Drolshagen. Drolshagener Vodafone-Kunden beklagten mehrfach Internetstörungen nach Erdarbeiten der Deutschen Glasfaser. Jetzt soll alles wieder laufen.
Kurt Kellert (63) ist sauer. Stinksauer. Was den selbstständigen Energieberater seit eineinhalb Jahren mit Intervallen immer wieder auf die Palme bringt, ist nachvollziehbar. Und in Drolshagen alles andere als ein Einzelfall: „Ich habe jetzt schon wieder wochenlang kein Internet, kein Telefon und kein Kabel-TV. Das darf nicht wahr sein.“ Er ist sicher, nur einer von vielen zu sein: „Vielen meiner Nachbarn, wie ich Kunde von Vodafone, geht es ähnlich. Das ist ein weit verbreitetes Problem.“ Wird Kellert nach der Ursache gefragt, ist er ziemlich sicher, den Verursacher zu kennen: „Das hängt wahrscheinlich mit den Tiefbauarbeiten im Auftrag der Deutschen Glasfaser zusammen.“ Er sei 15 Jahre Betriebsstellenleiter der Westfälischen Ferngas AG gewesen und dort u. a. für den Gasleitungsbau zuständig. Sein jetziges Fazit: „Mit dem Ausbau durch die Deutsche Glasfaser begannen die Störungen. Ich muss mich als Kunde zwar direkt an Vodafone wenden, aber die können mit ziemlicher Sicherheit nichts dafür.“ Ein Blick in die Facebook-Gruppe „Du bist aus Drolshagen...“ bestätigt die Vermutung Kellerts. Seit über einem Jahr schlagen dort immer wieder heftige Beschwerden von zahllosen Vodafone-Kunden auf über häufige und nervende Ausfälle des Internetanschlusses. Silberstreif am Horizont am Mittwoch Mittag. Der Konzernsprecher von Vodafone, Volker Petendorf, teilt unserer Redaktion auf Anfrage mit: „Die finalen Tiefbauarbeiten zur Beseitigung dieser Störung wurden am Dienstagabend gegen 20.31 Uhr vollendet. Seitdem können die 621 betroffenen Kunden das Vodafone-Glasfaserkabelnetz wieder nutzen. Wir bitten die betroffenen Kunden um Entschuldigung für ihre vorübergehenden Unannehmlichkeiten. Mit dem Verursacher dieses Kabelschadens stehen wir im Dialog. Ziel ist es zu verhindern, dass bei den weiteren Bautätigkeiten des Verursachers keine weiteren Kabelschäden mehr entstehen.“
Kurt Kellert hatte nach dem erneut wochenlangen Ausfall endgültig die Nase voll, zog die Konsequenzen und fordert jetzt Schadensersatz. Im Brief an Vodafone heißt es: „Ich kann die Vielzahl der Störungen nicht mehr ignorieren, da sie mittlerweile an meine geschäftliche Substanz gehen.“ Die derzeit in Eichenermühle laufenden Bauarbeiten im Auftrag der Deutschen Glasfaser seien zwar mit großer Wahrscheinlichkeit die Ursache für die erneuten Störungen. Aber: „Vodafone ist nun mal mein Vertragspartner, an die Deutsche Glasfaser kann ich mich nicht wenden.“ Für die zuletzt 15 Tage, die er sein Büro nicht habe nutzen können, stellt er Vodafone eine hohe dreistellige Summe in Rechnung.
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Mit Blick auf die Leitungsarbeiten im Auftrag der Deutschen Glasfaser weist Kellert auch auf „getroffene Erdgasleitungen“ hin, die im Sommer sogar eine Evakuierung in seinem Wohngebiet nötig gemacht hätten: „Da mussten wir hier unsere Häuser verlassen.“ Der Netzbetreiber Westnetz sei ebenso alarmiert worden wie Feuerwehr und Polizei. Thorsten Scheen, Pressesprecher der Kreispolizei Olpe, bestätigt auf Anfrage gleich mehrere Gaslecks, die im Zusammenhang mit Erdarbeiten aufgetreten seien: „Solche Vorfälle gab es am 19. Juni in Drolshagen, am 13. Juli in Hünsborn, am 10. August in Gerlingen und am 31. Oktober in Altenhof.“ Ob allerdings jedes Mal im Auftrag der Deutschen Glasfaser dort gebaggert worden sei, könne er nicht mit 100-prozentiger Sicherheit bestätigen.
Eine Anfrage unserer Redaktion bei Vodafone zu den Vorfällen in Drolshagen beantwortete Volker Petendorf, Konzernsprecher und Chef vom Dienst (CvD) der Pressestelle zunächst wie folgt: „Vodafone hat seit dem 7. November 2023 eine lokale Störung in einem kleinen Teil seines Kabelnetzes in (...) Drolshagen. Bei insgesamt 621 Kunden - darunter auch Herr Kellert - sind Kabel TV, Internet und Festnetz-Telefonie vorübergehend nicht verfügbar. Ursache ist ein Anbindungsfehler auf genau dem unterirdischen Kabelstrang, über den diese Kunden an das Kabelnetz angeschlossen sind. Konkret wurde unsere Glasfaser-Zufuhrstrecke zu den betroffenen Kunden im Bereich Eichenermühle in Drolshagen beschädigt. Dieses geschah durch Dritte - bei Bauarbeiten, mit denen Vodafone an sich nichts zu tun hatte.“ Dass Petendorf nicht ausdrücklich die Deutsche Glasfaser als Verursacher nennt, liegt an einem möglicherweise noch zu führenden Rechtsstreit. Petendorf: „Die Schuldfrage ist im Nachgang noch zu klären - inklusive Regressforderungen.“ Klar ist, dass im Auftrag der Deutschen Glasfaser gerade Erdarbeiten und Bohrungen in Eichenermühle stattfinden, auf die auch Kurt Kellert bei einem Ortstermin hinweist.
Petendorf gibt noch einen Ausblick darauf, was jetzt bevorstehe: „Zur Behebung der Störung muss dieser Kabelschaden beseitigt werden. Diese Reparaturarbeiten sind in der Planung und Ausführung leider sehr aufwändig, denn es ist zwingend Tiefbau erforderlich. Unser örtlicher Dienstleister bereitet die eigentlichen Reparaturarbeiten seit Bekanntwerden der Störung sehr intensiv vor. Dazu fanden zunächst intensive Messungen und Bestandsaufnahmen vor Ort statt. Aktuell wird das genaue Reparaturkonzept erstellt - unter Beachtung aller Sicherheitsvorkehrungen und der Verfügbarkeit von Tiefbauexperten und Ersatzteilen. Die finalen Arbeiten an der Schadstelle sollen in dieser Woche schnellstmöglich begonnen und (...) dann auch zeitnah vollendet werden. Wir bitten die betroffenen Kunden bis zum Abschluss der Reparaturarbeiten noch um etwas Geduld und um Entschuldigung für ihre vorübergehenden Unannehmlichkeiten.“ Exakt diese finalen Arbeiten (siehe oben), so Petendorf, seien jetzt also abgeschlossen.
Auf die Anfrage unserer Redaktion, ob Ähnliches schon einmal vorgekommen sei, antwortet Petendorf: „Ja. Es ist nicht das erste Mal, dass diese Zufuhrstrecke bei Bauarbeiten beschädigt wurde. So sind weitere Kabelschäden in diesem Bereich zuletzt am 18. Oktober und 25. September beseitigt worden.“
Dennis Slobodian, Pressesprecher der Deutschen Glasfaser, begründet die Probleme der Erdarbeiten mit offensichtlich ungenauen Plänen, auf deren Grundlage die Bautrupps vor Ort unterwegs seien: „Die Bestandspläne sind nicht immer präzise. Aufgrund dieser Pläne setzen unsere Bautrupps aber vor Ort ihre Maschinen und Erdraketen an.“ Da die vorhandenen Leitungen mitunter nicht in den Höhen lägen, wie in den Planunterlagen angegeben, könne es dann vereinzelt zu Zwischenfällen kommen. „Es handelt sich aber um Einzelschäden. Unsere Kolonnen haben Kontakt zum Leitungsinhaber, der im Falle eines Schadens sofort informiert wird und die Reparatur vornehmen muss.“ Das sei in diesem Fall Vodafone. Für den Tiefbau habe die Deutsche Glasfaser den Generalunternehmer Soli Infratec GmbH beauftragt, der sich wiederum Subunternehmen bediene. Aber: „Wir haben einen eigenen Bauprojektleiter und einen Bauleiter im Einsatz, die den Kolonnen auf die Finger schauen.“
Für viele Vodafone-Kunden ist die Situation in Drolshagen jedoch so unbefriedigend, dass sie den Internetanbieter wechseln, wie aus Facebook-Kommentaren hervorgeht. Dort ist dann zu lesen: „Da hilft nur eins: Anbieter wechseln“. Ein anderer User schreibt: „Seit Samstag zu Hause weder Internet noch Telefon. Die alte Schüssel auf dem Dach funktioniert wenigstens. Internet über Handy-Hotspot ebenfalls. Ist wirklich eine Katastrophe. In der Praxis funktioniert über die Telekom alles problemlos.“