Attendorn. Fast vier Jahre arbeitet René Wacker als Küchenchef an der Burg Schnellenberg. Der einstige „Wanderer“ kann sich keine bessere Heimat vorstellen.
Seit 1928 kümmert sich die Familie Bilsing im Burghotel Schnellenberg um das leibliche Wohl ihrer Gäste. Der Betrieb hat sich über die Jahre stetig weiterentwickelt – aus einer kleinen Bierschänke ist ein großes Hotel mit hauseigener Gastronomie entstanden. Ein fester Bestandteil des Familienbetriebs ist auch Küchenchef René Wacker, der sich regelmäßig neue Gerichte einfallen lässt, um seinen Gästen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Nach vielen beruflichen Reisen hat der 49-Jährige seine ganz persönliche Heimat gefunden. Der zweifache Familienvater erzählt, wie er seine große Leidenschaft fürs Kochen entdeckt hat und warum er noch heute so sehr für seinen Beruf brennt.
Burg Schnellenberg
Mitarbeiter: 30
Standorte: 1
Branche: Gastronomie und Hotellerie
Tarif: Ja
Arbeitszeit: 40h-Woche (flexibel)
Arbeitsplatz: Burg und Küche
Kooperationen: Verschiedene Hotelkooperationen
Benefits: kostenlose Übernachtungen, mögliches Job-Bike
Weiterbildung: gegenseitige Vernetzung, regelmäßige Fortbildungen
Weitere Besonderheiten: Familienbetrieb, Hunde erlaubt
Leidenschaft schon immer da
Bereits als kleiner Junge kochte er leidenschaftlich gerne. „Der Gedanke, Koch zu werden, ist schon so früh in mir gewachsen“, berichtet Wacker. Als seine Eltern ihm einen kleinen Ofen schenken, beginnt er sich intensiver mit dem Hobby zu beschäftigen und kocht eigene Suppen und Puddings – das Talent fällt sofort auf. Einzig der Umgang mit dem Feuer macht anfangs kleine Probleme: „Ich habe mir beim Kochen erst einmal auf den Platten die Hände verbrannt. Der Rest hat aber einfach Spaß gemacht“, witzelt er. Das Feuer für seinen Beruf hat er bis heute nicht verloren, vielmehr kann er sich nichts Schöneres vorstellen, als in der Küche zu stehen und seinen Gästen ein ganz besonderes Geschmackserlebnis zu bereiten: „Ich verdiene mein Geld mit dem, was ich machen will. Ich liebe meinen Job“, zeigt er sich stolz.
Der gebürtige Merseburger ist während seiner beruflichen Laufbahn viel herumgekommen. Unmittelbar nach dem Mauerfall arbeitet Wacker als Koch in einer von neun Kantinen in den bekannten Leuna-Werken. Richtig glücklich wird er dabei aber nicht – das tägliche Speisenangebot ist ihm deutlich zu monoton. „Ich habe dort gemerkt, dass Kochen vielleicht was anderes ist, als ich da mache. Ich hatte einfach das Gefühl, da geht mehr“, will er sich kulinarisch mehr selbst verwirklichen. Er beschließt daher, 1992 aus der ehemaligen DDR nach Hessen zu ziehen und in der Nähe von Fulda eine dreijährige Lehre zu beginnen. Nach der Ausbildung sammelt er an den unterschiedlichsten Orten Deutschlands neue Erfahrungen und entdeckt seine heimliche Liebe für Burgen. Immer wieder arbeitet er in Burgen und Schlössern – so auch im Gohliser Schlösschen in Leipzig. Der Zufall und die Liebe führen ihn nach einem Abstecher in Pulheim schließlich 2020 zur Burg Schnellenberg. Über seine Freundin wird während der Corona-Pandemie der Kontakt zwischen Wacker und der Familie Bilsing hergestellt. „Das hat sich hier über Zufälle ergeben. Die Liebe hat mich hierhergeführt“, erzählt Wacker.
Persönliche Heimat gefunden
Inzwischen hat der 49-Jährige im Kreis Olpe seine ganz persönliche Heimat gefunden. Besonders das Burggelände und die offene familiäre Herangehensweise im Familienbetrieb haben es ihm angetan: „Ich war ganz beeindruckt, als ich hierherkam. Eine Burg ist etwas anderes als eine durchdesignte Küche.“ Und weiter: „Wir sind hier eine echte Gastro-Familie. Ich habe hier meine Heimat gefunden“, will der Merseburger nicht mehr durch die Küchen Deutschlands „wandern“. Aus seiner Sicht mache aber genau das gerade die Anfangsjahre und Ausbildung eines Kochs aus. „Es geht um den Lernfaktor. Man sollte sich immer weiterbilden – das ist bei uns das A und O.“ In den letzten Jahrzehnten habe sich der Beruf des Kochs gewandelt. Besonders im ländlichen Bereich werde nicht mehr „gewandert“, stattdessen oft direkt beim ersten Arbeitsstandort geblieben. Auch wenn sich der Ausbildungsalltag in der Gastronomie oft gleiche, habe jeder Koch seine eigenen Ideen, die zum Nachdenken anregten, so Wacker.
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Während der Ausbildung liege es vor allem am Küchenchef, seinen Azubis das nötige Handwerkszeug mit an die Hand zu geben. Im ersten Lehrjahr gehe es darum, sich die vielen Gerichte und Kochrezepte zu merken und zu verinnerlichen. Während der tagestypischen Aufgaben sollen dann die Kenntnisse gefestigt werden. Über neue Gerichte, in der sich verändernden Speisekarte, erweitere sich dann das Wissen der Auszubildenden, so Wacker. Aus seiner Sicht ist für Neueinsteiger besonders eines wichtig: Leidenschaft. Der Küchenchef dazu: „Jemand, der Koch werden möchte, muss für den Beruf brennen.“ Das Angebot für Lehrlinge ist aktuell so groß wie nie. Auch in der Gastronomie herrscht großer Personalmangel. „In der Gastronomie ist es jetzt noch einfacher. Früher gab es öfter auch mal Absagen. In Zeiten des Personalmangels ist das nicht mehr so“, berichtet Thomas Bilsing, Pächter und Geschäftsführer der Burg Schnellenberg.
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Generell habe sich in den letzten Jahrzehnten vieles in der Gastronomie gewandelt. Dies liege aber auch in der Natur der Sache: „Es ist in der Gastronomie immer ein Wandel. Die Gastro passt sich immer seiner Kundschaft an. Wir waren früher beispielsweise sehr rustikal“, erinnert sich Thomas Bilsing zurück. Inzwischen seien viele Menschen im Bereich der Kulinarik „offener geworden“, dementsprechend habe sich dann auch die Speisekarte entwickelt.