Attendorn. Die Stadt Attendorn und das Erzbistum Paderborn haben sich auf einen Kaufvertrag verständigt. Das sind die städtischen Pläne mit dem Gebäude.

Es brauchte noch die Zustimmung des Stadtrates, die mittlerweile vorliegt, sodass der Deal nun über die Bühne gehen kann: Die Stadt Attendorn übernimmt das Collegium Bernardinum am Nordwall vom Erzbistum Paderborn. Für den Kauf erhält der kirchliche Träger aus Ostwestfalen nach unseren Informationen rund zwei Millionen Euro. Laut Mitteilung des Bistums soll der Kaufvertrag im Oktober unterzeichnet werden, die Eigentumsübertragung sei für nächstes Jahr vorgesehen.

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Bis zu den Sommerferien war in dem imposanten, denkmalgeschützten Gebäude am Rande der Innenstadt das Tagesinternat untergebracht. Aus wirtschaftlichen Gründen – die Einrichtung schrieb seit Jahren tiefrote Zahlen – ließ das Bistum dieses Bildungsangebot jedoch zum Ende des vergangenen Schuljahres auslaufen. Monatelang hatten Mitarbeiter und Eltern um den Erhalt bzw. später um eine Nachfolgelösung gekämpft. Immerhin: Mit Beginn des neuen Schuljahres ist Anfang August mit dem „Heimathafen“, einer Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfe für Kinder und Jugendliche, ein neues Betreuungsangebot im Konvikt eingezogen. Geleitet wird es von ehemaligen Mitarbeitern aus dem Tagesinternat. Untergebracht sind in dem Gebäude zudem ukrainische Flüchtlinge.

Siedelt die Sonnenschule über?

Schon seit etlichen Wochen waren sich das Bistum Paderborn und die Stadt Attendorn über den Erwerb einig, allerdings brauchte es noch den Gremienbeschluss der Attendorner Stadtverordnetenversammlung. Im Rathaus laufen bereits die ersten Planungen hinsichtlich der künftigen Nutzung der denkmalgeschützten Immobilie. „Klar ist, dass das Gebäude in Zukunft ähnlich genutzt werden soll wie bisher, also für den Zweck Bildung und Erziehung“, erklärt Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) und auch Benjamin Krysmann, Sprecher des Bistums, sagt: „Das Erzbistum Paderborn freut sich, dass die Liegenschaft weiterhin für die Ausbildung junger Menschen genutzt werden soll.“

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Die konkrete Überlegung geht dahin, dass die Sonnenschule ins Collegium Bernardinum umzieht und das jetzige Gebäude der Grundschule am Westwall dem benachbarten Rivius-Gymnasium einverleibt wird. Die Stadt würde damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen soll der Schulkomplex Rivius/Sonnenschule aufwändig um- und angebaut werden, vor allem eine neue Mensa soll das städtische Gymnasium erhalten. Ziehen die Grundschüler jedoch ins nahe gelegene Konvikt, würde sich der bauliche Eingriff im und am Rivius verringern – und die Schüler müssten während der Umbauphase am Westwall nicht anderweitig (in Containern) untergebracht werden, sondern könnten im Collegium Bernardinum unterricht werden. „Diese Lösung erspart uns und unseren Schülern ein Provisorium“, ergänzt Pospischil.

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In Stein gemeißelt ist diese Idee allerdings noch nicht. Die Stadt wird kaum umherkommen, die Räume in dem Bestandsgebäude neu zu strukturieren, um den schulischen Anforderungen gerecht zu werden. Erste Voruntersuchungen, so der Bürgermeister, hätten jedoch ergeben, dass die Flächen grundsätzlich für den Betrieb einer Schule geeignet seien. Fachplaner würden in einem nächsten Schritt die konkrete Machbarkeit prüfen. Zudem wird die Sonnenschule ein Konzept vorlegen, um die pädagogischen Anforderungen an das mögliche Schulgebäude Collegium Bernardinum zu formulieren.

Volksbank und WohnGut gehen leer aus

Durch den bevorstehenden Kauf ist klar, dass die Volksbank Sauerland und das WohnGut Osterseifen, die ebenfalls ein Angebot abgegeben hatten, leer ausgehen. Sie hätten im Collegium Bernardinum gerne eine Pflege-Akademie eingerichtet. Überraschend kommt die Absage für die beiden Partner, deren Angebot deutlich unter dem der Stadt lag, nicht. Schon vor Wochen hatte Volksbank-Vorstand Bernd Griese gesagt, dass die Genossenschaftsbank akzeptieren würde, wenn das Erzbistum Paderborn einem höheren Angebot den Zuschlag gebe. „Dennoch werden wir gemeinsam mit dem WohnGut an der Realisierung einer Pflegeakademie festhalten und prüfen hierzu aktuell Flächen, die uns zwischenzeitlich in anderen Kommunen angeboten wurden.“

Gestorben ist das Projekt also nicht. Die Stadt Attendorn habe der Volksbank laut Bürgermeister Pospischil unlängst angeboten, sich an einen Tisch zu setzen und gemeinsam zu überlegen, ob die Pflegeakademie andernorts in Attendorn realisierbar ist. Ein konkretes Gebäude habe die Stadt aber noch nicht im Blick.