Wenden. Die Gemeinde Wenden braucht dringend Unterbringungsmöglichkeiten für Geflüchtete. In den nächsten beiden Jahren werden neue Container errichtet.
Die Situation bei der Unterbringung von Geflüchteten hat sich in der Gemeinde Wenden zugespitzt. Seit 1. August gibt es 117 neue Zuweisungen. Alle kommunalen Unterkünfte sind mittlerweile belegt. „Es ist damit zu rechnen, dass die Zahlen hoch bleiben. Wir brauchen Platz“, sagte Christof Wurm, Fachdienstleiter Soziales, am Montagabend im Haupt- und Finanzausschuss.
Im letzten Vierteljahr habe sich eine Dynamik entwickelt: „In den Kalenderwochen 38 bis 43 lagen die Zuweisungen immer im zweistelligen Bereich. Das war nicht abzusehen.“ Um die Menschen weiter unterbringen zu können, habe man in den letzten Monaten pragmatisch agiert und Wohnungen und Häuser angemietet, so Wurm weiter: „Das schafft aber nur ein gewisses kurzes Luftholen.“ Der Fachdienstleiter Soziales sprach von „Zahlen, die für die Gemeinde Wenden herausfordernd sind.“
Durch den Zustrom mussten alleinstehende Personen in Vier-Bett-Zimmern untergebracht werden. Das sorgt für Konfliktpotential auf engstem Raum. „Das sind Menschen mit Trauma-Erfahrungen und psychischen Problemen“, berichtete Christof Wurm. Zwei Mitarbeiter der Gemeinde seien in den Unterkünften unterwegs. „Wir müssen uns für die nächsten Jahre aufstellen, um das Problem zu lösen“, so Wurm.
Container wird saniert
Für einen Nackenschlag hat auch der Wasserschaden im Container in Hillmicke gesorgt, der danach unbewohnbar war. „Der Container wird saniert. Er soll im Januar wieder belegt werden können. Das sind dann wieder 24 Plätze“, teilte Bernd Clemens mit. Dies sei aber alles nicht der große Wurf, deshalb müsse es neue Container geben, so der Bürgermeister: „Einige Ortschaften sind sicher stärker belastet, aber eine Verteilung im Gemeindegebiet, dass alle Ortschaften einigermaßen gleich belastet sind, geht nicht.“
Im kommenden Jahr soll zunächst zu den drei Containern am Standort Rothemühle/Hoffnung ein weiterer mit 24 Plätzen hinzukommen. Ursprünglich hatte die Verwaltung auch vorgeschlagen, in 2024 den Standort Hünsborn im Bereich der Karl-Arnold-Straße um eine weitere Containeranlage mit 48 Plätzen zu erweitern. Doch hier gibt es jetzt eine schnellere Lösung. „Normal beträgt die Lieferzeit von Containern fünf bis sechs Monate. Wir haben aber jetzt einen Container, der Platz für 36 Personen bietet, angeboten bekommen“, sagte Markus Hohmann, Fachbereichsleiter Bauen und Stadtentwicklung.
Damit fehlen aber 12 Plätze. Der Fokus richtet sich nun auf Schönau, weshalb auch einige Bürger aus Schönau, überwiegend vom Karnevalsverein, an der Sitzung teilnahmen. „Wir suchen einen Standort in Schönau, aber nicht beim Karnevalsverein bei der Wagenbauerhalle. Der Standort würde den Karnevalsverein in größte Schwierigkeiten bringen“, gab der Bürgermeister Entwarnung. In Absprache mit dem Ortsvorsteher prüfe er jetzt, so schnell wie möglich einen alternativen Standort in Schönau. Geplant ist ein Container für 24 Personen im Bereich des Bolzplatzes an der Geschwister-Scholl-Straße.
Im Jahr 2025 errichtet die Gemeinde dann eine weitere Anlage in Massivbauweise am Standort Gerlinger Bahnhof mit 24 Plätzen. Dieses Maßnahmenpaket beschloss der Haupt- und Finanzausschuss bei zwei Gegenstimmen. Die finale Entscheidung trifft der Rat am 2. November.
Frank Holterhof und Gudrun Scherer (beide CDU) lehnten weitere Plätze für Geflüchtete in Hünsborn ab. „Ich habe ein bisschen Angst, wenn wir da oben zu viele Männer bekommen aus verschiedenen Regionen. Dann haben wir in Hünsborn ein Problem. Es geht nicht um Familien mit Kindern“, meinte Gudrun Scherer. In Hünsborn sei die Belegung ähnlich wie in Vahlberg/Rothemühle, so Christof Wurm: „Hünsborn ist sehr dezentral gelegen. Da kommt es eigentlich nicht zu Problemen. Die Leute sind angekommen.“
„Das wird uns übergestülpt. Wir müssen aber auch die Ängste vor Ort berücksichtigen. Wir müssen sehen, dass es eine faire Verteilung in den Ortschaften gibt“, betonte Martin Solbach (CDU). Und: „Wenn wir es nicht schaffen, stehen die Turnhallen wieder an. Das ist das Letzte, was wir wollen. Dann gäbe es wieder Einschneidungen für die Vereine.“
117 Zuweisungen seit 1. August
Vor einem Jahr sei schon einmal über das Thema der Unterbringung der Geflüchteten gesprochen worden, so Thorsten Scheen (UWG): „Andere Kommunen sind schon längst auf die Reise gegangen. Warum ist hier ein Jahr nichts passiert?“ Dazu Bernd Clemens: „Wir haben schon zusätzlichen Wohnraum geschaffen, aber es war definitiv nicht abzusehen, dass seit August 117 Menschen kommen. Ich lasse mir nicht den schwarzen Peter zuschieben, dass wir zu spät gehandelt haben.“
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In der vergangenen Woche hätten plötzlich sechs Personen auf Koffern im Wendener Rathaus gesessen, so der Bürgermeister: „Sie kamen aus Indien und Georgien. Indien ist eine Demokratie und Georgien will in die EU. Warum müssen wir die hier unterbringen? Warum gibt es da keine Rückführung? Da habe ich eindrucksvoll gesehen, dass wir das politische Versagen auf höchster Ebene ausbaden müssen.“