Attendorn. Die Attendorner SPD-Fraktion fordert, dass sich „ihre“ Stadt aktiv am Findungsprozess für einen zweiten Nationalpark in NRW beteiligt.

In Nordrhein-Westfalen soll ein zweiter Nationalpark entstehen. Seit rund 20 Jahren existiert ein solches Schutzgebiet für Flora und Fauna in der Eifel, bundesweit gibt es 16 Nationalparks. „Der Nationalpark Eifel hat in den letzten zwei Jahrzehnten in Nordrhein-Westfalen gezeigt, wie erfolgreicher Naturschutz umgesetzt werden und davon eine ganze Region wirtschaftlich profitieren kann. Daran wollen wir mit einem zweiten Nationalpark anschließen“, ließ sich Mona Neubaur (Grüne), stellvertretende Ministerpräsidentin und Klimaschutzministerin, Anfang September zitieren. Laut Bundesnaturschutzgesetz zeichnet sich ein Nationalpark vor allem dadurch aus, dass er „einen möglichst ungestörten Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik gewährleistet“. Sie dienen zudem laut Gesetz der „wissenschaftlichen Umweltbeobachtung, der naturkundlichen Bildung und dem Naturerlebnis der Bevölkerung“.

Als mögliches Gebiet hat das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) das Ebbegebirge identifiziert, das sich von West nach Ost über die Städte Kierspe, Meinzerhagen, Herscheid, Attendorn und Plettenberg erstreckt. Das waldreiche Gebirge streift dabei die alte Hansestadt an ihrem nördlichen Zipfel, betroffen sind unter anderem die Rüenhardt, Weltringhausen, Windhausen und Lichtringhausen. Sollte also tatsächlich das Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiet, dessen weitaus größter Flächenbesitzer das Land selbst über den Landesbetrieb Wald und Holz ist, in die engere Nationalpark-Auswahl kommen, wäre Attendorn unmittelbar betroffen.

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Ein Gedanke, dem zumindest Bernd Strotkemper eine Menge abgewinnen kann. „Es wäre doch charmant, wenn ein Nationalpark auch über Attendorner Stadtgebiet verläuft. Das würde uns ein positives Image verpassen und wäre ein weicher Standortfaktor für unsere Stadt – unabhängig davon, was sich dort am Ende entwickelt“, betont der SPD-Ratsvertreter aus Ennest, der im Namen seiner Fraktion die Stadt auffordert, „eine aktive Beteiligung zum Findungsprozess anzumelden“. So steht es in einem entsprechenden Antrag der Attendorner SPD.

Bürgerbegehren in Herscheid

Denn tatsächlich kommt im überwiegend betroffenen Märkischen Kreis reichlich Schwung in die Diskussion. Der Kreistag in Olpes Nachbarkreis hat sich bereits positioniert und erklärt, sein unverbindliches Interesse an der Verwirklichungen eines Nationalparks im Ebbegebirge bei der Landesregierung zu hinterlegen. Allerdings nur dann, wenn die eigenen Kommunen, in diesem Fall also Kierspe, Plettenberg, Herscheid und Meinerzhagen, kein Veto einlegen. Doch genau das hat der Gemeinderat in Herscheid getan und eine Interessensbekundung mit knapper Mehrheit abgelehnt. Mittlerweile macht sich allerdings ein Bürgerbegehren breit. Offenbar haben Herscheider Bürger Gefallen an einem Nationalpark vor der eigenen Haustür gefunden. Und auch die politischen Gremien der anderen Kommunen haben bereits Bereitschaft signalisiert oder wollen dies noch tun.

Wir sollten uns nicht von Herscheid oder anderen Kommunen abhängig machen und uns unsere eigene Meinung bilden.
Bernd Strotkemper - Attendorner SPD-Fraktion

Und wie positioniert sich Attendorn? Stand jetzt: noch gar nicht. Anders als die Städte und Gemeinden im Märkischen Kreis ist die Stadt Attendorn bislang noch nicht zu einer Stellungnahme aufgefordert worden, teilte Attendorns Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) im Stadtrat mit. Kein Wunder, denn auch der Kreis Olpe selbst sei vom Land bislang weder beteiligt worden noch gebe es aus Düsseldorf eine Anfrage dazu, teilt die Kreis-Pressestelle auf Nachfrage mit. Für Strotkemper, der selbst für den Fachdienst Umwelt in der Märkischen Kreisbehörde arbeitet, ist dies keine Ausrede: „Wir sollten uns nicht von Herscheid oder anderen Kommunen abhängig machen und uns unsere eigene Meinung bilden.“ Zumal die SPD in ihrem Antrag darlegt, dass man sich politisch in Attendorn mit diesem Gedanken konkreter befassen müsse. So schreiben die Sozialdemokraten: „Ein Nationalpark Ebbegebirge macht nur dann Sinn, wenn alle Bereiche mit einem entsprechendem Naturraumpotenzial eingeschlossen sind und keine Lücke zwischen Herscheid und Plettenberg entsteht, also auch die Stadt Attendorn sich diesen Findungsprozess nicht entzieht.“

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Den geographischen Zusammenhang sieht auch Bürgermeister Christian Pospischil (SPD), Attendorn fungiere im Ebbegebirge als Bindeglied nach Plettenberg. Man sei bei der Frage, ob sich das waldreiche Gebiet tatsächlich als Naturpark eigne, noch ganz am Anfang, eben in jener Interessensbekundungsphase, und es gebe noch etliche unbeantwortete Fragen gerade im Hinblick auf die Nutzung der Landschaft. Pospischil betont: „Bis man überhaupt zu einer Entscheidung kommen kann, müssten die Auswirkungen im Detail untersucht werden. Wir sprechen hierbei über die Belange von Forstwirtschaft, Tourismus, Freizeit, Siedlungsentwicklung und über vieles mehr.“ Doch soweit ist das Land noch lange nicht. Zunächst geht es bis Ende März darum, interessierte und geeignete Flächenkulissen zu finden. Denn so lange läuft in einem ersten Schritt die Interessensnachfrage. Ob und wie die Stadt Attendorn daran noch beteiligt wird, steht derzeit in den Sternen.