Heggen. Viele Bürger aus Heggen setzen sich für den Erhalt der alten Kapelle ein. Die Politik will jedoch erst später entscheiden – aus diesem Grund.
Mehr als 300 Bürger aus Heggen setzen sich aktiv für den Erhalt der ehemaligen Krankenhauskapelle an der Jugendherberge ein. Sie haben unlängst ihre Unterschrift unter einen entsprechenden Antrag einer Interessensgemeinschaft aus dem zweitgrößten Ort der Gemeinde gesetzt. Die Politik legte dieses Anliegen am Dienstagabend im Haupt- und Finanzausschuss jedoch vorerst aufs Eis. Und zwar mit der Begründung, dass der Zeitpunkt für eine Entscheidung über Abriss oder Erhalt noch gar nicht gekommen sei. Die Interessensgemeinschaft will nicht nur das längst entweihte Gotteshaus vor dem Abrissbagger schützen, sie setzt sich gleichzeitig auch für die Schaffung von seniorengerechten Wohnungen auf dem Gelände der Jugendherberge ein. Das Gebäude soll eines Tages abgerissen werden.
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Seit einigen Monaten wird die alte Herberge jedoch als interkommunale Unterkunft für Ukraine-Flüchtlinge genutzt. Die Kapelle dient in diesem Zusammenhang als Speisesaal. Der Kreis Olpe als Betreiber der Unterkunft und die Gemeinde Finnentrop als Eigentümerin haben sich vertraglich darauf verständigt, dass die alte Jugendherberge das gesamte Jahr 2023 als Notunterkunft genutzt wird. Möglicherweise auch danach. Wann also die Bagger anrücken, um sie abzureißen, steht noch in den Sternen. Klar ist nur, dass dies passieren soll und anschließend auf dem Areal an der Ahauser Straße Wohnbauflächen insbesondere für Senioren entstehen sollen – so wie es die Interessensgemeinschaft fordert. Doch einen Zeitplan gibt es noch nicht, weshalb die Politik keinen Bedarf sieht, schon heute über die Zukunft der Kapelle zu entscheiden.
Entscheidung so erwartet
Für CDU-Fraktionschef Ralf Helmig ist eines aber klar: „Die Erhaltung der Kapelle als singuläres Bauwerk schließen wir aus, da sie wegen fehlender Energieversorgung bzw. Sozialräume autark nicht existieren kann.“ Einem dauerhaften Überleben der Kapelle würde die CDU nur dann zustimmen, wenn auf dem Gelände der Jugendherberge, das bis Ende der 1970er Jahre ein Krankenhaus war, ein neues Wohngebäude entsteht, das die Versorgung der Kapelle sicherstellt. Die Freien Wähler und die SPD sehen das genauso. Doch dafür braucht es auch noch einen Investor bzw. Betreiber, der seniorengerechtes bzw. betreutes Wohnen umsetzen würde.
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Völlig überraschend kommt die politische Entscheidung, den Antrag vorerst auf Eis zu legen, für Jochen Schäfer nicht. Das Mitglied der Interessensgemeinschaft weiß darum, dass aktuell „kein dringlicher Entscheidungsbedarf“ besteht, gleichwohl hätte er sich ein Signal gewünscht, dass man den Willen vieler Heggener Bürger ernst nehme. Zumal die Politik suggeriert habe, dass das Interesse am Erhalt der Kapelle in Heggen selbst sehr überschaubar sei. Was laut Schäfer und seinen Mitstreitern schlichtweg falsch sei, die mehr als 300 Unterschriften würden dies auch belegen. „Deswegen wäre auch keinem Politiker ein Zacken aus der Krone gebrochen, wenn sie ihre Meinung geändert hätten“, sagt Schäfer.
Brisant ist die Kapellen-Entscheidung auch vor dem Hintergrund, dass der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) das einstige Gotteshaus unter Denkmalschutz stellen möchte – die Finnentroper Politik dieser Idee Ende vergangenen Jahres jedoch einen Riegel vorschob. Auch hierbei ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.