Heggen. Zum 1. Oktober stellt der Kreis Olpe den Betrieb der Flüchtlingsunterkunft in der alten Jugendherberge in Heggen ein. Wie geht’s dort weiter?

Ludwig Rasche hält sich noch etwas bedeckt. Man müsse abwarten, wie sich die Flüchtlingszahlen in den nächsten Wochen entwickeln werden, betont der Erster Beigeordnete im Gespräch mit dieser Redaktion. Doch naheliegend sei der Gedanke schon, dass die Gemeinde Finnentrop spätestens ab Oktober die ehemalige Jugendherberge in Heggen wieder als eigene Unterkunft für Geflohene nutzt. „Uns gehört das Gebäude, wir haben keinen Zeitdruck, was den angedachten Abriss der Herberge angeht, und es ist gut möglich, dass wir die Jugendherberge zumindest im kleinen Rahmen wieder selber für die Unterbringung von Flüchtlingen nutzen.“

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Zumindest auf dem Papier betreibt der Kreis Olpe noch bis Ende September die Liegenschaft an der Ahauser Straße als interkommunale Unterkunft für Menschen, die dem Krieg aus der Ukraine entflohen sind. Kürzlich hatte der Kreis Olpe in einer Mitteilung jedoch seine Absicht erklärt, ab Herbst nur noch auf das CJD in Eichhagen zu setzen. Schlicht, weil viele Ukrainer mittlerweile auf dem privaten Wohnungsmarkt fündig geworden sind oder aber die Kommunen selbst Wohnraum zur Verfügung stellen, der Kreis die alte Jugendherberge also nicht mehr als gemeinschaftlich genutzte Unterkunft braucht. Überhaupt waren hier ausschließlich Flüchtlinge aus Wenden, Finnentrop, Drolshagen und Lennestadt untergebracht.

In der Spitze mehr als 100 Personen

„In den acht Monaten seit dem Einzug der ersten Geflüchteten in Heggen haben zahlreiche Menschen dort einen ersten Ankerpunkt gefunden, um im Leben im Deutschland anzukommen. In der Spitze waren bis zu 106 Personen dort untergebracht, darunter stets viele Kinder“, resümierte Kreisdirektor Philipp Scharfenbaum in besagter Mitteilung. Und er ergänzte: „Es ist eine gute Nachricht, dass die meisten Geflüchteten aus der Ukraine inzwischen in eine kommunale Unterkunft oder in vielen Fällen auch in eine eigene Wohnung umziehen konnten.“ Dies sei ein wichtiger Schritt in Richtung Normalität.

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Allerdings ist fraglich, ob der Kreis den Betrieb in Heggen tatsächlich bis in den Spätsommer aufrecht erhält. Nachdem am Mittwochabend weitere Menschen die Jugendherberge verließen, leben laut Angaben der Kreisverwaltung (Stand Donnerstagmittag) nur noch acht Geflohene in der Herberge. Zugewiesen wurden diese acht Menschen der Gemeinde Finnentrop und der Stadt Drolshagen, die Lennestadt zog „ihre“ Flüchtlinge schon vor einigen Tagen ab. Sollte die Gemeinde Finnentrop die Jugendherberge bald wieder alleine nutzen, stellt sich die Frage, ob eine Zusammenarbeit mit dem DRK, das bislang für den Betrieb in der Herberge (Verpflegung, Organisation von Behördengängen etc.) zuständig ist, sinnvoll und finanziell machbar ist. Oder, ob die Gemeinde auf den Fluren der Jugendherberge kleine Küchenzeilen einbaut.

Perspektivisch soll das große Gebäude abgerissen und auf dem Areal Wohnbauflächen, vor allem für Senioren, geschaffen werden. Offen ist noch die Frage, ob die direkt an die Herberge angrenzende Kapelle erhalten bleibt – dafür setzt sich eine eigens gegründete Interessensgemeinschaft im Dorf ein. Das letzte Wort ist hierbei noch nicht gesprochen. Insgesamt leben derzeit rund 500 Flüchtlinge in der Gemeinde Finnentrop, die laufend neue Zuweisungen bekommt, allerdings nicht mehr von Ukrainer wie noch letztes Jahr. Im kommenden Monat soll zudem ein neuer Container am Lennedamm seinen Betrieb aufnehmen. „Wir schaffen daher weitere Kapazitäten“, so Rasche. Und vielleicht leben wieder ausschließlich kommunale Flüchtlinge in der alten Jugendherberge in Heggen.