Olpe/Listerscheid. Der zuständige Zweckverband ist sauer auf die Bezirksregierung: Die Mittel für eine Machbarkeitsstudie werden nicht freigegeben.

Es ist zwei Jahre her, dass zwei Studenten aus dem Kreis Olpe den Zweckverband Personenverkehr Westfalen-Süd in helle Aufregung versetzt haben. Tom Langemann und Andre Trapp aus Attendorn und Grevenbrück hatten als Studenten der Uni Siegen einen Plan entwickelt, wie der Kreis Olpe wieder per Eisenbahn an die Rheinmetropole Köln angebunden werden könnte. Eine solche Bahnstrecke gab es, 1979 fuhr der letzte Personenzug über die Strecke von Olpe über Drolshagen und Wiedenest weiter via Bergneustadt bis Dieringhausen auf die dort fortbestehende Verbindung in die Domstadt. Viele Jahre gab es Bemühungen, diese Strecke zu reaktivieren, doch scheiterte dies unter anderem an einem Erdrutsch im Oberbergischen Kreis, der 1988 bei unsachgemäßen Bauarbeiten ausgelöst und widerrechtlich nicht beseitigt wurde.

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Nicht zuletzt die Tatsache, dass die Stadt Drolshagen zahlreiche Eisenbahnbauwerke abbrechen ließ, machte Reaktivierungspläne letztlich zunichte. Doch dann kamen Langemann und Trapp, als junge Studenten ohne Scheuklappen und fern von eingefahrenen Wegen, und legten einen Plan vor, der eine Anbindung des Raums Olpe mit Köln via Schiene wieder realistisch erscheinen ließ.

„RExx“ nutzt teils bestehende Gleise

Unter dem Namen „RExx“ als Abkürzung für „Rhein-Südwestfalen-Express“ schlagen sie eine Streckenführung vor, mit der sie zunächst von Köln kommend die vorhandene Strecke bis Meinerzhagen nutzen. Dort würden sie über ein vorhandenes Gleis bis Krummenerl fahren. Diese Strecke sollte ursprünglich bis Olpe führen, endet aber als Anschlussgleis eines Steinbruchbetriebs. Dort setzt ihre Neutrassierung an, die durch das Ihnetal bis Listerscheid führt. Aus dem vorhandenen Haltepunkt Listerscheid der Bahnstrecke Olpe-Finnentrop würde ein Bahnhof, an dem die Züge aus Köln auf die vorhandene Biggetalbahn einbiegen und bis Finnentrop weiterfahren würden. Für die Kreisstadt hieße dies, einmal in die Regionalbahn Finnentrop-Olpe umzusteigen, um von Köln nach Hause zu fahren; Köln-Finnentrop wäre indes ohne Umstieg möglich.

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Der Plan stieß nicht nur beim Zweckverband auf schiere Begeisterung – auch der Landrat des Kreises Olpe, Theo Melcher (CDU), nahm den Plan sofort mit seinen Kollegen im Hochsauerlandkreis und dem Märkischen Kreis auf und stieß bei beiden auf offene Ohren. Einstimmig fasste die Zweckverbandsversammlung 2021 den Beschluss, eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben, um den Plan der beiden Studenten auf seine Umsetzbarkeit hin zu untersuchen.

Alternative geplant

Ursprünglich hatten die beiden Studenten geprüft, ob die bei der Deutschen Bahn unter der Streckennummer 2815 geführte Stichstrecke Meinerzhagen-Steinbruch Krummenerl wie ursprünglich geplant bis Eichhagen fortgeführt und dort auf die Biggetalbahn einmünden könne.. Doch hatten sie dies schnell verworfen: „Eine Fortführung auf der ursprünglich geforderten Route lässt sich heute nicht wirtschaftlich umsetzen“, schreiben sie in ihrer Untersuchung. „Es wären mehrere Brücken sowie ein Tunnel von mindestens einem Kilometer Länge notwendig. Gleichzeitig wäre nur eine Verbindung nach Olpe auf dieser Route möglich. Aufgrund des irreversiblen eingleisigen Rückbaus des Bahnhofes zu einem Haltepunkt wäre dort nur ein Halt außerhalb der Taktminute, in der die Regionalbahn 92 den Haltepunkt belegt, möglich“. Das erschwere den Umstieg in andere Verbindungen.

Als am Montag die Mitglieder des Zweckverbands Personenverkehr Westfalen-Süd zur Sitzung im Olper Kreishaus zusammenkamen, stand das Thema nach längerer Pause auf der Tagesordnung – war aber schnell erledigt. Denn Markus Stirnberg vom Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe, quasi dem Dachverband des ZWS, hatte ernüchternde Nachrichten: Es gebe noch immer keine Machbarkeitsstudie, sie sei noch nicht einmal in Auftrag gegeben. „Wir warten immer noch auf Mittel der Bezirksregierung. Ich habe heute nochmal nachgefragt, die Mittel sind immer noch nicht bewilligt.“

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Das zuständige Ministerium wisse ebenfalls Bescheid und habe signalisiert, der Bezirksregierung Druck zu machen. Zwar sei dies nur eine von zehn Machbarkeitsstudien, mit denen der NWL zu tun habe. Für den möglichen Bau einer solchen Bahnstrecke sei dies zwar keine Katastrophe, „das bricht uns zeitlich nicht das Genick, aber ich finde, das ist schon zu erwähnen. Eigentlich sollte so eine Bewilligung nur eine Formalie sein.“ Mehr als Kopfschütteln als Zeichen des Unverständnisses gab es in der Zweckverbandsversammlung nicht.