Düsseldorf/Arnsberg. Der Naturschutzbund (Nabu) fordert schwarz-grüne Landesregierung auf, sich stärker für einen zweiten Nationalpark in NRW einzusetzen.
Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) wirft NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) vor, sich nicht genug für einen zweiten Nationalpark in NRW einzusetzen, obwohl sich CDU und Grüne im Koalitionsvertrag dazu verpflichtet hätten. „Die Landesregierung hat sich aus dem Entscheidungsprozess herausgezogen“, kritisierte Nabu-Landesvorsitzende Heide Naderer.
Bis Ende März können die Regionen ihr Interessen an einem Nationalpark bei der Landesregierung anmelden. Anschließend sollen die planungsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden. Sechs Gebiete kommen in Frage, darunter der Arnsberger Wald. Allerdings hat der HSK-Kreistag sich dort bereits gegen den Park ausgesprochen.
Kritik: Fehlender Werbung
Aus Sicht des Nabu ist diese ablehnende Haltung auch auf die fehlende Werbung der Landesregierung für das Projekt zurückzuführen. Ministerin Gorißen stehe nicht hinter dem zweiten Park. Aus diesem Grund hätten auch die Regionalforstämter ihre Unterstützung eingestellt. Der Kreistag im HSK habe parteipolitisch entschieden, nicht sachorientiert. Von der Landwirtschaftsministerin erwarte man nun „Aufklärung, runde Tische und Informationsrunden“. Schwarz-Grün müsse eine klare Empfehlung für ein bestimmtes Gebiet abgeben.
„Das Land muss sich jetzt massiv für die Einrichtung eines zweiten Nationalparks engagieren“, forderte Naderer. Die Landesregierung habe sich verpflichtet, die Biodiversität zu schützen und die ökologischen Lebensgrundlagen zu sichern. Die zur Wahl stehenden Gebiete zeichneten sich alle durch eine hohe Vielfalt an wertvollen, weitestgehend natürlichen Lebensräumen mit einem außergewöhnlichen Reichtum an bedrohten Tier-, Pflanzen- und Pilzarten aus.
Federführend bei der Einrichtung eines zweiten Nationalparks sei das Umweltministerium, teilte ein Sprecher von Gorißen mit. „Fragen der Bürgerinnen und Bürger rund um einen weiteren Nationalpark müssen in dem Beteiligungsverfahren beantwortet werden. Dazu gehören aus Sicht des Landwirtschaftsministeriums insbesondere mögliche Auswirkungen eines Nationalparks auf angrenzende land- und forstwirtschaftliche Flächen oder auch auf die Jagd oder die Holzwirtschaft.“
Gorißen hatte zuvor wiederholt erklärt, dass der Park keiner Region „übergestülpt“ werden solle. Wenn sich kein Bewerber finde, dann gebe es eben keinen Nationalpark, sagte sie. NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) hält dagegen an dem Projekt fest.
Gorißen: Park soll keiner Region „übergestülpt“ werden
Der Nabu bestreitet fehlendes Interesse der Bürger. Einer repräsentativen Umfrage zufolge, die er selbst in Auftrag gegeben hat, seien 55 Prozent der Bevölkerung in NRW einem zweiten Park gegenüber positiv eingestellt. Das immer wieder geäußerte Argument, ein Nationalpark schränke die Landwirtschaft ein, sei eine „Falschaussage“, sagte der Nabu-Forstexperte Fabian Fischer. „Alle vorgeschlagenen Gebiete befinden sich im Staatswald.“ Der Nationalpark Eifel belege zudem, dass sich ein solches Projekt für die jeweilige Region auch wirtschaftlich auszahle. Kosten von acht bis zehn Millionen Euro pro Jahr stünden Einnahmen etwa im Tourismus von 30 Millionen Euro gegenüber.
Der Nabu hat eine Petition für den zweiten Nationalpark gestartet. Bisher haben mehr als 13.000 Menschen unterzeichnet. Sollte am Ende keine Region den zweiten Park haben wollen, „dann wäre das eine Armutszeugnis dieser Landesregierung“, sagte Naderer.