Finnentrop. Der Stahlriese Thyssenkrupp will die Produktion reduzieren und Stellen abbauen. Davon könnten die 230 Mitarbeiter in Finnentrop betroffen sein.

Aus dem Gemütszustand seiner rund 230 Kollegen macht Bernd Sasse aus Fretter, Betriebsratsvorsitzender von Thyssenkrupp Steel an der Bundesstraße 236 in Finnentrop, keinen Hehl: „Man spürt die Verunsicherung. Wir wissen nicht, wie es jetzt konkret weitergeht.“ Die Ankündigung ihres Arbeitsgebers, die Stahlsparte zu straffen, um die Wettbewerbsfähigkeit des krisenerprobten Konzerns zu sichern, dabei die Produktionskapazität von derzeit 11,5 Millionen Jahrestonnen auf rund 9,5 Millionen zu reduzieren und Personal abzubauen, ist an den Mitarbeitern aus Finnentrop genauso wenig vorbeigegangen wie an ihren Kollegen aus dem Ruhrgebiet oder dem Siegerland.

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Sasse selbst hatte seine Finnentroper Kollegen während einer Belegschaftsversammlung Mitte vergangener Woche auf strukturelle Veränderungen innerhalb des Produktionsnetzwerkes von Thyssenkrupp Steel vorbereitet. Der Vorstand hatte jüngst angekündigt, aufgrund der schwächelnden Marktlage die Stahlproduktion zurückfahren zu wollen. Das Unternehmen leide nicht nur unter den geopolitischen Krisen, die unter anderem die Energiekosten nach oben schnellen ließen, sondern auch unter dem Importdruck von Großmächten wie China.

Zunächst müssen die Pläne auf den Tisch

„Wir werden nicht akzeptieren, dass zigtausende Menschen um ihren Job bangen müssen“, wird Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall in NRW, in einer Pressemitteilung zitiert. Er verweist auf die Verantwortung, die der Stahlriese für seine Werke und die tausenden Mitarbeiter im Ruhrgebiet, in Siegerland und Sauerland habe. Bernd Sasse nimmt den Vorstand von Thyssenkrupp Steel nun genauso in die Pflicht wie Detlef Wetzel, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Thyssenkrupp Steel Europa: Unisono sagen beide, dass zunächst die Pläne zur Umstrukturierung auf dem Tisch liegen müssten, und er danach verhandelt werden könne. Eines ist für Wetzel aber unverhandelbar: „Unsere Voraussetzung für Verhandlungen über eine Neuaufstellung des Unternehmens ist ein harter Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen über März 2026 hinaus. Außerdem erwarten wir die konsequente Umsetzung der geplanten und begonnenen Investitionen aus dem gültigen Tarifvertrag.“

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Dazu muss man wissen, dass sich die Beschäftigten von Thyssenkrupp Steel einen Zukunftstarifvertrag erkämpft hatten, der den Erhalt der Standorte sowie den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis Ende März 2026 regelt: „Daran lassen wir nicht rütteln, da ziehen wir rote Linien“, erklärt Gesamtbetriebsratsvorsitzender Tekin Nasikkol. In besagter Pressemitteilung weist Nasikkol auf einer Belegschaftsversammlung aller Standorte am Dienstag, 30. April, im Duisburger Fußball-Stadion hin: „Wir erwarten einen Großteil der 27.000 Kolleginnen und Kollegen und werden unseren Forderungen Nachdruck verleihen.“ An diesem Tag wird auch ein Teil der rund 230 Mitarbeiter aus Finnentrop, die in ihrem Werk feueraluminiertes Feinblech produzieren, den Weg ins Ruhrgebiet antreten.