Wenden. Die Gemeinde hat einen Container für Geflüchtete bestellt. Die Anwohner befürchten, dass er zu nah ans Neubaugebiet in Hünsborn rückt.
Die Unterbringung von Geflüchteten in der Gemeinde Wenden wird immer prekärer. Jede Woche kommt eine zweistellige Anzahl geflüchteter Menschen nach Wenden. Eigentlich sollte der Standort Hünsborn, Karl-Arnold-Straße, im nächsten Jahr um eine weitere Containeranlage mit 48 Plätzen erweitert werden. Die Lieferzeit hätte sechs Monate betragen. Nun gibt es eine schnellere Lösung. Die Gemeinde hat kurzfristig einen Container mit 36 Plätzen kaufen können, sodass schon in wenigen Wochen weiterer Wohnraum für Geflüchtete zur Verfügung steht.
Die dann fehlenden Kapazitäten sollen durch einen zusätzlichen Container mit 24 Plätzen in Schönau an der Geschwister-Scholl-Straße beim Bolzplatz (dort, wo 2009 das Kreisschützenfest stattfand) geschaffen werden. Zudem soll am Standort Rothemühle/Hoffnung ein weiterer Container und in Gerlingen ein Container in Massivbauweise (jeweils 24 Plätze) errichtet werden.
Keine Zustimmung
Bei sieben Nein-Stimmen beschloss der Rat diese weiteren Maßnahmen. Auf der Zuschauertribüne im Ratssaal protestierten einiger Hünsborner über die ungleiche Belastung bei der Unterbringung der Geflüchteten in der Gemeinde. Für weiteren Unmut sorgte, dass Bürgermeister Bernd Clemens verkündete, dass es jetzt doch keine Zustimmung des Eigentümers des eigentlich anvisierten Grundstücks an der Karl-Arnold-Straße gibt: „Davon müssen wir wohl Abstand nehmen. Die Not ist groß. Wenn man versucht, die Entscheidung zu vertagen, werden wir in vier bis sechs Wochen über Turnhallen reden. Wir sind am Ende.“
Deshalb solle der Container auf einer Ersatzfläche aufgestellt werden, so Clemens: „Das Grundstück gehört der Gemeinde. Da können wir ähnlich schnell agieren.“ Knackpunkt: Die Ersatzfläche (Flurstücke 30/31) befindet sich weiter oben, näher am Neubaugebiet An der Wahre und am dort geplanten Spielplatz. Dagegen protestierten die Anwohner auf der Zuschauertribüne in der Ratssitzung heftig.
Es sei eine verzwickte Situation, meinte Frank Holterhof (CDU): „Der Alternativstandort ist noch schlimmer. Ich bitte um eine kurzfristige Gesprächsrunde mit den Anwohnern im Neubaugebiet, um vielleicht eine bessere Lösung zu finden.“ Er habe Verständnis für die Ängste der Anwohner in der Wahre, meinte Bürgermeister Clemens: „Wir haben aber keine Zeit mehr. Sonst müssen wir in vier Wochen die erste Turnhalle schließen.“ Und weiter: „Wir können uns hier einfach keine Schlacht erlauben, welche Ortschaft zuerst dran ist. Die Entwicklung überrollt uns. Wir müssen sehen, was machbar ist.“ Die Schließung von Turnhallen müsse unbedingt vermieden werden, betonte Hiltrud Ochel (Grüne).
„Das sind ganze neue Entwicklungen. Der jetzige Standort ist noch ungünstiger“, sagte Elmar Holterhof (Grüne). Es gehe um den sozialen Frieden für die Geflüchteten und die Anwohner, unterstrich Catrin Stockhecke-Meister (SPD). „Bei der Menge der Menschen, die wir untergebracht haben, passiert wirklich wenig“, versicherte Christof Wurm, Fachdienstleiter Soziales. Bei der Auswahl der Geflüchteten in dem neuen Container in Hünsborn wolle er Rücksprache mit der Bezirksregierung nehmen, dass dort Familien zugewiesen werden und nicht alleinstehende Männer.
Container bestellt
Einen letzten Versuch, den Container doch noch am ursprünglichen, weiter vom Neubaugebiet entfernten, geplanten Standort Karl-Arnold-Straße zu platzieren, sollte aber noch unternommen werden, so die einhellige Meinung im Rat vor eineinhalb Wochen. Baudezernent Markus Hohmann signalisierte, dass er noch einmal Kontakt zum Grundstückseigentümer aufnehmen werde.
Es sollte zügig ein Ergebnis geben. Doch dieses lässt immer noch auf sich warten. Am Montagnachmittag gab es ein weiteres Gespräch im Wendener Rathaus. Ebenfalls ohne Erfolg. Auf Anfrage unserer Redaktion teilte Bastian Dröge, Fachbereichsleiter Zentrale Dienste, danach mit: „Wir sind immer noch in Verhandlungen mit dem Eigentümer. Es gibt immer noch keine endgültige Einigung. Der Container ist bestellt, jetzt muss festgelegt werden, wo er steht.“ Die Frage, ob dem Eigentümer angesichts des zeitlichen Drucks eine Deadline bezüglich seiner Entscheidung gesetzt worden sei, verneinte Dröge: „Diese Woche wird es noch Gespräche geben. Für uns ist das auch nicht befriedigend.“