Löschversorgung durch die Maßnahme gestärkt werden könnte“, erklärt Munschek. Etwaige Untersuchungen ergaben, dass eine solche Umsetzung in Hillmicke grundsätzlich möglich ist. Sollte es dazu kommen, winkt ein Zuschuss von 36 Prozent der Gesamtsumme, so der Kämmerer weiter.

Weitere Themen

Bereits vor einigen Jahren hatte der WBV Hillmicke eine Risikoabschätzung bezüglich der Zukunft der eigenständigen Wasserversorgung gemacht. Das ernüchternde Ergebnis: Die vielen anstehenden Baumaßnahmen sind in der Gesamtheit finanziell kaum stemmbar. Neben der Neuverlegung einer Zuleitung zu einem Hochbehälter stünden unter anderem auf Sicht die Sanierung der Wasserkammer des Hochbehälters Eichen sowie der Bau eines weiteren Hochbehälters auf dem Programm. Solch hohe Reinvestitionen sind für den Verband schlichtweg zu hoch, bestätigt Ralf Halbe. Die Verantwortlichen trafen daher bereits im Spätsommer 2022 den Entschluss, auf Fremdbezug umzustellen. Inzwischen sind die Verantwortlichen froh, die Entscheidung getroffen zu haben. „Es geht hier um eine vernünftige Trinkwasserversorgung. Ich bin froh, wenn die Verantwortung weg ist. Ich habe manchmal vor dem Abgrund gestanden“, gibt Wolfgang Schneider Einblick in seine Gefühlswelt. Angesichts anziehender gesetzlicher Vorgaben und anstehender Sanierungsarbeiten sei die Haftungsfrage in den letzten Jahren immer mehr in den Vordergrund gerückt.