Kreis Olpe/Hückeswagen/Waldbröl. Kooperation mit dem Oberbergischen Kreis: Bürger des Kreises Olpe können wieder Autos zulassen – aber ausschließlich mit GM-Nummer.

Aufatmen in den Autohäusern im Kreis Olpe. In einer bislang einzigartigen interkommunalen Kooperation haben der Kreis Olpe und der Oberbergische Kreis ein Ende der Krise in heimischen Autohäusern eingeläutet. Wie berichtet, können seit dem Hacker-Angriff auf den Internet-Dienstleister Südwestfalen-IT bei der Olper Kreisverwaltung keine Kraftfahrzeuge mehr zugelassen werden. Das hat dazu geführt, dass die Höfe der Autohändler sich mit immer mehr Neuwagen füllten, weil die Kunden sie nicht abnehmen konnten. Nun können wieder Termine gebucht werden, um Autos oder Motorräder zuzulassen - allerdings nicht im Olper Kreishaus oder dem Lennestädter Rathaus in Altenhundem, wo die Zulassungsstelle einen Nebenstandort unterhält. Vielmehr müssen die Zulassungsstellen des Oberbergischen Kreises in Hückeswagen (für Gewerbetreibende) bzw. Waldbröl (für Privatleute) angesteuert werden.

Ob GM oder AK an der Stoßstange hängt, das ist den Kunden im Moment egal.
Thomas Burghardt, Geschäftsführer von Opel Schmelter in Lennestadt

Der Oberbergische Kreis stellt dem Kreis Olpe die technische Infrastruktur zur Verfügung, um Zulassungen zu ermöglichen. Allerdings bedeutet dies, dass die Fahrzeuge nicht das Olper Kennzeichen OE, sondern das des Oberbergischen Kreises – GM für Gummersbach – erhalten.

Die meisten Kunden der Autohäuser werden mit dem „fremden Kennzeichen“ an der Stoßstange kein Problem haben. „Ob GM oder AK dran ist, das ist den Kunden egal.“ Das spiele für Kunden, die auf ihr Auto täglich angewiesen sind, keine Rolle, sagt Thomas Burghardt, Geschäftsführer von Opel Schmelter in Lennestadt. Später könne man sein Auto ja im Kreis Olpe wieder umkennzeichnen lassen. Das Autohaus hatte seine Kunden, die händeringend auf die Zulassung ihres Fahrzeugs warten, bereits am Mittwoch angerufen, dass die Zulassungsbehörden an einer Lösung arbeiteten, um den Zulassungsstau aufzulösen. Nicht wenige seien derzeit mit Leihwagen unterwegs und sehnten den Tag herbei, das neue Auto endlich auf die Straße bringen zu können.

Da rücken wir jetzt ein wenig zusammen.
Philipp Ising, Pressesprecher der Oberbergischen Kreises

Damit das möglich wird, fahren ab sofort die 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kreises Olpe, die sonst in der Zulassungsstelle Olpe tätig sind, nach Hückeswagen (Alte Ladestraße 1) oder Waldbröl (Gerdesstraße 5). Dorthin müssen auch die Bürgerinnen und Bürger aus dem Kreis Olpe, die ein Fahrzeug zulassen wollen. Vorher ist zwingend nötig, eine Online-Terminvereinbarung zu treffen, die über https://kurzelinks.de/hjjz möglich ist. Zur Zahlung der Gebühren ist eine EC-Karte nötig, Barzahlungen sind nicht möglich. Eine Übersicht, welche Unterlagen mitzubringen sind, können auf der Homepage des Oberbergischen Kreises eingesehen werden unter https://kurzelinks.de/qnps. Achtung: Die Kreisverwaltung Olpe weist ausdrücklich darauf hin, nur die genannten Zugänge zu verwenden – eine Reservierung über die Reservierungs-Homepage des Oberbergischen Kreises ist nicht möglich.

Keine Wunschkennzeichen möglich

Allerdings sind nicht alle Dienstleistungen verfügbar. Erledigt werden können Neuzulassungen, Umschreibungen, Abmeldung/Außerbetriebsetzung, Kurzzeitkennzeichen, Ausfuhrkennzeichen sowie Re-Import/Kfz-Zulassung aus dem Ausland. Noch nicht verfügbar sind Wiederzulassungen auf denselben Halter, Umkennzeichnungen wegen Kennzeichenverlust oder aus persönlichen Gründen, Vergabe/Löschung von Saisonkennzeichen, Ersatzdokumente, Halterdatenänderung (Wohnort/Name), Änderung der Technikdaten, Neusiegelung, rotes Fahrzeugscheinheft sowie rote 07er-Kennzeichen.

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Der Andrang auf das Angebot ist groß. Für Privatleute wie für Gewerbetreibende war bereits am Donnerstagvormittag kein einziger Termin für den restlichen November mehr frei; der Oberbergische Kreis empfiehlt, täglich neu nachzuprüfen, falls durch Absagen wieder Termine frei werden. Wie der Pressesprecher des Oberbergischen Kreises, Philipp Ising, auf Anfrage unserer Redaktion mitteilte, kann der Oberbergische Kreis diese Kooperation ermöglichen, weil durch die langgezogene Topographie des Kreises außer der zentralen Zulassungsstelle in Gummersbach eben auch zwei Außenstellen in Hückeswagen und Waldbröl unterhalten werden. „Da rücken wir jetzt ein wenig zusammen“, so Ising, um den Nachbarn aus der Bredouille zu helfen. Acht Arbeitsplätze werden zur Verfügung gestellt, die die 16 „Olper“ während der Öffnungszeiten besetzen.

Kennzeichen-Shops im Kreis Olpe noch geschlossen

Wenig Besserung bringt allerdings die Interims-Lösung für die heimischen Schilderprägereien: Da eine Reservierung des Kennzeichens angesichts der Ausnahmesituation nicht möglich ist, werden die Kennzeichen erst im Termin vergeben, sodass das Schild erst im Anschluss geprägt werden kann. Da danach erst Siegel und „TÜV-Plakette“ aufgeklebt werden, wäre beim Prägen in Olpe oder Altenhundem eine erneute Fahrt in den Oberbergischen Kreis nötig. Das heißt: Die Olper Prägereien blicken bis auf weiteres in die Röhre, das Geschäft geht an die Kollegen in „GM“.

Ein Trost: Wer als Drolshagener, Ölperin oder Wendscher nicht auf Dauer mit einem Gummersbacher Kennzeichen herumfahren will, der kann nach dem Ende der Krise, wenn die Zulassungsstellen wieder regulär funktionieren, eine OE-Nummer beantragen, Stichwort „Umkennzeichnungen aus persönlichen Gründen“. Vermutlich werden die Olper und Altenhundemer Schilderprägereien dann ordentlich nachzuholen haben. Am Freitag schickte die Pressestelle des Kreises Olpe ein Update, offensichtlich nach schlechten Erfahrungen. Pressesprecher Holger Böhler betont: „Bei allen Zulassungen im Oberbergischen Kreis wird ausschließlich ein GM-Kennzeichen zugeteilt. An dieser gesetzlich vorgeschriebenen Regelung kann nichts geändert werden – auch nicht mit Anrufen, Beschwerden oder Kommentaren in den Zulassungsstellen. „

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Foto vom Dienstleister
Von Jörg Winkel, Roland Vossel, Flemming Krause und Yannik Stracke