Olpe. Strittige Sondersitzung eines Fachausschusses: Jäger contra Umweltschützer. Letzter Anlauf für eine Biologische Station beim Kreis.

Bereits im Vorfeld hatte es Streit um die Sondersitzung gegeben, zu der am Mittwoch die Mitglieder des Beirats bei der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) im Olper Kreishaus zusammenkamen. Anlass und Hauptthema: der Ausstieg des Kreises aus den Planungen für eine Biologische Station. Wie berichtet, hatte der Kreistag durch Mehrheit der CDU und unterstützt von UWG und AfD die Beschlussvorlage der Kreisverwaltung trotz intensiver Bemühungen von Landrat Theo Melcher und Kreisdirektor Philipp Scharfenbaum abgelehnt und damit verhindert, dass unter Führung des Kreises ein Trägerverein für eine solche Biologische Station gegründet wird. Das hatte im Vorfeld insbesondere Vertreter der Landwirtschaft aufgebracht, weil sie Franz-Josef Göddecke vorwarfen, seine Ämter als Vorsitzender des Naturschutzbundes (NABU) im Kreis Olpe mit dem des Beiratsvorsitzenden zu verquicken.

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Antonius Klein von der Unteren Naturschutzbehörde machte klar: „Die Mitglieder haben ein freies Mandat, sie erfüllen hier keine Weisung ihrer Verbände.“ Die Einberufung durch mehr als die Hälfte der Mitglieder sei „ungewöhnlich, aber absolut im rechtlichen Rahmen“, am Zustandekommen der Sitzung also nichts auszusetzen.

Es gibt hier 80 Pflanzen, für die der Kreis besondere Verantwortung hat.
Franz-Josef Göddecke - Vorsitzender

Göddecke plädierte noch einmal für eine Biologische Station, die einen wichtigen Beitrag dazu leisten könne, die im Kreis Olpe zahlreichen Grenzertrags-Standorte kostendeckend bewirtschaften zu können, was oft nur durch Vertragsnaturschutz möglich sei. Weiterhin könne eine Station Aufgaben erledigen, die ansonsten die Untere Naturschutzbehörde ausführen müsse, derzeit aber gar nicht könne, was nichts anderes bedeute als dass der Kreis mehr Personal einstellen müsse. „Es gibt hier 80 Pflanzen, für die der Kreis besondere Verantwortung hat. In Schutzgebieten kann man nicht einfach alles lassen, wie es ist – da sind Pflegemaßnahmen nötig.“

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Michael Richard vom Landwirtschaftlichen Kreisverband betonte, er vertrete hier nicht seine Meinung, sondern die seines Verbandes. „Wir haben keine Biostation vermisst und auch keine verlangt“, auch wenn die Arbeit im vorbereitenden Gremium in der Tat konstruktiv gewesen sei. Doch glaube er nicht an den Sinn einer solchen Station, was er an einem Beispiel festmachte: „Wir brauchen keine Wolfsberater, sondern Leute, die Pöhle für den Zaun in den Boden rammen, wenn es soweit ist.“ Stefan Hren von der Kreisjägerschaft: „Wir sind für Umweltschutz und Umweltbildung, aber wehren uns gegen Einrichtung einer Biostation, die die Jägerschaft nicht unterstützt.“ Das sorgte für Verblüffung bei Antonius Klein: Die Jäger hätten frühzeitig Interesse an einer Beteiligung signalisiert, sodass im ersten Satzungsentwurf auch Sitz und Stimme für die Jägerschaft im Trägerverein vorgesehen gewesen sei. Nur weil sich Landwirte und Waldbauern dagegen ausgesprochen hätten, sei dies geändert worden.

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Gerhard Hüttemann vom Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) betonte, die Kreisgruppen der Umweltschützer seien nicht für Beschlüsse aus Berlin verantwortlich. Er regte an, eine größere Veranstaltung mit externen Referenten zu organisieren, um den Kritikern klarzumachen, welche Bedeutung eine Biologische Station auch für Land- und Forstwirte haben würde. Roswitha Kirsch-Stracke vom Kreisheimatbund ergänzte: „Bekassine und Braunkehlchen können sich nicht zusammensetzen und beschließen, etwas für ihren Lebensraum zu tun. Das müssen wir machen.“

Kiebitz ist im Kreis ausgestorben

Antonius Klein ergänzte aus fachlicher Warte, es sei Tatsache, dass in jüngerer Zeit Arten aus dem Kreis verschwunden seien. „Dass der Kiebitz im Kreis Olpe ausgestorben ist, muss man einfach zur Kenntnis nehmen. Da haben wir alle zusammen versagt. Braunkehlchen und Wiesenpieper: Die Bestände brechen ein, da kann es dann sein, dass das Naturschutzgesetz kommt und bestimmte Arten der landwirtschaftlichen Nutzung verbietet.“ So etwas könne durch fachliche Beratung einer Biologischen Station verhindert werden.

Wenn es Brathähnchen regnet, muss man den Mund aufmachen.
Peter Niklas - Kreissportbund

Peter Niklas vom Kreissportbund brachte einen anderen Aspekt ein: Als Ortsvorsteher und Lehrer wisse er: „Gerade der Aspekt der Umweltbildung ist eine große Chance, wenn man eine fachkundige Institution hat, die man ansprechen könnte. Das fehlt im gesamten Kreis Olpe in der Jugendarbeit. Fördermittel sind kein Grund für so etwas, aber wenn bei der Einrichtung 80 Prozent gefördert werden – wenn es Brathähnchen regnet, muss man den Mund aufmachen.“ Er regte an, am Kreistag vorbeizuarbeiten und beispielsweise mit LEADER-Fördermitteln zu arbeiten.

Ich hatte gehofft, zu erfahren, warum die Politik diese Entscheidung so getroffen hat.
Fritz Klocke - stellv. Beiratsmitglied

Michael Bieke für die Forstwirte und Michael Richard für die Landwirte machten klar, dass für sie der Kreistagsbeschluss die Diskussion beendet habe. Stellv. Beiratsmitglied Fritz Klocke wunderte sich: „Ich bin mit sehr geringen Erwartungen hierhergefahren, aber ich hatte gehofft, zu erfahren, warum die Politik diese Entscheidung so getroffen hat. Diese Frage muss doch an die allererste Stelle, warum die Politik hier nicht will, was alle anderen Kreise haben. Das enttäuscht mich zutiefst.“ Und auch Dieter Heide (BUND) stimmte in diese Kritik ein und spielte deutlich auf die CDU an: „Es kann doch nicht sein, dass der Kreis Olpe der einzige mit einer christlich demolierten Umwelt wird, die den Kindern hinterlassen wird.“

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Nach einer von den Umweltschützern erbetenen Unterbrechung formulierte Roswitha Kirsch-Stracke einen Antrag, demzufolge der Beirat den Punkt „Biologische Station“ nochmal auf die Tagesordnung nehmen soll, und zwar so, dass „zu fachlichen und finanziellen Auswirkungen gerade auch auf Land- und Forstwirtschaft Erfahrungen anderer Biostationen“ vorgestellt werden. Mit deutlicher Mehrheit von acht zu vier Stimmen bei einer Enthaltung wurde dies angenommen.