Wendenerhütte/Heid/Trömbach. Eigentlich sollten vier von elf Eisenbahnüberführungen erhalten werden. Eine wurde bereits 2009 niedergelegt, nun sollen die letzten drei folgen.
Sorgfältig gemauerte Bögen überspannen mehrere Wege, die den Bahndamm der einstigen Eisenbahnstrecke Olpe-Betzdorf durchqueren. Die ältesten stammen aus dem Jahr 1880, die jüngeren wurden 1907 gebaut. Die Bergisch-Märkische Eisenbahn-Gesellschaft hatte die 1875 von Finnentrop nach Olpe gebaute Bahnstrecke zunächst im Jahr 1880 über Gerlingen bis Rothemühle verlängert, danach wurde sie bis Freudenberg fortgeführt, wo sie auf die Asdorftalbahn traf, die von Betzdorf kam. Nun sollen die letzten gemauerten Relikte, die in der Gemeinde Wenden an die Bahn erinnern, fallen.
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Aus einer Informationsvorlage der Gemeinde Wenden für den bevorstehenden nächsten Sitzungsblock geht hervor, dass im Zuge von Brückenprüfungen „erhebliche Mängel“ an den ehemaligen Bahnviadukten unterhalb von Heid und Trömbach festgestellt worden seien. Die Gemeinde stehe nun vor der Frage, wie man grundsätzlich damit umgehen will.
Seit 2000 stillgelegt
Der Personenverkehr von Olpe nach Freudenberg war 1983 eingestellt worden, zehn Jahre länger dauerte die Zeit des Güterverkehrs an, bis im Jahr 2000 die endgültige Stilllegung kam. Die Gemeinde kaufte sämtliche Liegenschaften und die komplette ehemalige Bahnstrecke auf. Von insgesamt elf ehemaligen Bahnbrücken wurden 2006 bereits sieben abgebrochen. Seinerzeit sollten die Unterführungsbauwerke Heid, Trömbach, Wendenerhütte (Hüttenstraße) und Rothemühle (Kölner Straße) erhalten werden. Doch das letztgenannte, das das Gelände des Apparatebaus Rothemühle mit dem Bereich Autohaus Stahl verband, wurde 2019 ebenfalls niedergelegt.
In der Informationsvorlage der Gemeinde heißt es: „Der Erhalt der drei Viadukte wurde damals begründet mit dem noch relativ guten Zustand und der Nichtbeeinträchtigung des darunter laufenden Verkehrs. Nach fast 20 Jahren hat sich diese Einschätzung grundlegend geändert.“ Die aus hammerrechten Steinen gemauerten Brücken seien in den letzten Jahren immer anfälliger geworden. „Die Steine und Fugen sind teilweise lose und fallen herab.“ Das jüngste Ergebnis der Brückenprüfung habe die Straßenverkehrsbehörde veranlasst, die Brücken in Heid und Trömbach für den Verkehr zu sperren. Dies sorge bei ortsansässigen Landwirten für Behinderungen, weil sie Umwege fahren müssten, „teils über private Grundstücke“. Ein Besuch vor Ort zeigt indes: Die Absperrbaken sind beiseitegeräumt, Schilder liegen im Graben, die Unterführungen werden weiterhin genutzt.
Um eine zeitnahe Lösung zu finden, „tendiert die Verwaltung dazu, die drei verbliebenen Brücken endgültig abzureißen“, so die Vorlage: Die Unterhaltungsaufwendungen rechtfertigten den Erhalt nicht mehr, so die Verwaltung, „und außerdem sind die Unterführungen für die immer größer gewordenen land- und forstwirtschaftlichen Maschinen inzwischen oftmals zu eng“. Daher spreche vieles dafür, die drei letzten Bahnüberführungen aufzugeben.
Seit dem Kauf der Bahnstrecke gibt es Pläne, wie andernorts die Strecke für den Bau eines Radwegs zu nutzen. Allerdings scheiterte dies jüngst an den Umweltbehörden auf rheinland-pfälzischer Seite: Im Bereich Crottorf darf die alte Bahnstrecke nicht wieder bebaut werden. Daher folgert die Gemeinde Wenden: „Was den gemeinsamen Radweg mit der Verbandsgemeinde Kirchen betrifft, bei dem die beiden Viadukte Heid und Trömbach Bestandteil der geplanten Trasse sind, so ist immer noch nicht absehbar, ob und wann er zur Ausführung kommt. Sollte der Radweg kommen, könnte immer noch umgeplant und die Brückenbereiche durch Auf- und Abrampungen oder durch ein neues Brückenbauwerk an die Trasse angebunden werden.“
Zurzeit, so die Gemeinde, laufen Untersuchungen an den ehemaligen Bahnbrücken, insbesondere den Baugrund betreffend. „Danach können auch die Kosten für die Instandsetzung beziffert werden.“ In der Dezembersitzung des Bauausschusses soll den Ausschussmitgliedern ein Beschlussvorschlag unterbreitet werden.
Ortsheimatpfleger enttäuscht
Willi Weber, in Möllmicke lebender Ortsheimatpfleger von Heid, bedauert diesen Vorstoß sehr. Neben dem Verlust von Bau- und Verkehrsgeschichte, die durch die über 100 Jahre alten Viadukte bisher lebendig geblieben sei, werde auch die Chance auf einen einmaligen touristisch attraktiven Radweg vertan, so Weber. Insbesondere die Ursprungs-Idee mit der Schaffung eines attraktiven Radweg-Halts auf dem Rothemühler Apparatebau-Gelände hätte der Gemeinde einen echten Gewinn gebracht, so Weber Er hofft, dass der Rat der Gemeinde Wenden der Anregung der Verwaltung nicht ohne Weiteres folgt, sondern auch einen Erhalt der historischen Bauwerke ernsthaft prüft.