Olpe. Der Betriebsausschuss der Kreiswerke tagte unter Ausnahmebedingungen. Doch die Betriebsleitung hatte beruhigende Nachrichten parat.
Ganz im Zeichen der Cyber-Attacke auf den kommunalen Internet-Dienstleister und Netzwerkbetreiber Südwestfalen-IT stand die Sitzung des Betriebsausschusses der Kreiswerke, der am Mittwoch im Olper Kreishaus tagte. Ein Rückfall in analoge Zeiten: Die Tagesordnung war auf Papier versandt worden, und wichtige Tagesordnungspunkte wurden abgesetzt, weil schlicht die Unterlagen fehlten. So konnte der Wirtschaftsplan nicht beschlossen werden; dieser sei zwar weitgehend fertig, so Betriebsleiter Benedikt Hilchenbach, könne aber nicht abgerufen werden, weil der entsprechende Server wegen des Hacker-Angriffs abgeschaltet sei. Nun solle dieser vermutlich gemeinsam mit dem Kreishaushalt Anfang nächsten Jahres verabschiedet werden. „Der Zeitplan ist noch nicht absehbar“, so Hilchenbach. Auch sonst habe der Hacker-Angriff und die damit verbundene Abschaltung von Großteilen der Kreis-Computer Auswirkungen auf die Werk: Gewisse Maßnahmen müssten verschoben werden, zum Beispiel die große Investition in die Erneuerung der Hauptwasserleitung zwischen den Hochbehältern Rhonardberg und Imberg und der Bau der Photovoltaik-Anlagen auf dem Kreishaus-Parkplatz.
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Auch der Bericht der Betriebsleitung über Aufwendungen und Erträge entfiel aus denselben Gründen. Immerhin, so Hilchenbach, stehe seit Dienstag die Buchungssoftware wieder zur Verfügung, dazu gebe es eine Sicherheitskopie der Daten bis zum 5. Oktober, sodass lediglich knapp sechs Wochen nachträglich eingepflegt werden müssten. „Diesbezüglich läuft ab jetzt wieder alles mehr oder weniger planmäßig.“
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Hinsichtlich der Wasserabgabe lagen Hilchenbach aktuelle Zahlen vor: Die Kreiswerke verkauften rund 4,4 Millionen Kubikmeter Trinkwasser an Stadt- und Gemeindewerke, Wasserbeschaffungsverbände und wenige Direktabnehmer, eine Zahl, die 2,6 Prozent niedriger als die des Vorjahres ist. Die Wasserverluste, die durch Schäden und Undichtigkeiten am Leitungsnetz entstehen, seien „deulich unter dem Niveau der Vorjahre“ und zwar um 2,42 Prozent niedriger.
Kreisstraßen werden saniert
Hinsichtlich der Bau- und Unterhaltungsmaßnahmen berichtete Hilchenbach unter anderem über die Planungen für das neue Jahr. Hier soll die Kreisstraße 1 auf den Abschnitten Ottfingen-Wenden, Römershagen-Hohenhain und bei Elben saniert werden, die Kreisstraße 7 zwischen St. Claas und Grevenbrück. Hier habe sich als glücklicher Umstand erwiesen, dass die Unterlagen bei den beauftragten Planungsbüros in Kopie vorgelegen hätten, sodass die Ausschreibung planmäßig habe erfolgen können und die Arbeiten im Januar vergeben werden könnten. Da die Investitionen bereits im aktuellen Wirtschaftsplan enthalten seien, gebe es hier keine Verzögerung durch den Hacker-Angriff.
Der Fortschritt bei der größten Baustelle der Kreiswerke, dem Gefahrenabwehrzentrum bei Rüblinghausen, sei im Plan. Hier gebe es keinerlei Verzögerungen durch den Hacker-Angriff. Anders im täglichen Betrieb der Kreiswerke: So sei durch das Herunterfahren der Server auch die gesamte Gebäudeleittechnik ausgefallen. Spürbare Folge unter anderem: Die Heizungen etwa im Kreishaus konnten nicht mehr verändert werden. „Es war etwas schwierig, das hinzubekommen, hat aber funktioniert“, so Hilchenbach: Noch am Montag hätten die Mitglieder des Betriebsausschusses, die auch dem Kreisausschuss angehören, am eigenen Leib festgestellt, dass die Temperatur im Sitzungssaal nicht angenehm gewesen sei.
„Inzwischen haben wir eine Notbedienung im Betrieb, sodass wir die Heizungen wieder einstellen können.“ Kommunikation ging nur über Handys. Keine Pläne und Daten. Ersatz-Mailadressen funktionieren. Der Kreisbauhof sei voll funktionsfähig, „die Ausschreibungen waren alle draußen, einiges wurde analog gelöst“, etwa durch Fahrten zum jeweiligen Planungsbüro, um zu erledigen, was sonst per EDV erledigt worden wäre. „Für Verwaltung und Rechnungswesen ist das natürlich schwerer.“ Hilchenbach dankte den zuständigen Kollegen der EDV, die mit enormem Einsatz dafür gesorgt hätten, dass bereits wieder vieles funktioniere. „Der Außendienst ist allerdings noch ohne funktionierende Tablets unterwegs, statt digitaler Leitungskarten suchen wir wieder blaue Stangen.“
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Marion Schwarte (CDU) wollte wissen, inwieweit die Wasserversorgung gefährdet gewesen sei. Die Antwort der Kreiswerke war beruhigend: „Ein wesentlicher Vorteil ist, dass wir auf recht klassische Weise Trinkwasser produzieren. Eine Gefahr besteht natürlich schon, aber wir können das gesamte System händisch bedienen.“ Vermutlich sei es von Vorteil gewesen, dass kurz zuvor das Thema „Krisenmanagement“ behandelt worden sei. „Was wir brauchen, ist Strom, aber da haben wir Notstromaggregate und sind gut abgesichert. Die IT erleichtert unsere Arbeit ungemein, aber ihr Ausfall ist keine Gefahr für die Versorgungssicherheit.“