Drolshagen. St. Clemens vor musikalischem Meilenstein: Zwei Instrumente überwinden Insolvenzhürde. Wann das derzeitige Provisorium beendet wird.

Eigentlich ist die Drolshagener Pfarrkirche komplett saniert. Eigentlich sind alle Arbeiten abgeschlossen, die die alte und die neue Kirche in neuen Glanz versetzt haben. Doch seit über zwei Jahren währt ein Provisorium, resultierend aus gleich zwei Insolvenzen.

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Denn in der neuen Kirche, dem größeren Teil des Gotteshauses, der insbesondere zu den großen Hochämtern, an Feiertagen und bei größeren Feiern genutzt wird, erklingt nicht die aufwendige, aus historischen und neuen Teilen zusammengestellte neue Orgel, sondern ein einfaches, elektronisches Ersatz-Instrument. Und das, obwohl die Teile der Orgel sämtlich auf der Orgelbühne lagern. Indes sorgte die Insolvenz der renommierten Firma Orgelbau Eisenbarth für den Stopp der laufenden Montage, folgend vom Einsatz der provisorischen Kleinorgel. Womit wir wieder beim „eigentlich“ wären, denn eigentlich sollte in der Drolshagener Kirche längst eine weit und breit einzigartige Besonderheit funktionieren.

Der Orgelprospekt lässt nicht ahnen, dass das Innenleben des Instruments noch auf den Einbau wartet.
Der Orgelprospekt lässt nicht ahnen, dass das Innenleben des Instruments noch auf den Einbau wartet. © WP | Josef Schmidt

Die Orgel der alten und die der neuen Kirche, so die Planungen, sollen jeweils vom Spieltisch des anderen Instruments mitbedienbar sein. Das heißt: Der Organist spielt vom einen Teil der Kirche aus beide Instrumente gleichzeitig, kann alle Register von einem Spieltisch betätigen und so für den Zusammenklang beider Instrumente sorgen – oder es wird technisch auch möglich sein, die eine Orgel komplett vom Spieltisch der anderen zu bedienen. Doch während die Orgel in der alten Kirche 2018 fertiggestellt wurde und bestens funktioniert, ist die der neuen Kirche nur ein Bausatz.

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Ergänzend kam ein weiteres Problem dazu: Nicht nur die Firma Eisenbarth musste den schweren Weg in die Insolvenz antreten, sondern auch die Firma Laukhuff aus Weikersheim in Baden-Württemberg. Diese war einst weltgrößter Lieferant von Orgelbauteilen und insbesondere auch Spezialist für Orgelsteuerungen. Eine Laukhuff-Steuerung ist Teil der Orgel der „alten Kirche“ in Drolshagen und vorbereitet für den Zusammenschluss mit der Orgel der „neuen“ Kirche.

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Nachdem die Firma Eisenbarth die Fertigstellung absagen musste, begann in Drolshagen eine mühsame Suche nach einem Spezialisten, der in der Lage ist, einerseits die eine Orgel fertigzustellen, andererseits, den Zusammenschluss beider Instrumente zu verwirklichen. Und weil die Suche so schwierig war, hatten sich manche schon fast damit abgefunden, dass die geplante Koppelung der Instrumente wohl nicht mehr realisiert werden kann. Doch nun ist Eisenbarth wieder da: Statt „Orgelbau Eisenbarth“ heißt es nun „Eisenbarth Orgelbau“, Seniorchef Wolfgang Eisenbarth hat mit Cosmas Fruth, im Jahr 2018 Bundessieger beim Leistungswettbewerb der Orgelbauer, die neue Firma gegründet, die juristisch mit dem Vorgängerunternehmen nichts mehr zu tun hat, aber das alte Know-how in die Zukunft führt. Die neue Firma hat den Drolshagenern zugesagt, die Orgel zu vollenden.

Es ist mit Sicherheit nicht von Nachteil, wenn die neue Orgel von derselben Hand gestimmt wird wie die in der alten Kirche.
Volker Römer - Kirchenvorstand St. Clemens

Volker Römer ist eines der Kirchenvorstandsmitglieder, die mit dem Orgel-Projekt betraut sind. Er berichtet: „Wir hatten seinerzeit rechtzeitig von der drohenden Insolvenz von Eisenbarth erfahren und daraufhin alle Teile abgerufen, die wir schon bezahlt hatten. Das hat sich als sehr hilfreich erwiesen.“ Denn so beschränkte sich die Ausschreibung für die Fertigstellung überwiegend auf die Montage der vorhandenen Elemente. „Wir hatten vier Angebote, denn es hat sich erwiesen, dass insbesondere die Arbeiten an der Elektronik von nur wenigen Spezialisten angeboten werden“, so Römer, und als es die neue Firma Eisenbarth war, die bei der mit dem Generalvikariat in Paderborn abgestimmten Ausschreibung das beste Angebot unterbreitete, war die Freude in Drolshagen groß: „Diese neue Firma hat bereits das Stimmen der Orgel in der alten Kirche übernommen, und wir alle sind mit dem Klang sehr zufrieden“, so Römer, „außerdem ist es mit Sicherheit nicht von Nachteil, wenn dann die neue Orgel von derselben Hand gestimmt wird wie die in der alten Kirche“.

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Finanziell kommt die Pfarrgemeinde St. Clemens mit einem blauen Auge davon: „Die Mehrkosten entsprechen praktisch nur der Teuerung, die in dieser Zeit eingetreten ist“, so Volker Römer. „Hinzu kommt aber, dass wir neuere und bessere Technik eingebaut bekommen.“

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Die Arbeiten werden in zwei Schritten vollzogen: Zunächst wird das Instrument der neuen Kirche komplettiert. Dies soll in der Zeit vor Ostern erfolgen, sodass möglicherweise zum Hochfest der Christen das schon zwei Jahre alte, aber noch nie gespielte Instrument erstmals erklingen kann. Wolfgang Eisenbarth: „Ich gehe davon aus, dass die Orgel dann zumindest in Teilen spielbar sein wird.“ Seine Firma arbeite in Sachen Elektronik mit einem Partnerunternehmen zusammen, und dies benötige noch einige Bauteile, die mit langer Lieferzeit verbunden seien. Knapp zwei Wochen vor Ostern, so Eisenbarth, werde vermutlich mit der Montage begonnen, also Mitte März. Und kurze Zeit danach, so plant Eisenbarth, wird dann auch die Kopplung der Instrumente vollzogen und dann erstmals das einmalige Klangerlebnis von zusammen 61 Registern erlebbar sein, die alte und neue Kirche gleichzeitig mit Musik füllen. Volker Römer: „Ziel ist, Ende Mai/Anfang Juni alles fertig zu haben.“ Zwar steht noch nicht genau fest, wie, aber die Tatsache, dass ein besonderes Ereignis zur Fertigstellung des außergewöhlichen Projekts organisiert wird, ist sicher.