Meggen. Nach 43 Jahren schließen Kathy und Achim Friedrichs das Grill-Restaurant „Zur Brücke“ in Meggen und somit auch ihr Lebenswerk. Die Gründe.
Die Tage sind gezählt. Am Sonntag, 28. April öffnet das Ehepaar Kathy und Achim Friedrichs zum allerletzten Mal ihr traditionelles Grill-Restaurant „Zur Brücke“ in Meggen. Dann ist Schluss. Nach 43 Jahren. „Es war eine schwere Entscheidung, aber so ging es nicht weiter. Wir werden gemeinsam mit unserem Team eine ganztägige Abschiedsparty feiern“, sagt das Ehepaar mit einem weinenden und einem lachenden Auge.
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Kathy und Achim Friedrichs kommen gebürtig aus Meggen. Sie kennen sich seit 40 Jahren und betreiben seit 22 Jahren das Restaurant an der belebten Bundesstraße 236. Hier, wo die beiden 2002 die Imbissbude von Achims Mutter Marlies übernommen haben und ihr eigenes Lebenswerk erschaffen haben. „Wir hatten Träume und eine ganz klare Linie“, beschreibt der 57-jährige Achim Friedrichs, der gelernter Stahl- und Betonbauer, ist. So hängten beide ihre Vollzeitjobs an den Nagel – Kathy arbeitete derweil im Einzelhandel – setzten alles in ihr Schnellrestaurant und machten es zum Familienbetrieb.
Kaum noch Mitarbeiter nach der Corona-Krise
„Ich habe jede Fliese selber verlegt“, erinnert sich Friedrichs und beschreibt, wie sie das Restaurant durch zwei Anbauten und die große Terrasse immer wieder vergrößert haben. Das Grill-Restaurant wurde über all die Jahre zu einem beliebten Mittelpunkt für Familien und Freunde. Schüler, Spaziergänger, Lkw-Fahrer – es herrschte immer reger Betrieb. Doch nach der Corona-Krise fiel es dem Ehepaar immer schwerer, Mitarbeiter für die Gastronomie zu begeistern. „Keiner möchte mehr in der Gastro arbeiten, aber alle wollen am Wochenende essen gehen. Wo soll das nur hinführen?“, erklärt die 55-jährige Kathy Friedrichs, wie dramatisch die Entwicklung ist.
Von vormals 21 Mitarbeitern, die in Teilzeit oder als geringfügig Beschäftigte angestellt waren, sind gerade einmal sechs Mitarbeiter geblieben und diese ziehen bis zum Schluss mit an einem Strang, auch wenn sie alle schon neue Anstellungen gefunden haben. „Die Wertschätzung unserer Mitarbeiter stand all die Jahre im Vordergrund. Wir zollen ihnen großen Respekt und sind dankbar über das familiäre Verhältnis im Team. Was viele Kunden nicht sehen, ist, dass der Job in der Gastro harte Arbeit ist und eben nicht nur ein paar Pommes schütteln“, wissen die Friedrichs, wovon sie sprechen.
Öffnungszeiten mussten wegen fehlendem Personal verkürzt werden
Ihr Dienst beginnt bereits morgens um 8 Uhr, weil sie nur Frischware verarbeiten, ehe sie um 10 Uhr öffnen. In den letzten Jahren mussten sie – auch aufgrund von fehlendem Personal – die Öffnungszeiten verkürzen. Von sieben Tagen in der Woche, auf fünf Tage und von 10 bis 19 Uhr, anstelle von 10 bis 22 Uhr. Trotzdem denken sie gerne an die gemeinsame Zeit zurück, die sie im Restaurant verbracht haben.
„Einmal ist ein Hubschrauber auf unserem Parkplatz gelandet, weil er einen Notarzt eingeflogen hat“, erinnert sich Achim Friedrichs zurück. Die angebotene Currywurst habe der Pilot zwar abgelehnt, aber das Foto wurde fortan zu Werbezwecken genutzt, mit dem Hinweis, dass vor dem Restaurant genügend Parkplätze für Autos, Busse, Lkw und eben auch Hubschrauber zur Verfügung stehen würden. Ein anderes Mal fand vor dem Grill-Restaurant eine Blutspendenaktion statt. „Da war was los. Nach der Blutspende im Bus haben die Spender bei uns Pommes bekommen. Das war eine tolle Aktion“, plaudert der Meggener aus dem Nähkästchen.
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„Unser Lebensziel war es immer, mit 60 in Rente zu gehen. Jetzt ist mit dem Restaurant-Betrieb schon einige Jahre früher Schluss“, beschreibt das Ehepaar Friedrichs, das sich vor etwa einem Jahr aktiv auf die Suche nach einem Nachfolger gemacht hat. Aus gutem Grund. Denn vor einem Jahr wurde bei Achim Friedrichs eine schwere Herzerkrankung festgestellt. Nach einer Operation am offenen Herzen in einer Spezialklinik fasst das Ehepaar einen Entschluss: „Wir wollen von unserem Leben noch etwas haben.“ Auch wenn sie in ihrem „Familienbetrieb“ so manchen Schicksalsschlag getragen haben, wollen sie ab Mai erstmal an sich denken. „Wir haben seit acht Jahren ein Wohnmobil. Und mein Bruder hat damit mehr Kilometer gemacht als wir selber“, so Achim Friedrichs.
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Sie wollen einsteigen in ihr Wohnmobil, losfahren und sich treiben lassen – Richtung Italien oder dahin, wo sich Kathy und Achim Friedrichs erholen können von den letzten Arbeitsjahren in der Selbstständigkeit. „Dieses Jahr wollen wir Urlaub machen und dann schauen wir mal, was sich ergibt. Ein kleiner Job, mit freier Zeiteinteilung, da wird sich sicherlich was finden“, sind die Pläne für 2025.
Grill-Restaurant ist verkauft
Wie es nach der Schließung mit dem Grill-Restaurant nun weitergeht? „Das Gebäude samt Grundstück kommt in gute Hände, auch wenn es hier wohl keine Gastronomie mehr geben wird“, erklärt Achim Friedrichs. Schade drum, wie auch Christian Speerschneider, Betreiber des Iserlohner „Jagdhaus im Kühl“ und gleichzeitig Kreisvorsitzender des DEHOGA Westfalen findet: „Viele Betriebe haben in Zeiten von Personalmangel einen zweiten Ruhetag eingeführt und die Öffnungszeiten verkürzt. Wenn es aber an die Gesundheit geht, verstehe ich, dass Inhaber die Reißleine ziehen.“ Dass in der Gastronomie seit Jahren die ungünstigen Arbeitszeiten als Grund von Personalmangel genannt werden, möchte Speerschneider so nicht stehen lassen: „Auch im Einzelhandel müssen die Mitarbeiter am Wochenende und bis in den Abend hinein arbeiten.“ Und weiter: „Gastro-Jobs waren bei Studenten und Oberstufenschülern immer so beliebt. Ein netter Job, bei dem man gutes Geld verdienen kann. Aber leider fehlt es in vielen Branchen ja derzeit das Personal.“