Attendorn. Monatelang haben Einzelhändler, Marktbeschicker und die Stadt über den künftigen Standort des Wochenmarktes diskutiert. Das ist nun die Lösung.

Die Standort-Frage des Attendorner Wochenmarktes ist geklärt: Nach monatelanger Diskussionen haben sich die betroffenen Marktbeschicker, die ansässigen Händler und die Stadt auf einen klassischen Kompromiss geeinigt. Dieser sieht vor, dass der mittwochs und samstags von 8 bis 13 Uhr stattfindende Markt grundsätzlich auf dem Rathausplatz bleibt – allerdings mit der Option, dass sich die Markthändler auf der angrenzenden Kölner Straße (Fußgängerpassage) bis hin zum Dom Carré bzw. Alter Markt aufstellen können. Der Alte Markt selbst als historisch gewachsener Platz für den Wochenmarkt bleibt damit allerdings frei.

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Zur Freude der Marktbeschicker, die schon im November 2020 kurz nach dem Standort-Wechsel vor das Rathaus in einem Schreiben deutlich gemacht hatten, genau hier auch ihre Zukunft zu sehen. Damals mussten sie – mal wieder – den Alten Markt räumen, um Platz zu machen für den großangelegten Umbau von Alter Markt und Kirchplatz, die mittlerweile abgeschlossen sind. Der Platz vor dem Rathaus bietet aus Sicht der Beschicker einige Vorteile, vor allem lasse sich dort der Verkehr besser abwickeln und der logistische Aufwand sei deutlich geringer als auf dem Alten Markt. Zudem würden viele Kunden wegen der Parkplatz-Lage lieber vor das Rathaus kommen.

Für größere Events weichen

Hinzu kommen die Probleme, die der Alte Markt mit sich bringt. An diese erinnerte Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) am Mittwochabend im Haupt- und Finanzausschuss. Zum einen musste der Wochenmarkt in der Vergangenheit immer mal wieder weichen für größere Veranstaltung auf dem Alten Markt, etwa für Weinfest oder Martini-Markt. Zum anderen sei die Fläche zwischen Südsauerlandmuseum und Kirchplatz deutlich kleiner als die vor dem Rathaus. Pospischil: „Deswegen kam es immer wieder zu Konflikten wegen der Platzzuteilung, übrigens auch zwischen Marktbeschickern und den ansässigen Gastronomen.“

Deborah Riedesel (Archivbild) hat sich mit einem Kaffeemobil selbstständig gemacht. Sie will Besucher auf den Wochenmärkten in Attendorn, Plettenberg und Lüdenscheid mit
Deborah Riedesel (Archivbild) hat sich mit einem Kaffeemobil selbstständig gemacht. Sie will Besucher auf den Wochenmärkten in Attendorn, Plettenberg und Lüdenscheid mit "Speciality Coffee" überzeugen.  © Privat

An der Ausarbeitung des Kompromisses war Martin Pursian, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, maßgeblich beteiligt. Er ist zufrieden: „Der Beschluss entspricht zu 100 Prozent dem, was wir Einzelhändler gemeinsam mit den Markthändlern und dem Ordnungsamt der Stadt ausgearbeitet haben. Auf dieser Grundlage können wir nun versuchen, unseren Wochenmarkt attraktiver zu gestalten und ihn auszubauen. Dieser Beschluss eröffnet uns die Möglichkeit, den Markt in Zukunft wieder mit dem ein oder anderen Händler mehr zu bestücken.“ Perspektivisch brauche es dafür auch ein neues Wochenmarkt-Konzept.

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Dass dieser nun gefundene Kompromiss nicht alle glücklich macht, zeigte sich am Mittwoch im Ausschuss: Die Fraktion „Union für Attendorn“ (UfA) stimmte gegen den Beschlussvorschlag und brachte ihrerseits einen eigenen Antrag ein, der jedoch ablehnt wurde. Der UfA ist es wichtig, dass der Alte Markt vom Marktgeschehen nicht „ausgeschlossen“ wird und die Fraktion sieht hier den idealen Standort für saisonale Anbieter wie den Spargelverkäufer. „Durch diese Fläche hätten wir noch mehr Verteilungsmöglichkeiten und könnten Konflikte vermeiden“, betonte Sascha Koch, der zudem an die Händler aus der Ennester und Niedersten Straße sowie aus der Wasserstraße erinnerte. Sie würden sich immer weiter vom eigentlichen Markttreiben entfernen.

Vorwurf der Eigeninteressen

Aus Sicht seiner Fraktion gebe es keinen Grund, eine Entscheidung zwischen Alter Markt und Rathausplatz zu treffen – beide Standorte samt dazwischenliegender Fußgängerpassage seien möglich. Im Übrigen könnten auch die Beschicker, die sich vor dem Rathaus mittlerweile heimisch fühlen, dort bleiben. Angesäuert reagierte die UfA auf eine Bemerkung von SPD-Ratsvertreter Wolfgang Langenohl, den das Gefühl beschlich, bei dem Antrag spiele das Eigeninteresse eine Rolle. Dafür muss man wissen, dass etwa Nicole Kost mit ihrem Wein- und Spirituosengeschäft direkt am Kirchplatz sitzt oder auch Konditor Markus Harnischmacher nicht weit entfernt vom Alten Markt in der Niedersten Straße sein Geschäft hat. „Das ist eine sehr anmaßende Aussage“, entgegnete Kost und Sascha Koch meinte, diese persönliche Diskreditierung „geht gar nicht“, man habe in dem Antrag ausschließlich sachliche Argumente vorgebracht.

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„Der Alte Markt wird ein zentraler Platz bleiben und wir machen ihn keineswegs unattraktiv. Durch diesen Kompromiss dezentralisieren wir unseren Wochenmarkt und schaffen eine Achse, die den oberen Teil unserer Stadt belebt“, lobte hingegen SPD-Fraktionschef Uli Bock. Er betonte, dass man die Wünsche der Beschicker sehr ernst nehmen müsse, denn: „Die Zeiten, in denen wir uns die Markthändler aussuchen konnten, sind längst vorbei. Heute ist es genau andersherum. Die Markthändler suchen sich ihre Städte aus.“ Es sei wichtig, die Markthändler „zu pflegen, aktiv zu bewerben und sie zu bauchpinseln“, ergänzte Winfried Richard. Die Neuakquise von Markthändlern hat sich auch die Stadt ganz oben auf die Fahne geschrieben. Als „gute Lösung“ beschrieb auch Kathrin Rameil (CDU) den Kompromiss, der nach über einem Jahr Diskussion nun einen Schlussstrich unter die leidige Standort-Frage ziehen soll.