Olpe. Sandra Siepmann-Koball beschließt nach einer eigenen Psychotherapie Systemische Therapeutin zu werden. Jetzt heilt sie Patienten durch Hypnose.
Die Systemische Therapeutin Sandra Siepmann-Koball führt seit fünf Jahren eine Privatpraxis in der Kreisstadt Olpe. Die dreifache Mutter ist in ihrem Leben beruflich schon viel herumgekommen. Über die Jahre hat sie viele verschiedene Frage-Techniken, darunter eine Hypnose-Therapie, entwickelt, um ihren Patienten besser helfen zu können. Im Gespräch verrät sie, was ihren Beruf alles ausmacht.
Späte Quereinsteigerin
Noch während ihrer früheren Ausbildung konnte sich Sandra Siepmann-Koball kaum vorstellen, eines Tages als Systemische Therapeutin zu arbeiten, doch in ihrem Leben hat sich viel verändert. Eigentlich träumt die Olperin in ihrer Kindheit von etwas ganz anderem – die Arbeit als Chirurgin hat es ihr angetan. Letztlich entscheidet sie sich jedoch für die Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation bei der damaligen Krupp-Stahl-AG. Nach drei Jahren hat sie den Abschluss in der Tasche und plant an die Uni zu gehen – doch dann geht alles Schlag auf Schlag. Nur kurze Zeit nach dem Ende der Ausbildung wird sie schwanger und muss die eigenen Pläne erst einmal zurückstellen. Ihre Ziele verliert sie jedoch nie aus den Augen. Nach einem Abschluss in Wirtschaftspsychologie macht sie den staatlich geprüften Betriebswirt. Wirklich zufrieden mit ihrer Karriere ist sie dabei aber noch immer nicht, auch weil ihr der soziale Aspekt fehlt. „Ich habe da schon gemerkt, dass die Menschen oft die Leidtragenden sind“, erzählt die 49-Jährige.
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Als ihr ein schlimmer Schicksalsschlag in der Familie ereilt, möchte sie ihre eigene Kindheit in Psychotherapie-Sitzungen aufarbeiten. Dabei entwickelt sich ein tieferes Interesse für den Beruf. In unterschiedlichen Coachings lernt sie neue Techniken kennen und beschließt, für zwei Jahre eine systemische Therapieausbildung zu machen. „Da wusste ich, in die Materie möchte ich viel tiefer ‘rein. Ich wollte immer die Menschen verstehen und ich habe es herausgefunden. Heute kann ich sagen: Ich liebe meine Familie von ganzem Herzen“, ist die dreifache Mutter glücklich über ihre berufliche Umorientierung.
Inzwischen arbeitet Siepmann-Koball seit fünf Jahren als Systemische Therapeutin in Olpe und hat dabei viele neue Erfahrungen im Bereich der systemischen Fragetechniken gesammelt. Jeder Patient sei anders, dementsprechend müsse auch verschieden mit den Problemen der Menschen umgegangen werden – eines bleibe jedoch in allen Sitzungen gleich: „Kommunikation ist der Hauptschlüssel für alles“, ist sie überzeugt. Im Verlaufe der Therapie greift sie auf viele verschiedene Techniken zurück – unter anderem mit dabei eine Hypnose-Therapie. „Ich habe eine Methodik, die sich während meiner Ausbildung und durch Erfahrungswerte entwickelt hat“, erzählt die ehemalige Kauffrau für Bürokommunikation. Zunächst hört sie sich die Gründe für die geplante Therapie aus Sicht ihrer Patienten an. Dabei zeigten sich im Gespräch schon oft mögliche Ursachen und Tendenzen. „Ich schaue mir die Problematik aus der Sicht der Patienten an und verknüpfe das mit dem gesamten Umfeld. Die meisten psychischen Probleme, die wir haben, entstehen schon im Kindesalter“, berichtet Siepmann-Koball.
Viele verschiedene Ansätze
In einem nächsten Schritt ginge es dann darum, den passenden Therapieansatz zu finden – die Auswahlmöglichkeiten sind vielfältig. „Ich habe einen sehr großen Methodenkoffer. Ich will immer das beste und nachhaltigste Konzept anbieten“, betont sie. Im Kern müsse ein Zugang zum Unterbewusstsein geschaffen werden. Ein Weg, um das zu ermöglichen, sei die wissenschaftlich anerkannte Hypnosetherapie. Während der Therapie werden die Patienten und Patientinnen nach eigener Zustimmung in einen Trance-Zustand versetzt, um typische Verhaltensmuster für die jeweilige Erkrankung über das Unterbewusstsein aufzuarbeiten. Dies sei nichts Neues, auch im normalen Alltag komme es immer wieder zu kurzen Trance-Zuständen, wie beispielsweise während Autofahrten. „Sie selbst sind jeden Tag in einem hypnotischen Zustand. Jeder kann sich in Trance versetzen“, verdeutlicht Siepmann-Koball. Grundsätzlich könne ein hypnotischer Zustand nur erreicht werden, wenn der jeweilige Patient mental dazu bereit sei. Wie die Olperin ihre Patienten genau in Trance versetzt, will sie nicht verraten, dennoch schließt sie einiges für sich aus: „Es ist nicht so, dass ich danebenstehe und schnipse. Der Klient hat jederzeit die Möglichkeit, wieder selbstständig aufzuwachen.“ So komme es auch öfter vor, dass im Gespräch mit hypnotisierten Patienten die Behandlung von der Person abgelehnt werde.
Neben der Hypnosetherapie bietet die 49-Jährige unter anderem das sogenannte „systemische Familienstellen“ an. Dabei versetzt sich ein „Stellvertreter“ in die Familiensituation des Patienten hinein und deckt die genauen Konstellationen innerhalb der Familie auf – mit im Einsatz ein zweiteiliges Brett, das die genauen Konstellationen dokumentiert. Die Therapeutin ist von der Wirksamkeit des systemischen Ansatzes überzeugt. Als wirkliche Therapeutin würde sie sich selbst dabei aber nicht bezeichnen: „Ich sehe mich nicht als Therapeut – eher als Coach oder Mentor.“
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Seit 2008 ist die Therapie wissenschaftlich anerkannt. Das Angebotsspektrum sei besonders groß. Unter systemisch könne fast alles verstanden werden, dazu könne sich fast jeder als systemischer Therapeut bezeichnen lassen, betont Siepmann-Koball. Auf Nachfrage der Redaktion bestätigte der AOK-Bundesverband jedoch, dass bei der systemischen Therapie der indikationsbezogene Nutzen und die medizinische Notwendigkeit belegt seien. Und weiter: „Die Systemische Therapie lässt sich nach Psychotherapie-Richtlinie als eines von vier psychotherapeutischen Verfahren einordnen. Psychotherapeutinnen und -therapeuten spezialisieren sich im Rahmen ihrer Ausbildung/Weiterbildung auf eines der Verfahren.“