Kreis Olpe. Unverständnis für Verzögerung durch die Bezirksregierung. Ideengeber der Neutrassierung bleiben aber weiterhin optimistisch.
Bis heute bedauern viele die Tatsache, dass der Bahnverkehr zwischen Olpe und Köln eingestellt wurde. Gab es früher teils durchgehende Züge von der Bigge bis an den Rhein, ist es damit seit 1979 vorbei, als der letzte planmäßige Zug die Strecke von Olpe über Drolshagen und Hützemert weiter via Wiedenest und Bergneustadt über Dieringhausen und weiter nach Köln befuhr. Eine Reaktivierung dieser Verbindung ist trotz aller Signale aus der Politik, dass der Eisenbahn die Zukunft gehöre, jenseits aller Vorstellungskräfte, wurden doch insbesondere im Stadtgebiet von Drolshagen zahlreiche Fakten geschaffen, die die Strecke blockieren und eine Wiederherstellung unbezahlbar machen.
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Da kam ein Plan umso unverhoffter, der eine Eisenbahn-Verbindung Olpe-Köln über eine andere Linienführung in den Mittelpunkt nahm: der Rhein-Südwestfalen-Express, kurz RExx. Das besonders Erstaunliche daran: keine Verkehrsexperten oder Eisenbahn-Fachplaner haben die Idee geboren, sondern zwei Studenten der Uni Siegen, die aus Attendorn bzw. Grevenbrück kommen und sich aus persönlichem Interesse mit dem Plan befasst haben, der nicht zuletzt beim Zweckverband Personenverkehr Westfalen-Süd (ZWS) wie auch den beteiligten Landräten auf offene Ohren stieß. Umso größer die Empörung, als kürzlich in der Zweckverbandsversammlung bekanntgegeben wurde, dass die Bezirksregierung immer noch nicht die Mittel freigegeben hat, um die längst zugesagte Machbarkeitsstudie für dieses Projekt anstoßen zu können. Ihr Plan: Von Köln bis Krummenerl bei Meinerzhagen fährt der RExx über bestehende Gleise und verschwenkt dort auf eine Neutrassierung durch das Ihnetal bei Listerscheid, wo die neue Bahnstrecke auf die Biggetalbahn Olpe-Finnentrop trifft.
Die beiden Initiatoren sind indes weiterhin voller Hoffnung, dass ihr Plan einmal umgesetzt werden könnte. „Ja, die Verzögerungen durch die Landes- und aktuell die Bezirksregierung spielen der ganzen Angelegenheit aktuell nicht in die Karten“, so das Fazit von Tom Langemann auf Nachfrage unserer Redaktion. Für ihn ist es überraschend, wie wenig sich nach dem ersten „Knall“ getan hat, der nach Bekanntwerden des Plans durch die Schlagzeilen ging. In diversen Internetforen und auf Social-Media-Kanälen sei zwar ausführlich das Für und Wider diskutiert worden, dies aber meist „leider sehr ideologisch und unsachlich“. In ihrem Bekanntenkreis seien sie auf große Zustimmung gestoßen: Viele hätten sich gefreut, dass „der Missstand der Verbindung nach Köln endlich mal produktiv angegangen“ werde. Diverse Termine mit der Politik hätten stattgefunden, wie Landrat Theo Melcher in der Verbandsversammlung auch richtig berichtet habe. „Letztendlich warten alle auf das Geld für die Studie, was bisher sich immer weiter verzögert hat. Daher lautet die Devise eigentlich ,abwarten‘.“
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Aus dem Rheinland komme sogar Gegenwind. Der Aufgabenträger dort sehe auf dem oberbergischen Teil der Strecke nur eine S-Bahn und wolle davon auch nicht abweichen. „Diese ist aber, gerade für die langen Strecken hinter Gummersbach bis Lüdenscheid bzw. gegebenenfalls Finnentrop, für Pendler und Nutzer aufgrund der Fahrzeit völlig indiskutabel und wird auch keine dringend benötigten Verkehrsverlagerungseffekte mitbringen“.
Der ZWS habe daher vom ersten Tag an darauf gepocht, eine durchgehende Verbindung zu schaffen, „da sich mit einem Umstieg und die damit verbundene Chance, den Anschluss zu verpassen (was beim Knoten Köln mit einer größtenteils eingleisigen Strecke jetzt schon passiert und auch nach dem Ausbau sich nicht viel ändern wird), nicht genügend Fahrgastbewegungen für den Bau der Querverbindung zwischen Meinerzhagen und Listerscheid generieren lassen“.
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Das Verkehrsministerium habe im ablaufenden Jahr die Zielnetze 2032 und 2040 aufgestellt. „Viele Ideen, die am Rande des Konzeptes teilweise als optionale Ergänzung entstanden sind, sind eher zufällig im NRW-Zielnetz 2040 aufgetaucht – ohne dass die Aufgabenträger davon etwas wussten.“ Genau dieses hebe die gute Integrierbarkeit des RExx in den Zielnetzplan 2040 hervor.
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Die beiden Ideengeber wollen an der Idee „RExx“ dranbleiben „und versuchen alles, die zuständigen Aufgabenträger bei der zielgerichteten Weiterentwicklung des Konzeptes zu unterstützen“. Und diese Unterstützung erhalten sie zum Beispiel vom Arbeitskreis Schienenverkehr Südwestfalen, einem Zusammenschluss von Eisenbahnfans und -fachleuten, die seit vielen Jahren die Entwicklung der Schienenwege in der Region Siegen-Olpe-Wittgenstein kritisch begleiten. Horst-Günter Linde aus Bad Berleburg-Berghausen gehört als stellv. Vorsitzender dazu. Er ist unter anderem auch Mitglied der Zweckverbandsversammlung des ZWS und der Verkehrskommission der Bezirksregierung und findet: „Es gibt ja einige Bahnstrecken im Regierungsbezirk, die auf ihre Reaktivierung warten. Das kostet alles unglaublich viel Zeit und Geld. Aber diese hier gehört ganz sicher zu denen, die man sich näher ansehen sollte.“ Der „RExx“ sei eine „hochinteressante Geschichte“, die vom Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe eindeutig in die engere Wahl genommen werden müsse. Eine Machbarkeitsstudie sei dazu der richtige Weg. „Ich bin dabeigewesen, als das in Olpe vorgestellt wurde. Da ist viel geklatscht worden. Aber das ist sowas wie mit den Pflegekräften: Nur Applaus bringt uns nicht weiter, da muss jetzt auch massiv vorangegangen werden.“ Er werde das Thema im Auge behalten und es in der Verkehrskommission auf den Tisch bringen.