Wenden. Eine frühere Sperrstunde bei der Wendschen Kärmetze sorgt bei SPD, UWG und Grünen für Entrüstung. Es gab eine überraschende Abstimmung.

Erst schien im Haupt- und Finanzausschuss am Montagabend alles in die von der Verwaltung vorgeschlagene Richtung zu laufen. Die Sperrstunde bei der Wendener Kirmes soll ab 2024 am Sonntag und Dienstag um eine Stunde von 2 auf 1 Uhr nachts verkürzt werden. Es habe keine negative Resonanz darauf gegeben, versicherte Bürgermeister Bernd Clemens, nachdem die Presse über die Pläne berichtet hatte. „Die Kollegen haben noch mal mit den Schaustellern gesprochen. Das wird weiter unterstützt, weil das die umsatzschwächsten Zeiten sind“, ergänzte Bastian Dröge, Fachbereichsleiter Zentrale Dienste. „Wir folgen“, schloss sich Martin Solbach (CDU) an. Doch dann bliesen SPD, UWG und Grüne zur Attacke: Hände weg von der Wendener Kirmes!

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„Das kann ich in keinster Weise nachvollziehen. Da wehre ich mich vehement dagegen. Wir gehen um 12, 1 Uhr nach Hause, aber wir sollten auch mal an die jüngeren Leute denken. Ich spreche mich gegen weitere Regulierungen der Kirmes aus“, war Heike Quast (UWG) entrüstet. Sie sei früher von der Kirmes aus direkt ins Büro gegangen: „Das sollten wir uns nicht nehmen lassen. Die Schausteller in allen Ehren, aber das lassen wir uns nicht kaputt machen.“ Die UWG habe eine Umfrage über Facebook gemacht: „Die ist zwar nicht repräsentativ, aber da haben sich 80 Prozent dagegen ausgesprochen.“

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„Hier wird nichts kaputtgemacht. Die Kirmes ist das Fest des Jahres. Die Verkürzung ist dermaßen minimal. Ich bin an allen drei Tagen bis 1 Uhr nachts da gewesen, da war nichts mehr los. Als wenn das hier das Aus für die Kirmes wäre. Wir müssen vorsichtig sein. Der Betrieb ist so minimal, dass es den Aufwand nicht rechtfertigt“, betonte der Bürgermeister.

Auch die SPD habe sich eingehend mit dem Thema befasst, so Fraktionschef Ludger Reuber: „Wir sehen das auch kritisch. Die Kirmes ist das größte Volksfest. Da sollte man vorsichtig sein. Der Landwirtschaftliche Lokalverein wurde nicht eingebunden. Wir haben mit Vereinen gesprochen, die Bierstände haben und das auch kritisch sehen. So ganz rund ist das aus unserer Sicht nicht.“ Der Lokalverein veranstalte am Dienstag morgens die Tierschau und schließe um 18 Uhr das Zelt, so Bernd Clemens: „Das hat mit der Sperrstunde nichts zu tun. Die Vereine, die da Probleme haben, möchte ich gerne mal wissen.“

Bastian Dröge berichtete, dass er jeden Tag bis 3, halb 4 Uhr auf der Kirmes gewesen sei: „Mittwochmorgen hatten noch ein, zwei Vereine ihre Bierstände geöffnet.“ Sie verstehe die ganze Diskussion nicht, meinte Heike Quast: „Es wird doch keiner gezwungen, bis 2 Uhr offen zu halten. Wer zumachen will, soll zumachen, aber lasst doch die Leute feiern.“

Wenn ich an meine Sturm- und Drangzeit denke, dann war der Kirmes-Dienstag ein heiliger Tag. Da machten die Menschen, was sie wollten.
Heinz Zimmermann

Er sei in einem Alter, in dem er die Sperrstunde nicht mehr so erlebe, erzählte Heinz Zimmermann (UWG): „Aber wenn ich an meine Sturm- und Drangzeit denke, dann war der Kirmes-Dienstag ein heiliger Tag. Da machten die Menschen, was sie wollten. Ich kam im Morgengrauen nach Hause und musste anschließend zur Ferienarbeit. Meine Mutter war schon am Melken.“ Und weiter: „An dem Dienstag würde ich überhaupt nichts ändern. Die Kirmes ist auch ein beliebter Heiratsmarkt. Ich spreche aus Erfahrung.“

Finale Entscheidung im Rat

„Wir stimmen auch dagegen. Wir sehen keine Notwendigkeit, die Sperrstunde zu ändern. Das ist all die Jahre so gelaufen. Wir stimmen auch gegen immer mehr Reglementieren“, sagte Marina Bünting (Grüne). Dann stimmten im Haupt- und Finanzausschuss SPD, UWG und Grüne gegen die Verkürzung der Sperrstunde. Die finale Entscheidung trifft am Mittwoch, 13. Dezember, der Rat. Bürgermeister Bernd Clemens mahnte: „Ich bitte, mit der Wortwahl aufzupassen. Es ist nicht so, als ob man mit der Axt an die Kirmes gehen will.“

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