Attendorn. Attendorn wird beim Stadtwall-Umbau die Bäume verschonen. Ein Komplett-Neubau samt Fällung der Linden hätte einen entscheidenden Vorteil gehabt.
Der Aufschrei in Attendorn war unüberhörbar, als die Verwaltung im vergangenen Jahr auf die Politik mit dem Vorschlag zuging, entlang der vier Stadtwälle zum Kahlschlag auszuholen und alle Bäume zu fällen, um einen kompletten Neubau des Walls samt Erneuerung der Versorgungsleitungen zu ermöglichen.
Doch nicht nur die Bürger wehrten sich etwa in Form eines Bürgerantrags gegen diese Möglichkeit, denn dieses Vorgehen hätte vor allem den alleeartigen Charakter des Ostwalls stark verändert. Auch die Politik setzte geschlossen ihr Veto dagegen. Sie beschloss, dass die Umgestaltung der „grünen Lunge“ im kommenden Jahr „im Bestand“ ablaufen soll und ein Baum nur gefällt werden darf, wenn er offenkundig eine Gefahr für Passanten oder Anwohner darstellt.
Kostenkalkulation: Rund 1,5 Millionen Euro
Der städtische Plan sieht grundsätzlich vor, die Oberfläche des knapp 1,5 Kilometer langen Stadtwalls zu erneuern, die Beleuchtung zu verbessern und die Randbereiche zu verschönern, etwa durch Aufstellen zusätzlicher Bänke oder Mülleimer. Dafür kalkuliert die Stadt mit Kosten in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro, die zum Teil über eine Förderung abgedeckt werden.
„Unterm Strich wollen wir den Wall freundlicher gestalten und pflanzlich aufwerten“, fasste Manuel Vogt jüngst im Bauausschuss zusammen. Der Tiefbauamtsleiter wies jedoch auf einen Nachteil hin: Eine durchgehende Erneuerung der bestehenden Leitungsinfrastruktur, die vornehmlich aus den 1960er Jahren stammt, wird so nicht möglich sein. Vogt betonte: „Es besteht zumindest die Gefahr, dass nach dem Umbau der Wälle Leitungsfehler auftreten und dann den Aufbruch der neu hergestellten Asphaltfläche bedeuten.“
Keine Garantie für ewige Haltbarkeit
Es wäre ein ärgerliches Szenario, das auch Ingo Erhardt, Geschäftsführer des heimischen Energieversorgers Bigge Energie, nicht ausschließen kann. Wenngleich er auf Nachfrage dieser Redaktion beschwichtigt: „Nach heutiger Einschätzung ist kurzfristig nicht mit einem signifikanten Anstieg der Schadenshäufigkeit zu rechnen. Wir gehen davon aus, dass ein erneuter Aufbruch der Verkehrsflächen zur Behebung von Störungen nach dem Umbau der Wälle im Bestand nicht nötig ist.“
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Trotz des Alters der unterirdischen Gas-, Wasser- und Stromleitungen musste die Bigge Energie bislang keine großen Reparaturen in den Wällen vornehmen lassen und es sei grundsätzlich auch kein Problem, das Leitungsnetz noch einige Jahre weiterzubetreiben. Doch eine Garantie für eine noch längere Haltbarkeit der alten Leitungen gibt es nicht.
Wurzelbereiche wären betroffen
Ein weiterer Aspekt spielt für den heimischen Versorger eine wichtige Rolle, erklärt Erhardt: „Wir haben geprüft, wie eine Sanierung der Leitungsnetze in Verbindung mit der Neuerschließung von Fernwärmeleitungen aussehen könnte. Dabei wurde deutlich, dass die zur Verfügung stehenden Breiten der Verkehrsflächen in den Wällen an den meisten Stellen in Summe nicht ausreichend zur Verfügung stehen.“
Für die Sanierung von Gas-, Wasser- und Stromleitungen sowie den Neubau der Fernwärmeleitungen müssten unter Berücksichtigung verschiedener Punkte (etwa Glasfaserleitungen und das städtische Kanalnetz) die vollen Breiten der Wälle veranschlagt werden, sodass Wurzelbereiche der Bäume betroffen wären. Diese Probleme könnten durch ein komplett neu geschaffenes Leitungssystem unterhalb der vier Wälle im Keim erstickt werden. Doch das geht nach dem politischen Beschluss nicht.
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Bei der Bigge Energie seien bereits erste Anfragen zur Wärmeversorgung eingegangen, speziell der Ausbau eines Fernwärmenetzes zwischen Hallenbad und Kolpinghaus am Ostwall sei geplant, teilte Vogt im Ausschuss mit. „Selbst bei einer reinen Sanierung der bestehenden Leitungen und einem Verzicht des Fernwärmeausbaus würden etliche Bereiche entstehen, in denen sich eine Tangierung des Baumbewuchses ergeben würde“, fasst Erhard zusammen. Aus diesen Gründen seien die Interessen der Bigge Energie mit der politischen Beschlusslage der Stadt nicht zusammenzubringen.