Heggen. Die Gemeinde Finnentrop hat ein Gutachten in Auftrag gegeben, nachdem Mauersegler und Fledermäuse an der Jugendherberge gesichtet wurden.

Es wäre kein Novum, dass die Umsiedlung streng geschützter Tierarten ein größeres Abrissvorhaben erschweren, im schlimmsten Fall sogar verhindern würde. Tatsache ist: Rund um die Jugendherberge in Heggen, die der Abrissbirne zum Opfer fallen soll, sind Mauersegler und Fledermäuse gesichtet worden. Daraus machen weder das Fachamt Umwelt des Kreises, das von einer „möglichen Artenschutzproblematik“ spricht, noch Brigitte Kümhof aus dem Amt für Planen, Bauen und Wohnen im Finnentroper Rathaus ein Geheimnis. Dennoch geben sich beide Seiten zuversichtlich, dass die streng geschützten Tierarten dem geplanten Abriss nicht im Wege stehen werden.

Wie berichtet, sollen auf dem rund 11.000 Quadratmeter großen Grundstück an der Ahauser Straße nach dem Abriss Ein- und Zweifamilienhäuser, möglicherweise auch Formen des Betreuten Wohnens, entstehen, um dem großen Bedarf an Wohnflächen gerecht zu werden.

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„Die Artenschutzproblematik ist nach Einschätzung des Fachdienstes Umwelt durch eine Umsiedlung der Tiere lösbar“, heißt es aus dem Kreishaus. Wie genau, das erklärt Brigitte Kümhof: Wenn die Mauersegler im Mai aus ihren warmen Winterquartieren zurückkommen, sollen sie durch eine bestimmte Methode zur nahe gelegenen Grundschule in Heggen gelotst werden.

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„Wir werden versuchen, an der Grundschule neue Nistquartiere für sie zu schaffen“, betont Kümhof in dem festen Glauben, dies auch zu schaffen. Entsprechende Kästen für den Unterschlupf der Vögel, die sich vorzugsweise auf höher gebauten Gebäuden niederlassen, habe die Gemeinde schon bestellt. Wie man die Fledermäuse jedoch zur freiwilligen Umsiedlung bewegen kann, das müsse man noch klären.

Abriss statt Sanierung im Bestand

Helfen soll dabei ein externes Fachbüro, das sich laut Kümhof bestens mit Mauerseglern und Fledermäusen auskenne und im Auftrag der Gemeinde nun ein Gutachten erstellen wird. „Das wird aber einige Zeit in Anspruch nehmen, weil die Tiere derzeit noch in ihren Winterquartieren sind.“ Die Gutachter würden „über den Sommer“ unter anderem herausstellen, wo genau sich die Mauersegler eingenistet haben und welche Fledermausarten an der Jugendherberge in Heggen vorkommen – und anschließend Handlungsempfehlungen geben.

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Vor knapp einem Jahr hatte die Politik das einstimmige Votum abgegeben, die leerstehende und zuletzt als Flüchtlingsunterkunft genutzte Jugendherberge abzureißen. Erste Überlegungen, die Jugendherberge im Bestand zu ertüchtigen, wurden nach Vorlage eines externen Gutachtens wieder verworfen: Eine Sanierung im Bestand sei viel zu aufwändig, deshalb ein Abriss die einzig sinnvolle Alternative. Unklar ist noch, ob die angrenzende Kapelle erhalten bleibt oder ebenfalls der Abrissbirne zum Opfer fällt – Dorfverein und Heimatbund haben sich bereits für erste Variante ausgesprochen.