Heggen/Kreis Olpe. Die letzten drei Flüchtlinge haben am Montag die ehemalige Jugendherberge in Heggen verlassen. Eine Ukrainerin dankt mit emotionalen Worten.

Am Montagvormittag verließen die letzten Bewohner die ehemalige Jugendherberge in Heggen – damit steht die interkommunal genutzte Unterkunft für Ukraine-Flüchtlinge nach mehr als 300 Tagen wieder leer. Ein älteres Ehepaar und eine alleinstehende Frau knipsten das Licht mit Beginn der neuen Woche aus. Und weil das so ist, wird der Kreis Olpe, der das Gebäude seit August 2022 angemietet hatte, früher als gedacht einen Schlussstrich unter die interkommunale Herberge machen.

+++ Hier lesen Sie: Bahn saniert Brückenbauwerk in Finnentrop +++

Der Vertrag mit der Gemeinde Finnentrop als Eigentümerin der Immobilie wurde zum 30. Juni gekündigt. Ursprünglich sollte der Betrieb erst zum 1. Oktober eingestellt werden. Doch weil aktuell kein Belegungsbedarf mehr bestehe, sei es jetzt schon zur Kündigung gekommen, erklärt Kreis-Sprecherin Stefanie Gerlach. Die kommunalen Flüchtlinge aus Finnentrop finden andernorts in der Gemeinde einen Unterschlupf, beispielsweise im neu aufgestellten Container am Lennedamm. Als gemeinsam von allen Städten und Gemeinden getragene Unterkunft steht damit „nur“ noch das ehemalige CJD in Eichhagen zur Verfügung.

Alla Polyanskaya (rechts, hier mit DRK-Mitarbeiterin Tanja Sander) lebte zwischenzeitlich in der ehemaligen Jugendherberge in Heggen. Die Ukrainerin bedankt sich mit emotionalen Worten via Facebook.
Alla Polyanskaya (rechts, hier mit DRK-Mitarbeiterin Tanja Sander) lebte zwischenzeitlich in der ehemaligen Jugendherberge in Heggen. Die Ukrainerin bedankt sich mit emotionalen Worten via Facebook. © Barbara Sander-Graetz

Sollte kein unerwarteter Zustrom an weiteren Flüchtlingen auf die Gemeinde Finnentrop zurollen, wird sie das große Gebäude in Heggen auch nicht mehr für Flüchtlingszwecke nutzen. „Wir werden uns bis zum Ende der Sommerferien jetzt intensiver Gedanken machen über die Frage, wie dort eine zukünftige Nutzung aussehen kann“, erklärt Bürgermeister Achim Henkel (CDU). Dazu muss man wissen, dass die Politik schon vor geraumer Zeit beschlossen hatte, die ehemalige Jugendherberge abzureißen und dort Wohnbauflächen zu schaffen, möglicherweise mit dem Fokus auf seniorengerechtem Wohnen. Offen ist noch die Frage, wie es mit der direkt angrenzenden, längst entweihten Kapelle weitergeht. Eine Interessensgemeinschaft aus dem Ort kämpft für deren Erhalt.

Dank an das Deutsche Rote Kreuz

Mit einem emotionalen Beitrag auf Facebook verabschiedet sich Alla Polyanskaya von „ihrer“ Jugendherberge. Die Ukrainerin lebte mit ihren zwei Kindern und ihrem Hund in der Notunterkunft. Sie hat mittlerweile zwar eine Wohnung in Heggen, kam aber bis zuletzt regelmäßig vorbei. In dem sozialen Medium schreibt sie unter anderem: „Es gab wunderschöne Kinderzimmer, die mit modernen Lernspielen und Spielzeug sowie Sportgeräten ausgestattet waren. Im Hof ​​gab es einen wunderschönen Sandkasten mit bunten Spielsachen, einen Mini-Fußballplatz mit Toren, Tischtennisplatten, Tischfußball. Für ihre Entwicklung kamen professionelle Lehrer zu den Kindern.“ Auch für Erwachsene sei viel getan worden, vom Deutsch-Kurs über das Chorsingen auf Deutsch und Ukrainisch und das Kochen festlicher Gerichte in der Küche bis hin zur Musik zu Weihnachten.

Alla Polyanskaya dankt in ihrem Beitrag vor allem dem DRK-Team, das für einen reibungslosen Ablauf in der ehemaligen Jugendherberge gesorgt habe. Sie schloss ihren Beitrag mit den Sätzen: „Eine tiefe Verbeugung vor dem deutschen Volk, das die ganze Zeit bei uns war und jeden unterstützt hat. Möge auf der ganzen Welt Frieden herrschen.“