Attendorn. Eigentlich ist Elmar Höniger aus Attendorn bereits seit Jahren offiziell in Rente. Doch er machte weiter. Jetzt feiert er ein seltenes Jubiläum.

Elmar Höniger bringt so leicht nichts aus der Ruhe. „Wenn er in der Vollstreckung für Mandanten war und jemand um Nachlass bat, da war er nicht zu knacken. Er saß immer da wie ein thronender Bär. Niemand konnte ihn vom Stuhl bringen. Er hatte immer ein gesundes dickes Fell“, sagt Rechtsanwalt Harald Kröning über seinen Kollegen in der Kanzlei Dr. Sangermann, Kröning und Partner in Attendorn. Wie ein Fels in der Brandung war der 70-Jährige als Sachbearbeiter für Mahn- und Vollstreckungsverfahren – und das sage und schreibe 50 Jahre lang. Keine Frage: Es ist ein ungewöhnliches Jubiläum. Ein halbes Jahrhundert hielt Elmar Höniger der renommierten Kanzlei in der Hansestadt die Treue.

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  • Die Kanzlei wurde bereits 1958 gegründet. Als Rechtsanwalt in Attendorn ließ sich Gerhard Geene im Ostwall 93 nieder. Drei Jahre später wurde er zum Notar ernannt.
  • 1979 gründeten Gerhard Geene und Dr. Hubertus Sangermann die Sozietät Geene und Dr. Sangermann. 1981 wurde Dr. Sangermann ebenfalls zum Notar ernannt. Die Kanzlei expandierte und die beiden Anwälte suchten neue Räumlichkeiten und wurden in der ehemaligen Villa Isphording in der Finnentroper Straße 15 fündig. Hier ist die Kanzlei heute noch.
  • 1987 nahm Rechtsanwalt Harald Kröning seine Tätigkeit in der Kanzlei auf. Es folgten 1995 Jens Sonderkamp und 2007 Petra Frey. Zudem kam im Mai 2022 Rechtsanwältin Carina Florath dazu.

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Rückblende. „Ich habe hier am 15. Juli 1973 angefangen, als Gerhard Geene die Kanzlei noch allein betrieb. Er hat mich damals als Bürovorsteher eingestellt“, erzählt der 70-Jährige. Die Anwaltschaft habe sich in all den Jahren total verändert: „Früher habe ich noch mit Schreibmaschine und Kohlepapier dazwischen geschrieben. Die Hektik und den Stress von heute gab es damals noch nicht. Da kamen jede Woche vier bis fünf Personen nur zum Reden, die ihre Probleme loswerden wollten.“ Elmar Höniger erinnert sich an eine Frau: „Sie war etwas korpulenter und hatte auf einer Kaffeefahrt ein Mittel zum Abnehmen gekauft. Sie sagte: Das sollte ich ins Badewasser tun. Das habe ich auch ein paar Mal gemacht, aber nichts abgenommen.“

Verabschiedung am 16. August

Früher sei alles viel aufwändiger gewesen, berichtet Höniger: „Das kann man sich nicht vorstellen. Als Lehrling hatte ich eine Akte mit Forderungen von monatlich 30 Mark. Es ging um 40 Zahlungen. Gebühren und Zinsen wurden alle mit der Hand ausgerechnet. Da gab es noch nicht mal einen Taschenrechner. Heute wird alles automatisch ausgerechnet.“

Am 16. August gibt es für Elmar Höniger und seine Frau Gisela die Verabschiedung im Yacht- und Ruderclub Attendorn mit allen Mitarbeitern der Kanzlei. Offiziell in Rente ging der Bürovorsteher im September 2018. „Herr Kröning sagte damals: Machen Sie weiter. Ich hätte das aber nicht gemacht, wenn es mir keinen Spaß gemacht hätte und das Klima im Büro nicht so gut gewesen wäre“, so Elmar Hönig.

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Zur Frage, warum gerade jetzt Schluss ist, sagt er: „Ich bin jetzt 70 geworden und das erste Mal Opa. Ich bin 30 Jahre verheiratet und 50 Jahre hier. Da habe ich gedacht, das ist ein gutes Jahr, um aufzuhören.“ In der neuen Freizeit will er mehr Fahrradfahren („Mit Rad und Schiff über die Donau“) und sich um sein großes Grundstück kümmern. Außerdem betreibt er eine kleine Großsittichzucht. Und seit 23 Jahren organisiert und moderiert er das Tauziehen in seinem Heimatort Schöndelt.

Zusammen mit Harald Kröning, der seit 1987 in der Kanzlei ist, war Elmar Hönig auch zuständig für die „Vortouren“ für Betriebsausflüge. Mit einem Vorführwagen eines Mandanten, der Inhaber eines Autohauses ist, habe man einmal auch eine solche Tour an die Mosel gemacht, um im Vorfeld alles abzuchecken, so Kröning, der schmunzelt: „Als wir dann später mit dem Bus an die Mosel kamen, sahen wir Mandanten, die gerade fremd gingen.“

Einen Betriebsausflug machte die Kanzlei auch zu Starlight Express und zum Kernwasserwunderland. „Wir beide hatten für abends eine Bar organisiert zum Essen. Da hatten wir aber nicht realisiert, dass es eine Kontaktbar war mit Telefon und Tanz. Unsere Mädels wurden damals von anderen Männern zum Tanz aufgefordert. Wir waren in einem Anmachladen gelandet“, schmunzelt Harald Kröning.

50 Frikadellen im Kofferraum

Und dann gibt es noch die Geschichte mit dem Bus eines Mandanten. Das Gefährt war nagelneu, doch abends explodierte bei dem Betriebsausflug die Kühlung auf der A 45. „Wir standen alle an der Leitplanke und es kam ein Ersatzbus“, erzählt Harald Kröning. Der kaputte Bus wurde repariert: „Als der Mandant ihn 14 Tage später aus der Werkstatt abholte, stank der Bus nach Verwesung, weil 50 Frikadellen von uns noch im Kofferraum lagen. Der Mann kriegte den Gestank nicht mehr aus seinem Bus raus. Er wollte uns beauftragen, die Werkstatt zu verklagen, weil sie die Frikadellen nicht aus dem Bus geholt haben. Davon haben wir ihm aber abgeraten.“

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Bei der Verabschiedung am 16. August gibt es sicherlich noch mehr solcher Anekdoten aus der langen Dienstzeit von Elmar Hönig zu erzählen.