Olpe. Aber Erneuerbare-Energien-GmbH soll Priorität auf die Windkraft setzen. Insgesamt herrscht großer Nachholbedarf beim Ausbau.
Das Thema „Ausbau der erneuerbaren Energien“ wird im Kreis Olpe meist mit Windkraft gleichgesetzt. Am Donnerstag bestimmte es die Sitzung des Umwelt- und Stukturausschusses des Kreises Olpe. Dazu hatte zunächst Dr. Matthias Mann das Wort. Er ist Chef der „Erneuerbare Energien Beteiligungs- und Entwicklungsgesellschaft im Kreis Olpe“, die unter dem Kürzel EEBE zumindest für Kommunalpolitiker mittlerweile ein fester Begriff ist. Die GmbH hat sieben Mitglieder: den Kreis und alle Kommunen außer der Stadt Attendorn, und ihr Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass die Wertschöpfung aus der Gewinnung erneuerbarer Energien vor Ort bleibt. Dazu leistet Dr. Mann überwiegend koordinierende Arbeit: „Meist geht es um Flächen“, erklärte er den Ausschussmitgliedern in seinem Rechenschaftsbericht. Dies gelte gleichermaßen für Windräder wie Solarkraftwerke und letzlich auch Wasserkraftanlagen. Daher sei seine Hauptaufgabe, geeignete Potenzialflächen zu finden.
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Beabsichtigt sei, eine Energiegenossenschaft im Kreis auf den Weg zu bringen. Ziel müsse sein, die Energie, die man vor Ort gewinnt, auch vor Ort zu verbrauchen. „Mit der Energie, die wir im Kreis Olpe heben, decken wir gerade 13 Prozent unseres Verbrauchs“, wies er auf jede Menge Nachholbedarf hin. Bundesweit liege der Anteil an erneuerbaren Energien inzwischen bei rund der Hälfte. Den höchsten Anteil an Erneuerbaren im Kreis haben Photovoltaik(PV)-Dachanlagen, gefolgt von Wasserkraft (4 Prozent), „da sind wir auf Bundes-Niveau“, so Dr. Mann. Erst danach folgt die Windkraft. Gerade bei dieser Erzeugungsform aber „geht noch was“.
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Hinsichtlich der Windkraft sei die EEBE derzeit für ein Projekt in Brachthausen, den Bürgerwindpark Drolshagen, ein Projekt am Arnscheid in Lennestadt sowie Projekte in Olpe und Finnentrop tätig, dazu einzelne Anlagen an diversen Standorten.
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Aus dem Ausschuss erhielt Dr. Mann Lob von allen Seiten. Dr. Franz Lenze von der CDU regte an, in Sachen erneuerbare Energien ein „Leuchtturmprojekt“ mit der Uni Siegen zu starten. „Das wäre für den Kreis Olpe eine tolle Sache.“ Kreisdirektor Philipp Scharfenbaum bat um Geduld: „Wir müssen ein Stück weit realistisch sein. Dr. Mann ist noch kein Kalenderjahr im Dienst, und was ich wahrnehme und höre, ist, dass er sehr umtriebig und engagiert unterwegs und in diesem Dreivierteljahr mehr zur Akzeptanz der Windkraft geleistet als manch eine Landes- und hochdotierte Bundesgesellschaft es tut. Das ist der richtige Weg.“
Kreis nur eines von sieben Mitgliedern
Und obwohl eigentlich nicht vorgesehen, hatte Matthias Mann einige Tagesordnungspunkte später nochmal das Wort. Die SPD hatte einen Antrag vorgelegt, der den Ausbau der Wasserkraft voranbringen soll. Scharfenbaum warnte: Das Thema Wasserkraft sei ohnehin ein Handlungsfeld in der EEBE, inhaltlich sei ein größerer Ausbau aber nur schwer vorstellbar, allein wenn er an die Debatten zum Bau einer dritten Talsperre im Kreis Siegen-Wittgenstein denke. Weiterhin habe er auch Bedenken formaler Art hinsichtlich eines solchen Antrags aus einem Ausschuss des Kreises, denn dieser sei nur eines von sieben gleichberechtigten Mitgliedern. Er schlug der SPD vor, das Thema Dr. Mann mitzugeben und den Aufsichtsrat damit zu konfrontieren, „ob er sich damit beschäftigen darf“.
Meinolf Schmidt von der UWG hatte der Antrag zur Recherche veranlasst: Mit einer WESTFALENPOST aus dem Jahr 2014 vor sich wies er darauf hin, das Thema Wasserkraft sei damals von der Bezirksregierung intensiv betrachtet worden und schon das vielversprechendste Projekt, ein Kraftwerk im Stauwerk bei Eichhagen, sei damals als unwirtschaftlich aus der Prüfung hervorgegangen. „Wir haben nichts gegen den Antrag, es zu prüfen, aber wenn das das größte Potenzial ist, das sich schon nicht lohnt, glaube ich, dass es sinnvoller ist für die Gesellschaft, sich um vordringlichere Sachen zu kümmern.“ Fred Hansen von den Grünen, der stellvertretend dem Ausschuss vorsaß, berichtete, er habe vor Jahren selbst ein Wasserkraftwerk am Langeneier Hammer betrieben. „Es gab auch Reaktivierungsideen, aber die Auflagen waren so hoch, dass es sich nie rechnet. Was noch läuft, sind alte Anlagen mit laufenden Wasserrechten.“ Aber selbst die seien, wie seine Fraktionskollegin Anita Jung berichtete, vom Finanzamt nahe an der Liebhaberei eingestuft. Lothar Sabisch von der CDU schaltete sich ein: Er sehe das etwas anders. „Als wir die EEBE gründeten, war auch die Wasserkraft im Fokus. Prüfen ist das mindeste. Ich würde den Antrag daher nicht vom Tisch wischen.“ Scharfenbaum gab zu bedenken: „Ich muss da an die Personalressourcen der EEBE denken. Das kann Dr. Mann doch nicht in Ansätzen leisten. Wenn wir uns mit dem Thema befassen, dann geht das nur ganz konkret, zum Beispiel mit Eichhagen, aber nicht in der Breite.“
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Matthias Mann erklärte, er habe sich selbstverständlich bereits mit dem Thema an sich befasst. Er kenne den Bericht des Regierungspräsidiums von 2014, aber aus heutiger Sicht müsse man dies auch im wirtschaftlichen Kontext sehen, was Strom jeweils an der Börse koste und was mit Speichermöglichkeiten sei. Er sagte zu, zu einer der nächsten Sitzungen etwas zum Thema Bigge zusammenzutragen. Sabisch betonte, der Ausbau der erneuerbaren Energien und die Arbeit der EEBE dürfe nicht an personellen Ressourcen scheitern. Einen konkreten Beschluss gab es nicht, aber Zustimmung auf breiter Ebene, den Fokus der EEBE beim Ausbau der Windkraft zu belassen, aber das Thema Wasserkraft und konkret ein mögliches Kraftwerk im Stauwerk Eichhagen nicht aus den Augen zu verlieren.