Attendorn. . Horst Peter Jagusch: Das Schwalbenohl ist seit seiner Entstehung ein durchaus liebenswerter Stadtteil, der ein bisschen in die Jahre gekommen ist

Als Horst Peter Jagusch mit seinen Eltern und seinem Bruder 1957 in eine Dreizimmer-Wohnung mit Küche und Bad in der Soester Straße einzog, entstand das Projekt „Schwalbenohl“ gerade. Zwischen 1956 und 1965 entwickelte sich zwischen Attendorn und Ennest ein neuer Ortsteil mit rund 600 Wohnungen – überwiegend in Sechsfamilienhäusern – für 2000 Menschen. Viele von ihnen hatten zuvor in Notunterkünften oder Baracken gelebt.

Auch wenn Horst Peter Jagusch nicht mehr im Schwalbenohl wohnt, ist die Verbindung doch nie abgerissen. Ganz im Gegenteil: 27 Jahre hat sich der pensionierte Pädagoge im Vorstand des Bürgervereins Schwalbenohl engagiert, davon immerhin 20 Jahre als 1. Vorsitzender. Bei der Jahreshauptversammlung Mitte März hat der Attendorner - wie zuvor angekündigt - nicht mehr kandidiert und wurde zum Ehrenvorsitzenden des 240 Mitglieder zählenden Vereins gewählt. Damit leitet Jagusch schrittweise den Abschied von seinen anderen Ämtern ein.

Seit 1994 im Stadtrat

Für die SPD sitzt er seit 1994 im Rat der Stadt Attendorn und ist seit 1999 auch einer der Stellvertreter des Bürgermeisters, mit vielen repräsentativen Pflichten. Da kann es schon einmal passieren, dass der Vorsitzende des Bürgervereins Schwalbenohl die eigene Karnevalsfeier mit dem unangekündigten Besuch der „Kaffetanten“ Uli Selter und Peter Höffer verpasst. Horst Peter Jagusch saß zu diesem Zeitpunkt verkleidet in offizieller Mission bei einer anderen Karnevalsveranstaltung.

„Ich will noch zwei Jahre Politik machen. Dann bin ich 75 und das reicht“, hat sich Jagusch vorgenommen, zum Ende der Wahlperiode als Stadtverordneter aufzuhören. Zuvor will er die Aufgaben als Schriftführer im SPD-Ortsverein und in der SGV-Abteilung Attendorn abgeben.

Der Bürgerverein Schwalbenohl war für Horst Peter Jagusch immer eine Herzenssache. „Das Schwalbenohl ist seit seiner Entstehung ein durchaus liebenswerter Stadtteil, der ein bisschen in die Jahre gekommen ist. Flüchtlinge, Vertriebene, Einheimische und Menschen aus fremden Ländern wohnen und leben hier seit den 1960er Jahren zusammen und haben eine Integrationsarbeit erbracht, wie es wohl in keinem anderen Stadtteil unserer schönen Hansestadt gibt. Viele Schwalbenohler haben als „Malocher“ den Wohlstand unserer Heimatstadt erbracht.“ Diese Sätze aus seiner Festrede zum 25-jährigen Jubiläum des Bürgervereins würde Jagusch wohl auch heute noch so sagen.

Der Mann für alle Fälle

Untrennbar mit dem Bürgerverein Schwalbenohl verbunden ist der Name Wolfgang Hoberg. Der viel zu früh verstorbene „Mann für alle Fälle“ und SPD-Politiker war auch der 1. Vorsitzende des 1986 gegründeten Vereins. Dabei wollten Hoberg und einige Helfer zwei Jahre zuvor eigentlich nur den Spielplatz an der Amselstraße in Schuss bringen. „Immer mehr Leute kamen hinzu, die mithelfen wollten. 1986 haben wir dann den Verein gegründet“, berichtete Hoberg damals in der Presse.

Drei Jahre später hatte der Bürgerverein Schwalbenohl auch einen richtigen Treffpunkt. Irgendwo hatte Wolfgang Hoberg einen alten Schulpavillon aufgetrieben. Der wurde in der Flensburger Straße aufgebaut und dient noch heute als beliebte Begegnungsstätte und Ort vieler Feierlichkeiten. Eine wichtige Rolle im Bürgerverein hat auch der Attendorner Fabrikant Karl-Heinz „Stacho“ Beul gespielt, der Chef von Wolfgang Hoberg. „Wenn wir Hilfe gebraucht haben, war Stacho immer zur Stelle“, betont Klaus Peter Jagusch.

Das Nachtjackenviertel

Bis heute hat das Schwalbenohl in Attendorn nicht den besten Ruf. Das weiß Jagusch natürlich. „Aber das ist ein Vorurteil“, sagt der langjährige Vorsitzende des Bürgervereins. Die Probleme des früher auch „Nachtjackenviertel“ genannten Ortsteils von Attendorn verkennt Jagusch aber nicht. Auch im Schwalbenohl haben Geschäfte, Kneipen und Geldinstitute geschlossen, beteiligen sich nicht mehr so viele Bürger am Vereinsleben. „Die meisten wohnen hier und sind damit zufrieden“, weiß der 73-Jährige.

Aber es gibt auch Erfolge. So haben Horst Peter Jagusch und Co. lange dafür gekämpft, dass die Apotheke im Schwalbenohl bleibt. Nach dem Umzug des damaligen Apothekers in die Innenstadt hatte Jagusch alle Attendorner Apotheken angeschrieben – zunächst ohne Erfolg. 2006 übernahm dann Apotheker Lehmann aus Plettenberg.

Jetzt hoffen die Schwalbenohler, dass der Netto-Markt vor ihrer Haustür erhalten bleibt. In das „Hochhaus“ nebenan ist das Begegnungs- und Sozialzentrum der evangelischen Kirchengemeinde eingezogen. „Die Infrastruktur muss erhalten bleiben“, steht beim langjährigen Vorsitzenden des Bürgervereins Schwalbenohl ganz oben auf dem Wunschzettel.