Finnentrop. Stahlkonzern vermeldet den Abbau zusätzlicher Stellen. Ob die Finnentroper betroffen sind, kann der Betriebsratsvorsitzende nicht sagen:

Zur Ruhe kommen die Beschäftigten von ThyssenKrupp Steel seit geraumer Zeit nicht mehr. Lang andauernde Tarifverhandlungen über den Zukunftspakt Stahl 20-30, gescheiterte Übernahmegespräche mit Liberty Steel und nun die Meldung, dass weitere Stellen abgebaut und einzelne Geschäftsbereiche gemeinsam von außen betrieben werden sollen, sorgen fortwährend für Unsicherheit, Kopfschütteln und Sorgenfalten bei den Stahlkochern.

In der vergangenen Woche hatten der Arbeitgeber und die Gewerkschaft IG Metall eine Basisvereinbarung verkündet, aus der herausgeht, dass im Stahlsegment bis zu 750 weitere Stellen in der Verwaltung und in produktionsnahen Verwaltung geopfert werden sollen.

Auch interessant

Zusätzlich zu den bereits feststehenden rund 3000 Arbeitsplätzen, die wegfallen. Eine Meldung, die auch die rund 230 Beschäftigten aus Finnentrop, dem kleinsten Stahlstandort von ThyssenKrupp, nachdenklich stimmt.

Finanzvorstand verteidigt Abbau

„Ob und inwieweit wir von dem Stellenabbau in Finnentrop betroffen sind, kann ich nicht sagen. Ausschließen sollte man gar nichts“, macht der Betriebsratsvorsitzende Bernd Sasse aus Fretter keinen Hehl aus seiner Verärgerung. Der zusätzliche Stellenabbau beim krisengebeutelten Stahlriesen soll bis zum Ende des Geschäftsjahres 2022/23 abgeschlossen sein. Der Finanzvorstand des Konzerns, Klaus Keysberg, blickt mit Genugtuung auf die geschlossene Vereinbarung und erklärte zuletzt: „Das ist Voraussetzung dafür, den Stahl nachhaltig zukunftsfähig aufzustellen.“

Warnstreik aus dem Auto

Laut Bernd Sasse planen die Stahlkocher aus Finnentrop einen Warnstreik im Autokinoformat kommende Woche Donnerstag, 25. März, von 13 bis 14 Uhr auf dem Parkplatz vor dem Betriebsgelände an der Bamenohler Straße (B 236).

Dass der Arbeitgeber die Stahlsparte nun doch in Eigenregie fortführen möchte oder aber eine Verselbstständigung der Stahlsparte mit einem sogenannten „Spin-off“ in Erwägung zieht, also die Loslösung aus dem Gesamtkonzern, liegt daran, dass die Übernahmeverhandlungen mit dem britischen Stahlriesen Liberty Steel gescheitert sind.

Nicht nur Kosten und Personal sparen

Immerhin eine gute Nachricht, denn nicht nur Bernd Sasse war von Beginn an skeptisch: „Liberty wäre sicherlich nicht der geeignete Partner gewesen und ich glaube auch, dass bei einer Übernahme unsere Standorte stark gefährdet gewesen wären“, atmet er auf. Sollte es nun zu einem Betreibermodell kommen, das der Arbeitgeber mit der IG Metall, wie in der Basisvereinbarung beschrieben, abstimmen muss, hat der Finnentroper Betriebsratsvorsitzende klare Forderungen: „Es darf nicht nur darum gehen, Kosten oder Personal zu sparen. Wir müssen in unseren Prozessen besser und nicht billiger werden.“

Bernd Sasse, Betriebsratsvorsitzender von ThyssenKrupp in Finnentrop
Bernd Sasse, Betriebsratsvorsitzender von ThyssenKrupp in Finnentrop © Privat

Auch interessant

Ferner wurde verhindert, dass der Arbeitgeber Tarifflucht begeht oder aber die Belegschaft in die Tariflosigkeit abschiebt. Der geschlossene Tarifvertrag Zukunftspakt Stahl 20-30 vom März vergangenen Jahres verbietet nämlich nicht nur betriebsbedingte Kündigungen bis 2026, sondern beinhaltet auch Investitionen im hohen dreistelligen Millionen-Bereich, um die Stahlsparte wieder auf Vordermann zu bringen. Was dringend nötig ist.

„Diese Zusage haben wir Anfang Februar von der AG auch bekommen“, ist Sasse froh. Trotzdem: Am Ende sorgen die immer wieder neuen Nachrichten für Unsicherheit, Kopfschütteln und Sorgenfalten bei den Stahlkochern. Auch bei den 230 Beschäftigten aus Finnentrop.