Hünsborn/Kreisgebiet. Von Ablehnung bis Akzeptanz: Schützenbruderschaften debattieren über weibliche Mitglieder. In Hünsborn ist das Thema längst vom Tisch.

In einigen Schützenvereinen der Region ging es jüngst hoch her, als in Versammlungen die Frage entschieden werden sollte, ob künftig auch Frauen Zugang zum Verein erhalten sollten. In Heid wurde klar dagegen gestimmt. In Elspe lehnte die Versammlung sogar die Debatte darüber ab., ähnlich in Windhausen. Im sozialen Netzwerk Facebook hatten diese Entscheidungen für heftige Schlagabtäusche gesorgt. Nun haben sich Mitglieder der Schützenbruderschaft St. Kunibertus aus Hünsborn in einer Mitteilung an die Öffentlichkeit gewandt, in der sie Stellung zu der Frage beziehen. Das Besondere daran: Die Absender sind sämtlich Frauen, denn die südlichste Ortschaft des Kreises hat ihre Bruderschaft schon lange auch für weibliche Mitglieder mit allen Rechten und Pflichten geöffnet.

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„Frauen sind in vielerlei Hinsicht bereits in sogenannten ,Männerdomänen‘ integriert. Es gibt mittlerweile Frauen in der Bundeswehr, bei der Polizei, dem Zoll und der Feuerwehr. Warum nicht in einem Schützenverein oder einer Schützenbruderschaft?“, so die Unterzeichnerinnen. Die St.-Kunibertus-Schützenbruderschaft sei „in dieser Frage modern, zukunftsorientiert und weltoffen aufgestellt. „Bei uns gab und gibt es bis heute keine Diskussionen über weibliche Mitglieder im Verein. Bereits im Jahr 1973 regierte eine weibliche Jungschützenkönigin. Bis heute waren es immerhin sechs weibliche Jungschützenregenten“.

Auch bei unseren Sportschützen waren in der Vergangenheit weibliche Mitglieder sehr erfolgreich.
Hünsborner Schützenschwestern - Stellungnahme

Und nicht nur bei den Jungschützen, erinnern die Schützenschwester, gab es weibliche Regenten, sondern auch bei den Königen. 2005 schoss eine Frau den Königsvogel aus dem Kugelfang. „Sie war der erste weibliche Schützenkönig im Kreis Olpe. Natürlich gab es von einigen Vereinen skurrile und diskriminierende Bemerkungen. Aber diese Frau ließ sich davon nicht beeindrucken und wurde 2006 sogar erste Bezirkskönigin im Bezirksverband Wenden.“

Im Jahr 2022 habe eine Frau – wenn auch nicht aus Hünsborn – sogar den Bund Historischer Deutscher Schützenbruderschaften als erster weiblicher Bundeskönig regiert. „Auch bei unseren Sportschützen waren in der Vergangenheit weibliche Mitglieder sehr erfolgreich. 1998 wurde ein weibliches Mitglied unserer Bruderschaft Deutsche Meisterin in der Disziplin 10 Meter Luftgewehr. Welcher Schützenverein oder Bruderschaft hat einen Deutschen Meister in ihren Reihen? Wir haben einen“, so die engagierten Schützinnen.

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Zurzeit, so die Mitteilung des Vereins, hat die St.-Kunibertus-Schützenbruderschaft 40 weibliche Mitglieder von jung bis alt. „Wir leben im 21. Jahrhundert und Aussagen wie ,Frauen gehören nicht ans Gewehr‘ sind diskriminierend und nicht mehr zeitgemäß“, heißt es weiter. „Wir Frauen der St.-Kunibertus-Schützenbruderschaft Hünsborn sind vollwertige und in allen Belangen gleichberechtigte Mitglieder im Verein. Wir leisten unseren Beitrag zum Vereinsleben genauso wie unsere männlichen Mitglieder. Im Hinblick auf den künftigen Mitgliederschwund, den bereits heute viele Vereine erleben, sollte es Überlegungen geben, weibliche Mitglieder wie bei uns, aufzunehmen.“

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Sie appellieren an Frauen in anderen Ortschaften: „Lasst euch nicht entmutigen und fordert eure Männer immer wieder dazu auf, Fürsprecher zu sein, dass auch Frauen als Mitglieder in euren Schützenvereinen und Bruderschaften aufgenommen werden. Wir hoffen, dass es in Zukunft immer mehr Schützenvereine und Bruderschaften gibt, die weibliche Mitglieder in ihre Vereine aufnehmen.“

Wenn ein Verein Frauen als Mitglieder zulässt, dann sind sie im Kreisschützenbund herzlich willkommen.
Markus Bröcher - Kreisschützenoberst

Nun gilt es zu beachten, dass die Debatten der jüngeren Vergangenheit in Mitgliedsvereinen des Kreisschützenbunds Olpe im Sauerländer Schützenbund geführt wurden, die Hünsborner indes dem Bezirksverband Wenden des Bundes der historischen Schützenbruderschaften angehören. Doch hinsichtlich der Mitgliedschaft von Frauen sind beide Verbände gleich aufgestellt. Kreisschützenoberst Markus Bröcher: „Das entscheidet jeder Verein für sich. Aber wenn ein Verein Frauen als Mitglieder zulässt, dann sind sie im Kreisschützenbund herzlich willkommen.“ Oft seien die Ursprünge eines Vereins oder einer Bruderschaft entscheidend: „Wenn ein Schützenverein aus dem Schießsport kommt, dann sind da Frauen oft seit jeher zugelassen. Anders bei reinen Traditionsvereinen, die oft als reine Männerdomänen gegründet wurden.“

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Auch wenn die Hünsborner zur Minderheit gehören, sind sie nicht allein: Es gibt bereits einige Vereine im Kreisgebiet, die Frauen als gleichberechtigte Mitglieder aufnehmen. Darunter etwa die Schützenbruderschaft Wenden, die ebenfalls auch schon weibliche Regenten hatte, oder seit kürzerer Zeit den Schützenverein Saßmicke, der seine Satzung im Jahr 2019 änderte und damit auch Frauen den Zugang ermöglichte. In Bamenohl sind Frauen seit Jahrzehnten ganz selbstverständlich im Verein willkommen. Meggen hat den Verein 1980 für Frauen geöffnet. Und auch in Kirchhundem und Halberbracht gibt es außer Schützenbrüdern auch Schützenschwestern.