Drolshagen. Ratsmitglieder müssen durch Spalier von Stadtbad-Unterstützern. Bürgermeister Berghof bedankt sich für friedlichen Protest.

Selten war das Interesse an einer Ratssitzung der Stadt Drolshagen so groß wie am Donnerstag. Alle Zuhörerstühle waren besetzt, als die Stadtverordneten im Musiksaal des Alten Klosters zusammenkamen. Und auch vorher hatte die Bürgerschaft großes Interesse bekundet: Vor allem Mitglieder der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) und des Turn- und Sportvereins (TuS) hatten vor dem Alten Kloster, umrahmt von zwei Einsatzfahrzeugen der DLRG, ein Spalier gebildet. Kinder und Erwachsene in eigens bedruckten T-Shirts („Ich tue nichts, ich will nur schwimmen“) zwangen so die Ratsmitglieder, „bewaffnet“ mit Quietsche-Entchen, zu einer Art Spießrutenlaufen.

Denn auch wenn es in der Ratssitzung im Wesentlichen um den Haushaltsplan für das laufende Jahr ging, war das meistbeachtete Thema die Zukunft des Drolshagener Stadtbads. Wie berichtet, schlagen Bürgermeister Uli Berghof (CDU) und sein Kämmerer, Rainer Lange, vor, dieses schon Ende des Jahres zu schließen, um den gebeutelten Haushalt der kleinsten Kommune des Kreises zu entlasten. Dies stößt in der Bürgerschaft, namentlich bei DLRG und TuS, auf entschiedene Ablehnung.

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Dennoch zeigte sich Berghof über die Art des Protests erfreut und bedankte sich eingangs der Sitzung dafür, dass zwar eindrücklich, aber friedlich für das Anliegen geworben werde. Bevor es dann um den eigentlichen Haushalt ging, war das Stadtbad dann auch Tagesordnungspunkt. Denn der Rat hatte darüber zu befinden, ob ein Ingenieurbüro den letzten „Strohhalm“ für den möglichen Erhalt des Bades prüfen soll. Die Fachleute sollen feststellen, ob die von Badbetreiber „Lenne-Therme“ vorgeschlagene stufenweise „Sanierung light“ über zehn Jahre mit einem Volumen von jährlich 250.000 Euro sinnvoll und umsetzbar ist. Dieser Vorschlag von CDU und UDW war im Fachausschuss mit großer Mehrheit angenommen worden.

Wir sind im Klaren darüber, dass an dessen Ende eine Art überdachter Badeteich steht.
Georg Melcher - CDU-Fraktionschef

Und auch der Rat folgte. Georg Melcher (CDU) ergriff kurz das Wort: „Im Prinzip haben wir das ja schon in den Ausschusssitzungen abgefrühstückt. Aber das Publikum will den Stand der Dinge wissen.“ Allen sei klar, dass die ursprünglichen Pläne einer grundlegenden Sanierung oder sogar eines Neubaus des Stadtbads mit einem Volumen von 10 Millionen nicht umsetzbar seien. Daraufhin habe die CDU mit „Lenne-Therme“ gesprochen und sich die „Sanierung light“ erklären lassen. „Wir sind im Klaren darüber, dass an dessen Ende eine Art überdachter Badeteich steht, ein Bad nur fürs Schwimmen, keinerlei Luxus. Ob das mit 250.000 Euro im Jahr hinhaut, wissen wir alle nicht, weil wir keine Ingenieure sind, daher soll das ein Büro prüfen, ob das sinnvoll ist, ob das eine Zukunft hat. Und dann sehen wir weiter.“ Eine gesonderte Entscheidung hatte der Rat nicht mehr zu fällen; durch die Verabschiedung des Haushalts (wir berichten noch) brachte er aber auch die Beauftragung auf den Weg.

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Der Haushalt an sich brachte eine mehr als zweistündige Diskussion mit sich. Eingangs nutzte Berghof die Gelegenheit zu einer Stellungnahme, in der er nicht an Kritik sparte. „Jetzt sprechen plötzlich alle über unser Stadtbad, auch die, die es nicht nutzen und mit ihren Steuern nicht dafür bezahlen, weil sie nicht hier wohnen.“ Er teile den Wunsch der Unterstützer, eine Möglichkeit zu erhalten, in Drolshagen schwimmen zu können. Doch gehe es, sollte die „Sanierung light“ beschlossen werden, dann um eine Dreiviertelmillion Euro jährlich, je Einwohner seien dies pro Jahr nochmal 60 Euro zu den 450 Euro, die für die Kreisumlage anfielen. „Und das sind Beträge, die über Steuern eingesammelt werden müssen. Meine Pflicht und Schuldigkeit ist es, die Menschen darauf aufmerksam zu machen. Beim Kreis haben wir Bürgermeister protestiert, aber dort beschwert man sich fraktionsübergreifend über den Ton, den wir angeschlagen haben. Das nenne ich verkehrte Welt und unfassbar.“ Er betonte, der Beschluss über Haushalt sei keine Entscheidung oder Vorentscheidung über das Bad, diese folge gesondert nach Vorlage des Gutachtens.