Wenden. Friederike Weber hat in der Praxis Spieren ihr Zuhause gefunden – die zweifache Mutter hat ihr Berufs- und Privatleben perfektioniert.

Einzelpraxis? Berufsausübungsgemeinschaft? Oder lieber erst einmal in die Anstellung? Als junger Mediziner hat man aktuell die Qual der Wahl – oftmals fällt dabei die Entscheidung jedoch gegen einen Berufseinstieg auf dem Land. Auch Allgemeinmedizinerin Friederike Weber von der Hünsborner Praxis Spieren hat ihre Laufbahn zunächst in einer großen Klinik begonnen – nach einem Wechsel kann sich die 35-Jährige inzwischen kein schöneres Leben als auf dem Land vorstellen. Als eines von vier Gesichtern der neuen Praxisstart-Kampagne der KVWL wirbt sie nun für die Arbeit in ländlichen Arzt- und Gemeinschaftspraxen.

Neues Zuhause im Kreis Olpe gefunden

Friederike Weber studierte an der heutigen Exzellenzuniversität in Bonn – während ihres Studiums sammelt sie während der Klinikarbeit erste zusätzliche praktische Erfahrungen. Es zieht sie vor allem in die innere Medizin und die Kardiologie. Vor sechs Jahren erwartet sie ihr erstes Kind und beschließt infolge der unberechenbaren Arbeitszeiten in den Kliniken in der kinderfreundlicheren Arbeitsmedizin anzufangen. Als Weber in 2020 ihr zweites Kind erwartet, wird ihr während der Schwangerschaft bewusst, dass sie ihre Arbeitsstelle nicht vollumfänglich glücklich macht: „Mir haben einfach die Patienten bei der Arbeit gefehlt“, erklärt die 35-Jährige.

Wegen meiner Kinder und familiären Vernetzung kann ich mir auf jeden Fall vorstellen, hier dauerhaft sesshaft zu werden.
Friederike Weber, Allgemeinmedizinerin

Aus diesen Gründen entscheidet sich die gebürtige Sauerländerin, wieder zurück aufs Land zu gehen. In der Hünsborner „Praxis Spieren und Kollegen“ findet sie auf Anhieb als Weiterbildungsassistentin in der Allgemeinmedizin ihr neues Zuhause. „Das macht mir jetzt noch deutlich mehr Spaß als früher. Das Arbeiten im Team macht mir Freude – hier gibt es ein sehr familiäres Umfeld“, kommt Friederike Weber ins Schwärmen. Sie hofft, noch lange in der Region zu bleiben: „Wegen meiner Kinder und familiären Vernetzung kann ich mir auf jeden Fall vorstellen, hier dauerhaft sesshaft zu werden“, sieht sie sich in Wenden.

Neue Anforderungen an Beruf

Die Zeiten haben sich geändert – inzwischen gibt es deutlich mehr junge Medizinstudentinnen als Studenten – damit verbunden sind auch neue Forderungen nach geregelten Arbeitszeiten und einem Anstellungsverhältnis. Friederike Weber sieht gerade hier einen großen Pluspunkt für Landarztpraxen, die in ihrer Ausrichtung kaum noch etwas mit einer Einzelpraxis zu tun haben: „In der Klinik ist die Umsetzung deutlich schwieriger als in der Praxis. Hier gibt es klare und geregelte Arbeitszeiten – uns entlastet es, weil auch mal jemand einspringen kann“, erzählt sie. Inzwischen seien vor allem Medizinische Versorgungszentren (MVZ) im Kommen. Die MVZ sind meist an Krankenhäuser angebunden und bieten für Ärzte aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen ein Angestelltenverhältnis mit fest geregelten Arbeitszeiten. Einer der großen Vorteile: Auch im Urlaub kann der Betrieb auf dem Land weiterlaufen – die Verantwortung liegt nicht allein auf den Schultern von Einzelpersonen. Die Familienplanung und Erziehung soll so deutlich erleichtert werden.

Die junge Allgemeinmedizinerin setzt sich persönlich für eine stärkere Digitalisierung in Arztpraxen ein. In der „Praxis Spieren und Kollegen“ ist diese schon weit fortgeschritten. „Wir sind die Digitalpraxis. Wir arbeiten hier sehr viel mit dem iPad“, berichtet die zweifache Mutter. In der Praxis landen alle Daten über eine Schnittstelle auf einem angelegten System. Gewichtsmessungen, Behandlungsvorschläge und weitere Dokumente können so deutlich schneller angeordnet und weitergeleitet werden. Offene E-Rezepte werden auf die Krankenkassenkarte des jeweiligen Patienten geschickt und dieser kann dann ohne zusätzlichen Aufwand seine Karte einfach in der Apotheke auslesen lassen. Für Weber bietet die fortschreitende Digitalisierung mehr Vorteile als Risiken: „Es ist dadurch deutlich effizienter als zuvor. So gehen auch deutlich weniger Infos verloren.“

Vorteile der digitalen Patientenakte überwiegen

Auch einer möglichen digitalen Patientenakte steht die Ärztin grundsätzlich positiv gegenüber: „Es sollte möglichst viel digital ablaufen. Alles sollte gespeichert sein – dazu gehören Medikamentenpläne, Befunde und auch weitere Krankheiten.“ Und weiter: „Jeder Arzt hat eine Schweigepflicht – in gewisser Weise müssen die Daten auch weitergegeben werden.“

Mit ihrer authentischen Lebensgeschichte ist Weber nun zu einem von vier deutschlandweiten „Role-Models“ für die aktuell anlaufende Praxisstart-Kampagne der KVWL auserwählt worden. Die KVWL will jungen Mediziner und Medizinerinnen bei ihrer beruflichen Entscheidung neue Wege aufzeigen. „Die Herausforderungen und Bedingungen haben sich für die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in den vergangenen Jahren stark verändert, nichtsdestotrotz bietet die Niederlassung einen unglaublichen Reiz und viele Chancen; genau hier setzen wir als KVWL mit Praxisstart an. Wir zeigen Möglichkeiten und Wege auf, um erfolgreich in der Niederlassung durchzustarten“, sagt Dr. Dirk Spelmeyer, Vorstandsvorsitzender der KVWL.

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